Jamaica Lane - Heimliche Liebe
Kollege?«
»Nein, ein Student. Schreibt gerade an seiner Doktorarbeit.« Mein Tonfall sagte deutlich: Ich will nicht darüber reden , und erstaunlicherweise beendete Ellie die Inquisition und fragte stattdessen: »Wie gefällt dir eigentlich die Arbeit?«
»Gut. Ich habe zwar keine nennenswerten Aufstiegschancen, aber das Klima ist angenehm, und ich mag meine Kollegen. Ich glaube nicht, dass ich da so schnell wieder wegwill. Und bei dir?«
»Meine Dissertation ist fast fertig. In der Fakultät überlegen sie schon, ob sie mir einen Jahresvertrag als Dozentin geben wollen. Sie sind beeindruckt von mir und meiner Arbeit, deswegen haben sie mir gestern inoffiziell mitgeteilt, dass sie erwägen, mir eine Stelle anzubieten.«
Ellie war Kunsthistorikerin. Ich verstand nicht viel von Kunstgeschichte, aber ich wusste, dass sie ihrem Stiefvater Clark nacheiferte und von einer Karriere in Lehre und Forschung träumte. Insofern waren das wunderbare Neuigkeiten.
»Du hast mir gar nichts davon erzählt«, sagte Joss leise und nahm vorsichtig ein Sandwich vom Teller.
Ellie zuckte mit den Schultern. »Ich wusste nicht so recht, ob ich es erwähnen soll, für den Fall, dass nichts draus wird.«
»Na klar wird da was draus, Els«, sagte Joss bestimmt. »Ich bin stolz auf dich.«
»Ich auch.«
Ellie schenkte uns ein aufrichtiges Lächeln. »Danke.«
»Dann werden wir uns ja vermutlich bald wegen neuer Anschaffungen für die Bibliothek unterhalten.«
»Okay. Vielleicht kannst du mir bei der Gelegenheit deinen Schwarm zeigen.«
Ich nickte lächelnd, bevor ich einen großen Schluck von meinem Mojito trank. Warum spürte ich, wenn ich an Benjamin dachte, auf einmal keine Schmetterlinge und keine freudige Erregung mehr?
Kapitel 16
I ch war glücklich.
Einfach nur zufrieden und glücklich.
Und ich hatte nicht die geringste Absicht, diesen Zustand zu hinterfragen.
Denn ihn zu hinterfragen wäre ein todsicherer Weg gewesen, das Gefühl zu zerstören.
Ich lag auf dem Sofa, den Kopf auf einem Kissen, die Beine auf Nates Schoß, und beobachtete ihn aus dem Augenwinkel, während er fernsah und dabei gedankenverloren meinen Knöchel streichelte.
Unsere sexuelle Beziehung war innerhalb der vergangenen zwei Wochen immer intensiver geworden, bis ich fast all meine Hemmungen verloren hatte. Der Sex mit Nate war unkompliziert. Bei ihm fühlte ich mich nicht unsicher und zerbrach mir nicht andauernd den Kopf darüber, ob ich vielleicht etwas falsch machte.
Meine Selbstsicherheit war gewachsen, trotzdem ging ich Benjamin nach wie vor aus dem Weg. Stattdessen war ich ganz in meiner Welt aus Sex und Spaß und Gelächter und Nate gefangen. Wie früher verbrachten wir viel Zeit zusammen, nur dass wir jetzt obendrein auch noch Sex hatten.
Ziemlich grandiosen Sex.
Wir trafen uns nie bei Nate zu Hause – ich hatte seine Wohnung noch nie betreten –, weil er lieber bei mir war, und dementsprechend oft kam der Zweitschlüssel zum Einsatz. Heute hatte ich mich besonders gefreut, als ich nach Hause kam und Nate auf meiner Couch vorfand, wo er Kartoffelchips aß und Fernsehen schaute. Ich kam gerade von dem gemeinsamen Essen mit Dee, das Dad mir einige Wochen zuvor vorgeschlagen hatte. Ich war ein wenig aufgewühlt – bis ich Nate in meinem Wohnzimmer sitzen sah.
Ich beugte mich zu ihm herab und gab ihm einen Kuss auf die Schläfe, um ihm zu zeigen, dass ich mich über seinen Besuch freute. Dann ging ich ins Schlafzimmer, um das seidene Nachthemd anzuziehen, das er mir geschenkt hatte. Als ich danach zu ihm zurückkam, sah er mich nur einmal an und klopfte dann neben sich auf die Couch. Ich rollte mich neben ihm zusammen und ließ mich von ihm in die Arme nehmen.
»Geht’s dir gut?«, fragte er und drückte mir einen Kuss aufs Haar.
Ich nickte. »Es war nur … ach, ist nicht so schlimm. Wir haben die meiste Zeit über Mom geredet. Danach fühle ich mich immer wie durch den Fleischwolf gedreht.«
Daraufhin kuschelte er eine Weile mit mir. Das war wundervoll.
Auf dem Couchtisch summte Nates Handy, und ich nahm die Beine von seinem Schoß, damit er rangehen konnte. Er tippte auf das Display und las stirnrunzelnd die eingegangene SMS .
»Alles in Ordnung?«
»Die war von Cam«, sagte er. »Ich glaube, er schöpft so langsam Verdacht. Er will wissen, warum ich nie Zeit habe.«
»Sag ihm einfach, du bist gerade dabei, eine Frau klarzumachen. Wer genau diese Frau ist, muss er ja nicht wissen.«
»Das habe ich in letzter Zeit so oft
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