James Bomb 1 - James Bomb 006 jagt Graf Dracs
Tagesanbruch war.
Bomb schlich zum Zimmer Carmillas und Millarcas zurück.
Geräuschlos öffnete er die Tür, das Weihwasserspray sprühbereit in der Rechten.
Er verharrte kurze Zeit regungslos an der Schwelle, bis er die regelmäßigen Atemzüge des zweileibigen Schwestervampirs vernahm. Er bewegte sich vorsichtig vorwärts, wobei er beinahe über sein achtlos auf dem Boden zurückgelassenes Smokinghemd gestolpert wäre, bis er an dem schwarzbezogenen Doppelbett vor Draculas Töchtern stand, mit denen er sich noch vor einer knappen Stunde in wollüstiger Raserei gewälzt hatte.
Ihn schauderte, als er an die vor ihm liegende Aufgabe dachte.
Carmilla und Millarca lagen, sich eng umklammernd, nackt und von satanischer Schönheit vor ihm. Liebreizend und doch verderbt, die Lippen einander berührend zum blutschänderischen Kuß, in ihren Mundwinkeln noch die Tropfen getrockneten Blutes ihres letzten Mahles. Schutzlos entblößt, unter den Hügeln vierer milchweißer Brüste, sah 006 die alabasterne Brücke des Fleisches, die die beiden Körper der Vampire miteinander verband und in der ihr gemeinsames Herz schlug. Es schimmerte rötlich durch die wächserne Haut und pumpte das geraubte Blut zahlloser Unglücklicher durch den unverwesbaren Leichnam des Vampirs, unermüdlich und in alle Ewigkeit, wenn es jetzt nicht endlich zum Stillstand gebracht wurde.
Geräuschlos zog Bomb den großen schwarzen Eichenholzkeil aus seiner Halterung. Mit der Linken setzte er die Spitze des Holzes über das zuckende Herz des Ungeheuers. Mit der Rechten hob er den schweren Hammer weit über seinen Kopf.
Dann schlug er mit aller Kraft zu.
Mit Grausen spürte er, wie das Holz geschoßartig in das pulsierende Fleisch drang.
Ein zweifacher gräßlicher, grauenhaft tierischer Schrei, wie ihn Bomb nie zuvor vernommen hatte und wie er ihn auch nie mehr zu vernehmen hoffte, drang aus zwei aufgerissenen Mündern, weithallend, dann schaumig und gurgelnd abbrechend.
Vier Augen quollen blutunterlaufen, den unerbittlichen Henker anklagend, aus ihren Höhlen.
Vier Hände krallten sich mit teuflischer Kraft um den endgültig todbringenden Pfahl und versuchten vergeblich, ihn aus dem zerstörten Herzen zu ziehen.
Zwei nackte Körper warfen sich verzweifelt hin und her, obszön die Beine spreizend, um das unausbleibliche Ende von sich zu schütteln. Bomb warf sich mit aller Kraft auf den aufragenden Pfahl, hielt ihn nieder, griff hinter sich und stopfte eine Handvoll Knoblauchknollen in die aufgerissenen Medusenmäuler des Zwillingsvampirs, bis tief in den gurgelnden Rachen.
Er riß das Nato-Kampfmesser aus seiner Scheide und trennte mit zwei kurzen Hieben die Köpfe Millarcas und Carmillas von ihren Rümpfen. Dann trat er zurück und erbrach sich.
29
Ein Geräusch hinter seinem Rücken, ein eisiger Lufthauch in seinem Nacken, ließen ihn herumfahren.
Graf Dracula stand in der Tür.
Der Todesschrei seiner Töchter hatte ihn geweckt.
Das bleiche Gesicht des alten Vampirs war eine grauenvolle Fratze tückischer Bosheit und höllischer Wut. Folter, Mord und Rache tobten auf seinen Zügen. Seine Augen quollen blutunterlaufen aus ihren Höhlen, die großen Wolfszähne bleckten aus ihren Lefzen. Geifer troff von seinen blutleeren, verzerrten Lippen, die knochigen, klauenartigen Hände mit den spitzen, hornigen Nägeln erhoben sich nach seinem Opfer krallend in die Luft.
Bomb versuchte in rasender Eile den Eichenpfahl aus Camillarca zu ziehen, aber in höhnischer, unüberwindlicher Kraft klammerten sich vier Knochenhände um das Werkzeug, das sie gepfählt hatte, und hielten es unverrückbar fest.
Schon stürzte sich Dracula mit teuflischem Fauchen auf Bomb.
Der Agent ließ den Pfahl los und konnte sich nur mit Mühe des ersten Ansturms des Vampirs mit einer Ladung Weihwasserspray erwehren.
Dracula wich aufbrüllend und spuckend zurück, er schlug wild um sich, um den geweihten Nebel zu zerteilen.
Bomb benützte die wenigen Sekunden, um durch die Tür zu entkommen. Ein rascher Blick aus den Gangfenstern zeigte ihm, daß die noch unterm Horizont stehende Sonne bereits die höchsten Wipfel der umliegenden Berge in roten Morgenschein zu tauchen begann. Also nach oben. Er raste die breiten Treppen hinauf, die nach dem zweiten Stockwerk in die enge Wendeltreppe, die zum höchsten Schloßturm, zum Burgfried, mündeten.
Er hastete die ausgetretene steinerne Spirale empor.
Wieder hörte er Graf Dracula hinter sich keuchen, der näher und näher
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