James Bomb 1 - James Bomb 006 jagt Graf Dracs
ihm dumpfes Dröhnen, bröckelnder Kalk aus den Fugen der Mauer und höhnisches Gelächter an, daß das Monstrum, seines Sieges sicher, sein Werk bereits begonnen hatte.
Mein Gott, dachte Bomb, gibt es denn gar keine Lösung? Er blickte verzweifelt um sich.
Ein leichter Wind begann die Nebelfetzen, die um den Turm hingen, vor sich herzutreiben.
Diese Brise bewegte auch eine Standarte, die, bisher von Bomb unbemerkt, auf einer hölzernen Fahnenstange, die zwischen den steinernen Zinnen herausragte, schlapp und regungslos hing. Sie blähte sich auf und knatterte leise im Wind.
Eine Fahnenstange, eine hölzerne, spitze Stange!
Bomb rannte los, brach mit gewaltiger Kraftanstrengung die unterarmstarke und zwölf Fuß lange Stange aus ihrer Halterung und rannte zur Tür zurück.
Mit gesenkter Fahnenspitze, die auf den zu erwartenden Todfeind wies, nahm er, mit dem Rücken an die steinernen Zinnen gelehnt, Aufstellung.
Keinen Augenblick zu früh!
Unter dem letzten wuterfüllten Ansturm des Vampirs barst die Tür aus ihren Angeln. Dracula brach mit ihr aus der Mauer und stürzte heraus, sie unter sich begrabend.
Schäumend vor Wut richtete sich der Dämon auf, um sich auf Bomb zu stürzen.
Da brach der erste schmale Sonnenstreif durch die Wolken. Er fiel direkt auf das scheußliche Haupt des Vampirs.
Dem geifernden Mund und dem Gewirr der spitzen, gefletschten Zähne entquoll ein angstvolles Kreischen. Die krallenbewehrten Hände ruckten abwehrend vor die rotgeäderten Pupillen, um das lähmende Licht der Sonne abzuhalten. Der Vampir war geblendet und für einen kurzen Augenblick ohne Deckung.
Schon sprengte der edle Sir James Lanzelot Bomb auf Schusters Rappen mit vorgestreckter Lanze heran wie weiland der Ritter St. Georg mit verhängten Zügeln gegen den Drachen.
Die hölzerne Spitze der Fahnenstange drang Graf Dracula in die Brust, durchbohrte sein teuflisches Herz und nagelte ihn auf den morschen Bohlen der unter ihm liegenden Tür fest, wo ihn 006, der furchtlose Agent Ihrer britischen Majestät, mit unerbittlicher Kraft niederhielt.
Der Urlaut des Bösen, der Schrei der sich geprellt sehenden Hölle, entfuhr dem Monster. Er drang weit über die düsteren Wälder dahin, tief in die erschreckten Täler hinein. Lang, gellend und voller Qual, um dann mit einen gräßlichen Gurgeln zu enden.
Bomb hielt die Stange im Herzen seines Gegners unter Aufbietung seiner letzten Kraft fest. Das Monster unter ihm bäumte sich wieder und wieder auf. Endlich sanken die Krallen der behaarten Hände, die den Pfahl umklammerten, herab. Die rotgeäderten Augen Draculas flössen als schwärzlicher Schleim aus ihren gähnenden Höhlen, die Zunge wälzte sich unter gräßlichen Zuckungen aus ihrem stinkenden Verlies. Klumpen fauligen Fleisches lösten sich von der Stirn, von den Wangen, vom Kinn, sie fielen zur Erde und wurden zu Staub. Die Muskeln des Körpers schrumpften und verwesten, der Leib blähte sich auf und sank dann in sich zusammen.
In wenigen schauderhaften Sekunden war der sonst Monate und Jahre dauernde Verwesungsprozeß beendet. Dann lag ein gebleichtes Skelett vor Bomb, aufgespießt auf einer hölzernen Stange, an der das verschimmelte Emblem des Geschlechts derer von Dracula hing: eine schwarze Fledermaus auf blutrotem Grund.
Von Ekel geschüttelt hob Bomb das Skelett an der Stange in die Höhe, schob es über die steinernen Zinnen hinaus, trennte mit einem Schlag den Schädel vom knöchernen Rumpf und ließ die Reste des Vampirs in die Tiefe poltern.
Und ringsum aus den schwarzen Wäldern Transsylvaniens erscholl das Geheul der Wölfe, brach sich vielhundertfach im Echo der Berge und Täler.
Bomb lief die Treppen hinunter in sein Zimmer und warf seine Habseligkeiten in die große Reisetasche. Als er die Treppen herunter in die Halle gerannt kam, schoß jaulend mit eingekniffenem Schwanz ein räudiger, struppiger Wolf, dem die weißgepuderte Lakaienperücke noch zwischen den Ohren hing, zur Eingangstür hinaus und raste über den Hof davon.
„Verfluchtes Spukschloß“, stieß Bomb hervor, setzte sein Gepäck ab und holte sein goldenes Dupont-Feuerzeug hervor — eine Imitation made in Hongkong mit der Gravierung „von M für J“ — die erste und letzte Morgengabe seines Chefs. Was tut man nicht alles für sein berufliches Fortkommen.
Er trat zu den hohen gotischen Fenstern und hielt die flackernde Flamme an den brüchigen, zundertrockenen Brokat der schweren Portieren . Die Flamme fraß sich
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