James Bomb jagt das geklonte Monster
Beinbruch, mei Gudster, dann warde mer ähm noch a Weilchen! Ich genne das, mein Eechon gann ja ieberhaupt nich mähr, abber bei deem gommd’s vom Saufen, den hamm de Russ’n mid ihr’m Wodga gabudd gemachd.“
Sie langte zum Nachtkästchen und schob sich mit rosigen Wurstfingern eine Marzipanpraline in den gespitzten Mund.
007 notierte in seinem Gehirn, daß der ostdeutsche Minister für Volksgesundheit an Impotenz litt, verursacht durch Trunksucht - er befürchtete aber, daß M durch diese Nachricht nicht allzusehr beeindruckt sein würde -, die Welt war schließlich voll von impotenten Regierungsmitgliedern.
„So isses ähm“, lamentierte die dicke Wilhelmine weiter, „unsre Genossen saufen zu viel, und ihr im Westen mänadschert zu viel. Geen Wunder, wenn die Männer heidzutache im Bette nich mähr ihrn Mann stähn.
Gomm, nimm doch eene von den Pralinen, die ich mitgebracht habe. Zucker is immer gud. Ich hab’ se extra aus’m KaDeWe 7 besorchen lass’n, s’is nich son Grobbzeich wie aus ’n HO!“
Sie preßte ihren Bauch zärtlich an den Agenten und stopfte ihm das Konfekt in den Mund:
„Daß de widder zu Gräften gommsd, mei Gudster!“
007 zwang sich zu einem dankbaren Nicken. Mein Gott, er war einfach zu alt für derartige Aufgaben. Wie oft hatte er M schon klarzumachen versucht, daß er keine dreißig mehr war, aber der kannte natürlich kein Erbarmen.
Schon vor zwei Jahren, als er den Job bei der versoffenen Gattin des texanischen Präsidentschaftskandidaten in Dallas übernehmen mußte, waren bei ihm beträchtliche virile Schwierigkeiten auf getreten.
Was hatte ihm dieses bourbongetränkte Weib mit ihrem ewigen „Yippie, steig auf, Cowboy“ genervt. Er hatte es weiß Gott nicht einfach gehabt, aber es war immer noch besser gewesen als dieser ostdeutsche Kleinbürgermief hier.
Die dicke Wilhelmine mit ihrer Vorliebe für zuckrigen Moselwein und Lübecker Marzipan, mit ihrem süßen Getue, ihrem schwabbeligen Fett und ihrem fürchterlichen Dialekt brachte ihn wiederholt an den Rand der Impotenz.
Er hatte des öfteren versucht, ihrem desillusionierenden Anblick zu entgehen, indem er das Licht löschte, aber seine fette Bettgenossin war partout auf Liebe im Hellen eingestellt. Manchmal gelang es ihm, wenigstens ihre doppeltgefaltete lachsfarbene Großraumunterhose über die Nachttischlampe zu stülpen, aber gegen ihr enervierendes Gebabbel nützte das natürlich auch nichts.
Sie redete ununterbrochen - ohne Punkt und Komma.
Vorm Bumsen, beim Bumsen und nach dem Bumsen.
Und näherte sie sich ihrem - von 007 mühsam erarbeiteten - Höhepunkt, dann stammelte sie in ihrem entsetzlichen Sächsisch:
„So ... ja... so is gud...
ja... mach weider...
her nich uff...
oh, o ja:
jetz!
jetz... jetz... oh... oh... ja... ja... h... chetz... cheetz!
……
Oh, das war scheene! ’s war so scheene!
Du hast mich fix und fertsch gemachd, du Süßer, du...
Ich globe, ich mechte gleich nochemal!“
Sie war ein unersättlicher Haufen Fett.
007 seufzte in sich hinein. Ihm war alles vergangen. Aus, Ende, Finito. Tote Hose. Er konnte nicht mehr.
Das Telefon schrillte.
Der Agent 007 schrak aus seinen frustrierten Gedanken.
Er löste sich aus dem sächsischen Busengebirge und warf einen Blick auf seine Armbanduhr.
Es war vier Uhr vierzig Minuten.
„Ei, wer ruft denn dich um diese Zeid noch an?“ wollte Wilhelmine wissen. Sie richtete sich eifersüchtig auf.
„Keine Ahnung, mein Schatz!“ sagte 007 müde.
Er stand auf, ging zum Telefon hinüber und hob ab.
„Ja?“ sagte er.
Eine Männerstimme grölte fürchterlich falsch in den Apparat: „Ich hab’ noch einen Koffer in Berlin ...!“
Das war 006! Es war der von M festgelegte Code, daß die Fluchtaktion seines Kollegen unmittelbar bevorstand.
Und 007 antwortete, wobei er versuchte wütend zu klingen: „Lassen Sie mich doch in Ruhe, Sie Suffkopf!“
Lautstark knallte er den Hörer auf.
Auch dieser Satz war vereinbart, er bedeutete so viel wie ,Roger’ .
„Nu, wer war’s denn?“ Wilhelmine war immer noch mißtrauisch.
„Irgendein Besoffener“, sagte 007.
Er mußte jetzt so bald als möglich West-Berlin benachrichtigen. Zunächst aber mußte er das unersättliche Schweinchen Dick noch einmal zufriedenstellen, sonst hatte er keine Chance, sie aus dem Haus zu kriegen.
Seufzend kroch er zurück auf die Bettcouch.
Seine Geliebte streckte ihm freudig die Arme entgegen.
Er knipste die Nachttischlampe aus und versuchte, sich
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