James Bomb jagt die Zombies
Armutszeugnis, wenn die britische Botschaft auf Little Gargantua keine eigene hätte“, scherzte er.
Bomb spähte wieder hinunter.
Hinter Ines tanzten noch mehrere weißgekleidete Frauen mit weißen Turbanen in den Hof. Dabei sangen sie inbrünstig:
„Damballa Queddo,
Nous p’vini.“
„Das heißt: O Damballa, wir kommen“, übersetzte Sir Humbert.
Bomb war jetzt, da das kleine Luder Ines beteiligt war, etwas mehr bei der Sache.
Er war direkt gespannt, was folgen würde.
Der alte Papaloi stand nun mit dem Gesicht zu ihnen unter dem Baldachin, die weißgekleideten Frauen und eine gleiche Anzahl von Männern setzten sich links und rechts von ihn . nieder.
Die Trommeln dröhnten, und Mambo Ines drehte sich schneller und schneller um ihre eigene Achse, bis sie schließlich zu Boden stürzte.
Im gleichen Augenblick verstummten die Trommeln.
Der alte Priester sprach mit dumpfer Stimme die Eröffnungsworte:
„Soleil levé nanl’est,
li chouché nan Guinea.“
„Die Sonne erhebt sich im Osten und geht in Guinea zur Ruhe“, flüsterte Sir Humbert.
Alle Anwesenden begannen zu singen:
„ Cote soleil levé?
Li levé nans l’est.
Coté soleil couché?
Li chouché nans Guinea.“
Der Botschafter übersetzte: „Wo steigt die Sonne auf? Sie steigt im Osten auf. Wo geht die Sonne unter? Sie geht in Guinea unter.“
Danach wurde aus dem Geisterhaus ein Hahn herausgebracht, und während des monotonen Singsangs bauten einige Helfer unter dem Baldachin einen kleinen Altar auf. Eine hölzerne, weibliche Figur, einen halben Meter groß, wurde darauf gestellt. Sie trug auf ihren langen schwarzen Haaren ein Diadem, ihr Hals war mit Perlen geschmückt, angetan war sie mit einem prächtigen Gewand und einer bestickten Schärpe.
„Das ist die Mätresse Ezilée, die heilige Maria des Voodoo!“ flüsterte Sir Humbert.
Nun wurden Opfergaben vor der Göttin niedergelegt: Kuchen, Konfekt, eine Brosche, Lippenstift und - Bomb sah es amüsiert - ein Parfümflacon mit einem Rest Opium von Yves Saint Laurent. Die Trommeln dröhnten ununterbrochen.
Der alte Papaloi begann jetzt aus Roggenmehl kabbalistische Zeichen auf den Boden zu streuen.
Die Zuschauer intonierten eine neues Lied:
„Maitresse Ezilee, vini'gider nous.
Si ou mander poule, me bai ou.
Si ou mander cabrit sans cor,'
Coté me pren’pr bai ou?“
Wie der Botschafter erklärte, wurde die Maitresse Ezilée angefleht, daß sie die alten afrikanischen Götter überreden sollte, sich mit ei nem Hahn zufriedenzugeben und auf ein Menschenopfer zu verzichten.
Der Rhythmus der Trommeln änderte sich erneut, wurde schneller und auffordernder.
Die Mambo Ines vollzog dazu immer höhere und wildere Sprünge. Der alte Papaloi nahm nun den Opferhahn und streute aus Mehl ein weißes Kreuz auf den Rücken des Federviehs. Dann nahm er ein paar Kuchenbrösel vom Altar und hielt sie dem Tier auf der flachen Hand vor den Schnabel.
Der Hahn zögerte einen Moment und begann dann die Krümel zu picken.
Kaum hatte er damit angefangen, da hüpfte die Mambo Ines — mit verzerrtem Gesicht und rotschwarzem Kopfputz furchterregend anzuschauen — herbei und riß den Hahn an sich. Sie hielt das laut gackernde und mit den Flügeln panisch um sich schlagende Tier hoch über sich, wobei sie sich wie irrsinnig drehte. Sie näherte den Kopf des Hahnes ihrem Gesicht, ihre Augen verdrehten sich ekstatisch, ihre Lippen öffneten sich, ihre weißen kräftigen Zähne entblößten sich, und mit einem schnellen zuschnappenden Biß enthauptete sie das Tier.
Bomb zuckte erschreckt zusammen, es war ihm, als spürte er den Biß dieser weißen Zähne bis in seine Lenden hinunter.
Das Blut des Hahnes spritzte pulsierend aus seinem kopflosen Hals über das Antlitz und den Oberkörper der Voodoo-Priesterin. Ines drehte sich mit verzücktem Gesicht rasend im Kreis und schleuderte die Blutstropfen des geopferten Tieres auf die herandrängenden Zuschauer, die jetzt anfingen, in einen tranceartigen Tanz zu verfallen.
Im Zentrum der sie umwogenden Menge begann jetzt die Mambo Ines einen aufreizenden und animalischen Tanz.
Obwohl sie von ihrem blutroten Kaftan von oben bis unten verhüllt war, wurde sie zur Personifizierung der Schamlosigkeit und Entblößung. Sie enthüllte in lasziver Gestik symbolisch ihre Brüste, sie bot den Schwung ihrer Schenkel und die Strammheit ihres Gesäßes trotz ihrer Verhüllung mit einer solchen Deutlichkeit dar, die in ihrer Wirkung all das übertraf,
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