James Bomb jagt die Zombies
was eine professionelle Stripperin in Soho oder New Orleans zuwege bringen konnte.
Bomb und der Botschafter starrten gebannt auf dieses erregende Schauspiel.
„Der Tanz der Salome“, flüsterte Sir Humbert verzückt. Bomb warf ihm einen schnellen Blick zu. Der gute Humbsie hatte ganz glänzende Knopfaugen bekommen und atmete schwer. Könnte es sein, daß die Vernachlässigung der Lady Constance mit der Vorliebe Sir Humberts für gewisse Voodoo-Praktiken, insbesondere mit den ekstatischen Fähigkeiten dieses Teufelsbraten Ines zusammenhing?
Aber Bomb hatte jetzt keine Zeit, lange Überlegungen anzustellen. Er mußte das Geschehen dort unten weiter beobachten. Mehr und mehr geriet die Mambo Ines unter dem Dröhnen der Trommeln in wollüstige Raserei, Sie zerrte an ihrem Kleid, raufte sich das Haar und drehte sich schneller und schneller im Kreis.
Dann plötzlich warf sie sich rücklings auf den Boden.
Sie spreizte obszön die Beine, so daß ihr Kaftan in die Höhe rutschte und ihre braunen Schenkel und den Unterleib entblößte.
Sie warf den Kopf hin und her und stöhnte orgiastisch.
Sie kreiste mit dem Bauch und stieß zum Stakkato der Trommeln mit dem Becken vor und zurück.
Schließlich sank sie mit einem langezogenen brünstigen Schrei in sich zusammen.
Abrupt brach der Lärm der Trommeln ab, und gleichzeitig sanken auch die anderen Tänzer erschöpft zu Boden.
Stille breitete sich aus.
Bomb und Sir Humbert hörten einander heftig atmen.
Sie vermieden es, einander anzusehen. Es war etwas peinlich, daß sie ihre Anteilnahme an dem, was sie gesehen hatten, voreinander nicht verbergen konnten.
Schließlich räusperte sich der Botschafter.
„Sie war wirklich ein Pferd“, sagte er.
„Wie bitte?“ fragte Bomb irritiert.
„Die Schwarzen sagen, daß die Götter die von ihnen Auserwählten, wenn sie in sie fahren, wie ein Pferd reiten“, erklärte Sir Humbert.
„Kein schlechter Vergleich“, gab Bomb zu. „Sie ist ja auch eine hübsche Stute, diese Ines.“
Sie schwiegen wieder.
„Und was jetzt?“ fragte der Agent.
„Ich glaube, das wars“, antwortete der Botschafter. „Warten wir noch etwas ab, dann sollten wir gehen.“
44
Plötzlich begannen die Voodoo-Trommeln erneut zu dröhnen.
Überrascht spähte Sir Humbert durch die Ritzen der Fensterläden hinaus.
Er winkte Bomb zu sich heran.
„Es geht anscheinend noch weiter“, flüsterte er aufgeregt. Bomb seufzte. Er hatte eigentlich mehr als genug von dem ganzen Hokuspokus.
„Kommen Sie schnell!“ drängte der Botschafter. „Ich denke, es gibt noch eine Sensation.“
Widerwillig begab sich der Agent an seinen Ausguck und blickte auf den Hof hinunter.
Die Zuschauer hatten sich wieder vor den Baldachin gehockt, sie saßen dicht gedrängt, und ihre Oberkörper schwangen erregt hin und her. Dabei starrten sie auf das Tor des Houmforts, wo sich eine gespenstische Gruppe postiert hatte.
Drei bizarre Gestalten standen dort.
Die mittlere von ihnen war ein untersetzter Mann - oder war es eine Frau? - in einem schwarzen Bratenrock über einem weißen, gefalteten langen Musselinkleid.
Dieses Zwitterwesen hatte eine Sichel in der einen und einen Totenschädel in der anderen Hand. Auf dem Kopf trug die unheimliche Gestalt einen hohen schwarzen Zylinder und auf der Nase eine runde Blechbrille mit dunklen Gläsern.
Das feiste Gesicht dieses abstoßenden Hermaphroditen war weiß geschminkt, in seinem Mundwinkel hing ein kalter zerfranster Zigarrenstummel.
Durch die maskenhaften Züge und durch die dunkle Brille wirkte die Gestalt drohend und obszön. Sie war das Böse in Person.
„Das ist ein Bocor, ein Zauberer der Schwarzen Magie“, flüsterte Sir Humbert aufgeregt. „Sie haben großes Glück, Sir James, daß Sie auch so eine Zeremonie miterleben können. Nur dürfen wir jetzt um Gottes willen nicht entdeckt werden, es würde uns schlecht bekommen.“
Bomb tastete unwillkürlich an seine Achsel, aber er hatte seine Beretta in der Botschaft gelassen. Er hätte jetzt viel darum gegeben, mit einem Schlummertrunk in seinem Bett zu liegen.
Nervös schaute er wieder in den Hof hinunter.
Die Gestalt, die zur Rechten des Bocors stand, war ein altes, fettes Weib, das nicht besonders kostümiert war, aber eine große schwere Tasche bei sich trug.
„Diese Figur wird Gouede Mazacca genannt. Sie trägt in ihrer Tasche eine Nachgeburt und eine Nabelschnur, die in die giftigen Blätter des Manzanillenbaumes eingewickelt sind.“
„Eine
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