James Bomb jagt die Zombies
wir?“
„Um zwanzig Uhr“, antwortete der Botschafter. „Sie werden es nicht bereuen. Es wird sicher sehr interessant werden.“
„Na klar“, antwortete der Agent.
42
Wie verabredet starteten Bomb und Sir Humbert kurz nach zwanzig Uhr.
Der Botschafter setzte sich hinter das Lenkrad des Range Rovers und steuerte ihn durch das abendliche St. Andrew über dieselbe Landstraße, die auch nach Sapps Cape führte.
„Wir werden einem sogenannten Petro beiwohnen“, erläuterte Sir Humbert. „Das ist eine Blutopferzeremonie des Voodookultes. Sie findet auf einem einsamen Gehöft in den Bergen statt, dessen Inhaber ich gut kenne. Es ist ein alter Mann, der selber ein Papa-loi, also ein Voodoopriester ist.“
„Was wird da geopfert?“ fragte Bomb aus reiner Höflichkeit, denn im Grunde war ihm dieser Aberglaube völlig wurscht.
„Haustiere, meist Tauben, Hähne, Ziegen, Schweine, manchmal sogar Stiere“, ließ sich der Botschafter dankbar aus. „Es sollen aber auch heute noch zu besonderen Anlässen Menschenopfer gebracht werden, je nachdem, wie wichtig das Anliegen ist, das man an die Götter hat.“
Die üblichen Greuelmärchen für Touristen, dachte Bomb.
„Was sind das für Götter?“ tat er Sir Humbert zuliebe interessiert.
„Die Götter des Voodookultes sind eine Mischung aus den alten Göttern der afrikanischen Mythologie und den christlichen Heiligen. Die Voodoogottheiten werden Loas genannt, deshalb nennt man die männlichen Priester auch Papalois und die weiblichen Mamalois. Es gibt sehr viele Voodoogötter. Damballa, zum Beispiel, ist einer der mächtigsten und ältesten, er ist afrikanischen Ursprungs und ist der Gott der Schlangen. Dann gibt es noch den furchtbaren Ogoun, das ist der Gott des Krieges, und den Agoué, das ist der Gott des Meeres, die beide sehr verehrt werden.
Der sogenannte Baron Samedi oder Baron Le Croix ist der Herr über Krankheiten und Tod, und die Maitresse Ezilee, wie sie genannt wird, ist die Liebesgöttin des Voodoo. Sie ist ein kokettes verführerisches Wesen, die mit einem durchbohrten Herzen dargestellt wird, und entspricht - ohne jede Blasphemie übrigens — der Jungfrau Maria.
All diese Voodoogötter werden von den Schwarzen sehr vermenschlicht betrachtet. Diese Loas essen und trinken gern, verlieben sich und haben Streit miteinander, lieben es, durch Geschenke verwöhnt zu werden. So hat es Maitresse Ezilee gern, wenn ihr als Opfergabe Parfüm, ein Schmuckstück oder Konfekt verehrt wird, und der wilde Kriegsgott Ogoun legt Wert auf einen Schluck Rum oder ein paar gute Zigarren. Hoffentlich langweile ich Sie nicht, Sir James?“
„Nein, nein“, sagte Bomb, „ich find’s ganz lustig.“
Sie kamen an eine Abzweigung. Sir Humbert verlangsamte das Tempo und bog nach rechts auf eine unbefestigte Straße ein, die sanft ansteigend zu den bewaldeten Hügeln am nördlichen Horizont führte.
Sie wurden tüchtig durchgeschüttelt, und dem Agenten tat nach kurzer Zeit der Hintern weh.
„Diese Opferzeremonie, die wir später sehen werden, gehört zur sogenannten Weißen Magie des Voodoo“, nahm Sir Humbert den Faden seines Lieblingsthemas wieder auf. „Wenn die Opfertiere von den Göttern gnädig angenommen worden sind, fallen die Teilnehmer der Zeremonie in Trance; sie glauben, daß die verschiedenen Götter in sie hineinfahren und von ihnen Besitz ergreifen. Sie tanzen dann ekstatisch, und je nachdem, um welchen Gott es sich handelt, wird man sich zum Beispiel winden wie eine Schlange, wenn es Damballa, der Schlangengott war, der in den Körper gefahren ist, oder man wird verlockend und sinnlich tanzen, wenn es sich um die Göttin der Liebe, Maitresse Ezilee, handelt. Dazu wird reichlich Alkohol genossen, und nicht selten artet das Ganze zu einem Bacchanal aus.“
Sieh mal einer an, dachte Bomb, vielleicht wurde die Sache gar nicht so langweilig, wie er befürchtete.
„Neben dieser Weißen Magie des Voodoo“, erzählte Sir Humbert weiter, „gibt es aber auch noch die sogenannte Schwarze Magie. Für sie ist der Bocor, der Zauberer, zuständig. Er verfügt über mächtige und böse Kräfte. Sie haben sicher schon von Fetischen, von Amuletten und von diesen Voodoopuppen gehört, die von Nadeln durchbohrt werden und einem persönlichen Widersacher Krankheiten und Tod bringen sollen. Auch das gefürchtete Zombiegeschehen, mit denen die Bocore ihre Macht beweisen, gehört hierher. Ich weiß, daß Sie in dieser Beziehung skeptisch sind. Aber wenn man, wie
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