Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition)

James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition)

Titel: James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
Vom Netzwerk:
Klarinette, Kontrabass, elektrische Gitarre und Schlagzeug – zog sich aus der gegenüberliegenden Ecke zurück. Etwa ein Dutzend Paare gingen oder swingten zu ihren Tischen, und das rote Licht unter der gläsernen Tanzfläche wurde ausgeschaltet. Stattdessen gingen bleistiftdünne Lichter an der Decke an und beleuchteten farbige Glaskugeln, die größer als Fußbälle waren und in gleichmäßigen Abständen an der Wand hingen. Sie hatten unterschiedliche Farben: gold, blau, grün, violett, rot. Als die Lichtstrahlen auf sie trafen, glühten sie wie farbige Sonnen. Die schwarz getünchten Wände spiegelten ihr Licht ebenso wider wie der Schweiß auf den ebenholzfarbenen Gesichtern der Männer. Das führte dazu, dass der eine oder andere Mann, der zwischen zwei Lichtern saß, manchmal verschiedenfarbige Wangen hatte – auf der einen Seite grün, auf der anderen rot. Die Beleuchtung machte es unmöglich, die Gesichtszüge zu erkennen, es sei denn, sie befanden sich nur wenige Meter entfernt. Manche Lichter sorgten dafür, dass der Lippenstift der Mädchen schwarz wirkte, andere tauchten ihre Gesichter auf der einen Seite in ein warmes Glühen und ließen die andere Hälfte so blass wie eine Wasserleiche erscheinen.
    Die gesamte Szenerie war makaber und fahl, als ob El Greco im Mondlicht ein Gemälde eines exhumierten Friedhofs in einer brennenden Stadt erschaffen hätte.
    Der Raum war nicht riesig, insgesamt vielleicht gut dreihundert Quadratmeter. Es gab etwa fünfzig Tische, und die Gäste saßen dicht an dicht, wie schwarze Oliven in einem Glas. Es war heiß, und die Luft war voller Rauch und Schweiß und dem Geruch von zweihundert Körpern. Der Lärm war ohrenbetäubend – ein ständiges Geplapper von Negern, die sich ungehemmt amüsierten, unterbrochen von plötzlichen Geräuschen, Rufen, schrillem Gekicher und lauten Stimmen, die quer durch den Raum hallten, wenn sie einander etwas zuriefen.
    »Großer Gott, sieh mal, wer hier ist …«
    »Wo hast du dich nur versteckt, Baby …«
    »Mich laust der Affe. Das ist Pinkus … Hi, Pinkus …«
    »Komm rüber …«
    »Lass mich … Lass mich, sag ich dir …« (Das Geräusch einer Ohrfeige.)
    »Wo ist G-G? Komm schon, G-G. Zeig uns, was du hast …«
    Von Zeit zu Zeit stürmte ein Mann oder eine Frau auf die Tanzfläche und legte eine wilde Solotanznummer hin. Freunde der Person klatschten rhythmisch dazu. Laute Rufe und Pfiffe erklangen. Wenn es sich um eine Frau handelte, erschallten die gegrölten Forderungen: »Ausziehen, ausziehen, ausziehen!«, »Weiter so, Baby!« und »Beweg deinen Hintern!« Kurz darauf erschien dann jedes Mal der Moderator und scheuchte die Leute unter Protestbekundungen und Spottrufen von der Tanzfläche.
    Schweiß begann sich auf Bonds Stirn zu bilden. Leiter lehnte sich vor und legte die Hände wie ein Sprachrohr an den Mund, um sich besser verständlich zu machen. »Drei Ausgänge. Vorne. Der Diensteingang hinter uns. Hinter der Band.« Bond nickte. In diesem Augenblick hatte er das Gefühl, dass es keine Rolle spielte. Für Leiter war das alles nichts Neues, doch für Bond stellte dieser Club eine Nahaufnahme des Rohmaterials dar, mit dem Mr Big arbeitete, des Tons in seinen Händen. Der Abend ergänzte nach und nach die Informationen, die er in den Dossiers in London und New York gelesen hatte. Selbst wenn der Abend jetzt endete, ohne dass er Mr Big aus der Nähe gesehen hatte, würde Bond dennoch das Gefühl haben, dass seine Unterweisung in diesem Fall so gut wie abgeschlossen war. Er nahm einen großen Schluck von seinem Whisky. Beifall brauste auf. Der Moderator hatte die Tanzfläche betreten. Es handelte sich um einen großen Neger in einem makellosen Frack mit einer roten Nelke im Knopfloch. Er stand mit erhobenen Händen da. Ein einzelner heller Scheinwerfer wurde auf ihn gerichtet. Der Rest des Raums wurde dunkel.
    Es herrschte vollkommene Stille.
    »Leute«, verkündete der Moderator mit einem breiten Grinsen voller goldener und weißer Zähne. »Es ist so weit.«
    Aufgeregter Beifall erklang.
    Er wandte sich der linken Seite der Tanzfläche zu, direkt gegenüber von Leiter und Bond.
    Er streckte den rechten Arm aus. Ein weiterer Scheinwerfer ging an.
    »Mister Jungles Japhet und seine Trommeln.«
    Tosender Applaus, Rufe und Pfiffe.
    Vier grinsende Neger in flammenfarbenen Hemden und weißen Karottenhosen wurden von den Scheinwerfern enthüllt. Sie hockten über vier kegelförmigen mit Rohleder bespannten Tonnen. Die

Weitere Kostenlose Bücher