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James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition)

James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition)

Titel: James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Big sie in das Zimmer bringen lassen, in dem Bond ihn gesehen hatte. Dort hatte sie dann weissagen sollen, die Männer und Frauen, die üblicherweise an den Stuhl gefesselt waren, logen oder nicht. Sie hatte ihre Antworten davon abhängig gemacht, ob sie diese Menschen als gut oder böse wahrnahm. Sie hatte gewusst, dass ihr Urteil oftmals den Tod der jeweiligen Person bedeutete, doch das Schicksal jener, die sie als böse einschätzte, kümmerte sie nicht. Sehr wenige von ihnen waren weiß gewesen.
    Bond schrieb sich die Daten und Einzelheiten all dieser Ereignisse auf.
    Alles, was sie ihm erzählte, trug zu dem Bild eines sehr mächtigen und aktiven Mannes bei, der skrupellos und grausam war und ein riesiges Netzwerk aus Operationen kommandierte.
    Über die Goldmünzen wusste sie nur, dass sie mehrere Male Männer darüber befragen musste, wie viele sie weiterverkauft und welchen Preis sie dafür erhalten hatten. Sehr oft, so sagte sie, hatten sie auf beide Fragen mit einer Lüge geantwortet.
    Bond achtete darauf, nur sehr wenig von dem, was er wusste oder vermutete, preiszugeben. Seine wachsende Zuneigung gegenüber Solitaire und sein Verlangen nach ihrem Körper befanden sich in einem Abteil, in dem es keine Durchgangstür zu seinem Berufsleben gab.
    Der Silver Meteor fuhr pünktlich ein, und sie waren beide erleichtert, wieder unterwegs zu sein und aus der tristen Welt des großen Umsteigebahnhofs verschwinden zu können.
    Der Zug raste weiter Richtung Florida, durch die über und über mit Spanischem Moos bewachsenen Wälder und Sümpfe und die kilometerweiten Zitrushaine.
    In der Mitte des Staates verlieh das Moos der Landschaft ein totes, geisterhaftes Aussehen. Sogar die kleinen Städte, durch die sie fuhren, wirkten mit ihren vertrockneten, sonnengebleichten, mit Schindeln verkleideten Häusern regelrecht skelettartig. Lediglich die Zitrushaine, die voller Früchte waren, erschienen grün und lebendig. Alles andere war von der Hitze verbrannt und ausgetrocknet.
    Als er auf die dunklen, stillen, verdorrten Wälder hinausschaute, dachte Bond, dass darin nichts leben konnte außer Fledermäusen, Skorpionen, Krötenechsen und Schwarzen Witwen.
    Sie aßen zu Mittag, und dann fuhr der Zug plötzlich am Golf von Mexiko entlang, durch Mangrovensümpfe und Palmenhaine, vorbei an endlosen Motels und Wohnwagenreihen, und Bond erkannte, dass sie sich nun in einem anderen Florida befanden, dem Florida der Reklametafeln, dem Land der »Miss Orangenblüte 1954«.
    Sie stiegen in Clearwater aus, dem letzten Halt vor Saint Petersburg. Bond rief ein Taxi und nannte dem Fahrer die Adresse auf Treasure Island, das etwa eine halbe Stunde Fahrt entfernt lag. Es war vierzehn Uhr, und die Sonne brannte von einem wolkenlosen Himmel auf sie herunter. Solitaire bestand darauf, ihren Schleier und den Hut abzunehmen. »Er klebt an meinem Gesicht«, sagte sie. »Hier unten kennt mich so gut wie niemand.«
    Ein großer Neger mit einem pockennarbigen Gesicht wurde gerade in dem Moment in seinem Taxi aufgehalten, in dem sie an der Kreuzung der Park Street und der Central Avenue hielten, wo sich die Avenue in Richtung des langen Treasure-Island-Damms erstreckte, der über das flache Wasser der Boca Ciega Bay führte.
    Als der Neger Solitaires Gesicht sah, klappte sein Unterkiefer herunter. Er fuhr sein Taxi an die Bordsteinkante und stürzte in eine Drogerie. Er rief eine Nummer in Saint Petersburg an.
    »Hier ist Poxy«, sprach er in drängendem Tonfall in den Hörer. »Gib mir den Robber, und zwar pronto. Bist du das, Robber? Hör zu, Mr Big muss in der Stadt sein. Was soll das heißen, du hast gerade noch mit ihm in New York telefoniert? Ich hab gerade sein Mädchen in einem Taxi aus Clearwater gesehen. Sie fährt Richtung Damm. Klar bin ich sicher. Ich schwöre. Diese heiße Schnecke kann mal wohl kaum verwechseln. Sie ist mit einem Mann in einem blauen Anzug und einem grauen Hut zusammen. Er schien eine Narbe im Gesicht zu haben. Was meinst du damit, ich soll ihnen folgen? Ich konnte einfach nicht glauben, dass du mir nicht erzählen würdest, wenn Mr Big in der Stadt ist. Dachte, ich hake besser mal nach. Okay, okay. Ich hänge mich an das Taxi, wenn es über den Damm zurückkommt, oder ich erwische es in Clearwater. Okay, okay. Bleib locker. Ich hab nichts falsch gemacht.«
    Der Mann namens »Robber« wurde innerhalb von fünf Minuten nach New York durchgestellt. Er war wegen Bond gewarnt worden, aber er konnte nicht begreifen, warum

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