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James Bond 03 - Moonraker (German Edition)

James Bond 03 - Moonraker (German Edition)

Titel: James Bond 03 - Moonraker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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außergewöhnlich breit. Er hatte einen großen kantigen Schädel und trug einen Mittelscheitel. Auf jeder Seite rollten sich die rötlichen Haare über den Schläfen ein. Bond nahm an, dass er damit versuchte, die glänzende, hervortretende Haut zu verdecken, die einen Großteil seiner rechten Gesichtshälfte bedeckte. Weitere Spuren plastischer Chirurgie waren am rechten Ohr des Mannes zu erkennen, das nicht zu seinem linken Gegenstück passte, und am rechten Auge, wo die Operation schiefgegangen zu sein schien. Es war beträchtlich größer als das linke Auge, da sich die Haut, die man eingesetzt hatte, um das obere und untere Augenlid wiederherzustellen, zusammengezogen hatte. Zudem wirkte es schrecklich blutunterlaufen. Bond bezweifelte, dass es sich überhaupt komplett schließen ließ, und nahm an, dass Drax es nachts mit einer Augenklappe abdeckte.
    Um die unansehnlich gespannte Haut, die sein halbes Gesicht bedeckte, so gut wie möglich zu kaschieren, hatte sich Drax einen buschigen roten Schnurr- und Backenbart stehen lassen.
    Der dichte Schnurrbart diente noch einem anderen Zweck. Er trug dazu bei, einen starken Überbiss zu verdecken. Bond nahm an, dass er als Kind wahrscheinlich am Daumen gelutscht hatte. Dies hatte außerdem zu einer unschönen Zahnlücke geführt. Der Schnurrbart half, diese Dinge zu kaschieren, und nur wenn Drax sein kurzes wieherndes Lachen von sich gab, konnte man sie sehen.
    Die allgemeine Wirkung des Gesichts – der Schopf rotbrauner Haare, die knollige Nase und der breite Kiefer, die gerötete Haut – war auffällig und ließ Bond an einen Zirkusdirektor denken. Dieser Eindruck wurde von der Schärfe und Kälte des linken Auges noch verstärkt.
    Ein großmäuliger Rüpel. So hätte Bonds Urteil gelautet, wenn er nichts über Drax’ Fähigkeiten gewusst hätte. Bond kam der Gedanke, dass Drax dieses Image bewusst einsetzte, um sich harmloser darzustellen, als er war.
    Während Bond nach weiteren Hinweisen suchte, bemerkte er, dass Drax ziemlich stark schwitzte. Trotz des gelegentlichen Donnergrollens war es ein kühler Abend, und doch wischte sich Drax pausenlos sein Gesicht und seinen Nacken mit einem großen Taschentuch ab. Er rauchte ohne Unterlass, drückte die Virginias nach ein paar Zügen aus und zog dann sofort die nächste aus einer Fünfzigerpackung, die er in seiner Jacketttasche aufbewahrte. Seine großen Hände mit der dichten roten Behaarung auf den Rücken waren ständig in Bewegung. Sie spielten mit den Karten oder dem Feuerzeug, das neben dem flachen silbernen Zigarettenetui vor ihm lag. Ab und zu zwirbelten sie eine Haarsträhne oder wischten mit dem Taschentuch einmal mehr über Gesicht und Nacken. Außerdem knabberte er gierig an seinen Nägeln. Selbst auf diese Entfernung konnte Bond erkennen, dass jeder einzelne Fingernagel bis auf das Bett heruntergekaut war.
    Die Hände selbst waren stark und beweglich, aber an den Daumen war etwas Seltsames, das Bond erst nach ein paar Momenten genau bestimmen konnte. Schließlich fiel ihm auf, dass sie eine unnatürliche Länge hatten und fast bis zum oberen Gelenk des Zeigefingers reichten.
    Bond beendete seine Inspektion mit einem Blick auf Drax’ Kleidung, die teuer war und von ausgezeichnetem Geschmack zeugte – ein dunkler Nadelstreifenanzug aus leichtem Flanellstoff, doppelreihig mit Umschlagmanschetten, ein Seidenhemd mit gestärktem Kragen, eine dezente Krawatte mit einem kleinen schwarz-grauen Karomuster, bescheidene Manschettenknöpfe, die nach Cartier aussahen, und eine schlichte Armbanduhr von Patek Philippe mit einem schwarzen Lederarmband.
    Bond zündete sich eine weitere Zigarette an und konzentrierte sich auf das Spiel, während er es seinem Unterbewusstsein überließ, die Einzelheiten von Drax’ Erscheinung und Verhalten zu verarbeiten, die ihm wichtig erschienen waren und die vielleicht dabei helfen würden, das Rätsel um seinen Betrug zu lösen.
    Eine halbe Stunde später hatten die Karten einmal die Runde gemacht.
    »Jetzt gebe ich«, sagte Drax herrisch. »Jetzt sieh mal zu, Max, dass du vielleicht ein paar Asse ergatterst. Ich habe es satt, die ganze Arbeit allein zu machen.« Er gab gekonnt aus und plapperte dabei unaufhörlich vor sich hin. »Eine lange Partie«, sagte er zu M, der zwischen Drax und Basildon saß und seine Pfeife rauchte. »Tut mir leid, dass ich Sie so lange vom Spielen abgehalten habe. Wie wäre es mit einem Spielchen nach dem Abendessen? Max und ich gegen Sie und

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