James Bond 03 - Moonraker (German Edition)
brauchen nicht besorgt sein, wenn ich später ein wenig neben mir zu stehen scheine.«
M zuckte mit den Schultern. »Sie vertragen mehr als jeder andere, den ich kenne, James«, sagte er. »Trinken Sie so viel Sie wollen, wenn Sie denken, dass es hilft. Ah, da ist der Wodka.«
Nachdem ihm M aus der eiskalten Karaffe drei Finger breit eingegossen hatte, streute Bond eine Prise schwarzen Pfeffer auf die Oberfläche des Wodkas. Der Pfeffer sank langsam auf den Boden des Glases, und nur ein paar Körnchen schwammen weiter oben. Diese entfernte Bond mit einer Fingerspitze. Dann kippte er den kalten Alkohol hinunter und stellte das Glas mit dem pfeffrigen Bodensatz wieder auf den Tisch.
M warf ihm einen fragenden, wenn auch amüsierten Blick zu.
»Das ist ein Trick, den mir die Russen gezeigt haben, als Sie mich damals zu unserer Botschaft in Moskau geschickt haben«, entschuldigte sich Bond. »Auf der Oberfläche dieses Zeugs befindet sich oft noch eine Menge Fuselöl – zumindest war das so, als es noch nachlässig gebrannt wurde. Sehr giftig. In Russland, wo man eine Menge hausgebrannten Alkohol bekommt, ist es allgemein üblich, ein wenig Pfeffer in sein Glas zu streuen. Dadurch sinkt das Fuselöl auf den Boden. Ich habe mich an den Geschmack gewöhnt und nun ist es eine Art Tradition geworden. Es sollte jedenfalls keine Beleidigung für den Club Wolfschmidt sein«, fügte er grinsend hinzu.
M schnaubte. »Solange Sie keinen Pfeffer in Basildons Lieblingschampagner streuen«, erwiderte er trocken.
Von einem Tisch am anderen Ende des Raums drang dröhnendes Gelächter herüber. M sah über seine Schulter und wandte sich dann wieder seinem Kaviar zu.
»Was halten Sie denn nun von diesem Drax?«, fragte er durch einen Mundvoll gebutterten Toast.
Bond nahm sich eine weitere Scheibe geräucherten Lachs vom Silbertablett vor sich. Er hatte die köstlich klebrige Konsistenz, die nur von Ware aus dem schottischen Hochland erreicht wurde – etwas ganz anderes als die ausgetrockneten Produkte aus Skandinavien. Er rollte eine dünn geschnittene Scheibe Buttertoast ein und betrachtete sie nachdenklich.
»Seine Manieren sind wirklich unerhört. Zuerst war ich ein wenig überrascht, dass man ihn hier überhaupt toleriert.« Er sah zu M, der mit den Schultern zuckte. »Aber das geht mich nichts an. Und was wäre schließlich ein Club, der etwas auf sich hält, ohne ein paar Exzentriker? So oder so ist er ein Nationalheld und Millionär und offenbar auch ein annehmbarer Kartenspieler. Selbst wenn er nicht gerade ein wenig nachhilft«, fügte er hinzu. »Aber er ist schon so, wie ich ihn mir immer vorgestellt habe. Hitzig, eisern, gerissen. Jede Menge Mumm in den Knochen. Ich bin nicht überrascht, dass er es dorthin geschafft hat, wo er heute ist. Was ich nicht verstehe, ist, warum er das alles mit seiner Betrügerei so leichtfertig aufs Spiel setzt. Es ist wirklich kaum zu glauben. Was will er damit beweisen? Er scheint so viel Leidenschaft in seine Karten zu legen – als ob es für ihn kein Spiel wäre, sondern eine Art Kräftemessen. Man muss sich nur seine Fingernägel ansehen. Bis aufs Nagelbett heruntergekaut. Und er schwitzt viel zu viel. In ihm steckt eine gewaltige Anspannung. Und die entlädt sich in seinen grauenhaften Witzen. Sie sind plump und gemein. Er scheint Basildon wie eine Fliege zerquetschen zu wollen. Ich hoffe, dass es mir gelingen wird, mich zurückzuhalten. Sein Benehmen ist ziemlich ärgerlich. Er behandelt sogar seinen Partner wie Abschaum. Mich hat er noch nicht aus der Reserve locken können, aber ich werde mir von ihm nichts gefallen lassen.« Er lächelte M zu. »Natürlich nur, wenn es so weit kommt.«
»Ich weiß, was Sie meinen«, sagte M. »Aber vielleicht sind Sie dem Mann gegenüber ein wenig streng. Schließlich ist es ein großer Schritt vom Liverpooler Hafen, oder woher auch immer er gekommen ist, bis dorthin, wo er jetzt steht. Und er gehört einfach zu diesen Leuten, denen man ihre schlichte Herkunft immer anmerken wird. Das hat nichts mit Snobismus zu tun. Ich wette, seine Kollegen in Liverpool haben ihn als genauso großmäulig empfunden, wie die Mitglieder des Blades es jetzt tun. Was seinen Kartenbetrug angeht, so hat er vielleicht von Natur aus einen Hang dazu. Ich wage zu behaupten, dass er auf seinem Weg eine Menge Abkürzungen genommen hat. Es heißt, dass man nur durch eine Kombination aus bemerkenswerten Umständen und einer nahtlosen Glückssträhne sehr reich werden
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