James Bond 03 - Moonraker (German Edition)
Kamin.
»Noch nicht«, erwiderte Bond lächelnd. »Ich habe es noch gar nicht erhalten.«
»Natürlich. Es wird erst am Samstag ausgezahlt. Vermutlich bekommen Sie den Scheck genau rechtzeitig, um unser kleines Feuerwerk feiern zu können, was? Also dann.« Er führte Bond zu der Frau. »Das ist meine Sekretärin, Miss Brand.«
Bond schaute in ein Paar sehr ernster blauer Augen.
»Guten Abend.« Er schenkte ihr ein freundliches Lächeln.
Die Augen erwiderten das Lächeln nicht, sondern starrten nur ruhig in seine. Ihre Hand erwiderte den Druck der seinen nicht. »Hallo«, sagte sie gleichgültig und, wie Bond fand, fast schon ein wenig feindselig.
Bond kam der Gedanke, dass sie gut ausgewählt war. Eine weitere Loelia Ponsonby. Zurückhaltend, effizient, ergeben, jungfräulich. Dem Himmel sei Dank, dachte er. Ein Profi.
»Meine rechte Hand, Dr. Walter.« Der dünne, ältere Mann mit den wütenden Augen unter einem Schopf schwarzen Haars schien Bonds ausgestreckte Hand nicht zu bemerken. Er nahm Haltung an und nickte knapp mit dem Kopf. »Angenehm«, grüßte der dünne Mund über dem schwarzen Spitzbart.
»Und mein – wie soll ich sagen – mein Mädchen für alles. Man könnte ihn meinen Flügeladjutanten nennen, Willy Krebs.« Eine leicht feuchte Hand wurde ihm gereicht. »Freut mich sehr, Sie kennenzulernen«, sagte eine schmeichlerische Stimme, und Bond blickte in ein rundes, blasses, ungesundes Gesicht, das nun von einem falschen Lächeln geteilt wurde, das fast im gleichen Moment erstarb, als Bond es bemerkte. Bond sah ihm in die Augen. Sie waren wie zwei ruhelose schwarze Knöpfe und wichen Bonds Blick aus.
Beide Männer trugen makellose weiße Overalls mit Plastikreißverschlüssen an den Ärmeln und Knöcheln sowie am Rücken. Ihr Haar war kurz geschoren, sodass die Haut durchschimmerte, und sie hätten wie Personen von einem anderen Planeten gewirkt, wenn nicht Dr. Walters unordentlicher Spitzbart und Krebs’ heller, fusseliger Schnurrbart gewesen wären. Sie waren beide Karikaturen – ein verrückter Wissenschaftler und eine jugendliche Version von Peter Lorre.
Drax’ schillernde, ogerhafte Gestalt stellte in dieser kühlen Gesellschaft einen angenehmen Kontrast dar, und Bond war ihm dankbar für die fröhliche Grobheit seines Empfangs und seinen offensichtlichen Wunsch, das Kriegsbeil zu begraben und das Beste aus seinem neuen Sicherheitsbeamten zu machen.
Drax ging in seiner Gastgeberrolle voll und ganz auf. Er rieb sich die Hände. »Also, Willy«, sagte er, »wie wäre es, wenn Sie uns einen Ihrer ausgezeichneten Dry Martinis mixen? Außer natürlich für den Doktor. Der Mann trinkt und raucht nicht«, erklärte er Bond, während er zu seinem Platz am Kamin zurückkehrte. »Er atmet sogar kaum.« Er ließ ein kurzes bellendes Lachen vernehmen. »Er hat nur die Rakete im Kopf. Nicht wahr, mein Freund?«
Der Doktor starrte ungerührt vor sich hin. »Zumindest machen Sie darüber gerne Witze«, erwiderte er.
»Na, na«, tadelte Drax, als würde er mit einem Kind reden. »Wir kümmern uns später um diese Anströmkanten. Jeder außer Ihnen ist recht zufrieden mit ihnen.« Er wandte sich an Bond. »Der gute Doktor macht uns ständig Angst«, erklärte er nachsichtig. »Er hat immer Albträume wegen irgendetwas. Jetzt sind es die Anströmkanten der Flügel. Sie sind bereits so scharf wie Rasierklingen – der Windwiderstand ist so gut wie nicht vorhanden. Und plötzlich hat er sich in den Kopf gesetzt, dass sie schmelzen könnten. Luftreibung. Natürlich ist alles möglich, aber sie wurden bei über dreitausend Grad getestet, und, wie ich dem Doktor mehrfach mitgeteilt habe, wenn sie schmelzen würden, würde auch die ganze Rakete schmelzen. Und das wird einfach nicht passieren«, fügte er mit einem bitteren Lächeln hinzu.
Krebs trat mit einem silbernen Tablett mit vier vollen Gläsern und einem vereisten Cocktailshaker heran. Der Martini war ausgezeichnet, und Bond tat seine Meinung kund.
»Sie sind sehr freundlich«, erwiderte Krebs mit einem zufriedenen Grinsen. »Sir Hugo ist sehr anspruchsvoll.«
»Füllen Sie sein Glas auf«, sagte Drax. »Und danach würde sich unser Freund vielleicht gerne frischmachen. Wir essen um Punkt acht.«
Als er die Worte aussprach, ertönte das gedämpfte Geheul einer Sirene und fast unmittelbar darauf das Geräusch eines Trupps Männer, der draußen im Gleichschritt über den Betonboden lief.
»Das ist die erste Nachtschicht«, erklärte Drax. »Die
Weitere Kostenlose Bücher