James Bond 03 - Moonraker (German Edition)
und sich mit ihr auf einen Plan für die nächsten zwei Tage einigen. Er hatte keine Zeit zu verlieren.
Während er den Schlaf herbeizwang, um seinen rotierenden Verstand zum Verstummen zu bringen, stellte sich Bond die Zahl sieben auf dem Ziffernblatt einer Uhr vor und überließ es den versteckten Zellen seines Gedächtnisses, ihn zu wecken. Er wollte so früh wie möglich das Haus verlassen, um Vallance anzurufen. Falls seine Handlungen Verdacht erregten, würde er nicht verzweifeln. Eines seiner Ziele bestand darin, dieselben Kräfte anzuziehen, die sich mit Tallon beschäftigt hatten, denn einer Sache war er sich absolut sicher: Major Tallon war nicht gestorben, weil er Gala Brand geliebt hatte.
Sein innerer Wecker versagte nicht. Pünktlich um sieben kämpfte er sich mit trockenem Mund, den er zu vielen Zigaretten in der Nacht zuvor verdankte, aus dem Bett und in ein kaltes Bad. Er hatte sich rasiert, mit scharfem Mundwasser gegurgelt und ging nun in einem abgenutzten Anzug mit schwarz-weißem Hahnentritt, einem dunkelblauen Baumwollhemd und einer schwarzen seidenen Strickkrawatte leise, aber nicht heimlich mit dem Lederkoffer in der linken Hand durch den Flur zur Treppe.
Er fand die Garage hinter dem Haus, und der große Motor des Bentleys reagierte, sobald er auf den Anlasser drückte. Unter dem gleichgültigen Blick der mit Vorhängen verhüllten Fenster des Hauses fuhr er langsam über den Beton und bog in den Wald ein. Sein Blick wanderte zum Haus zurück und bestätigte seine Berechnung, dass ein Mann, der auf dem Dach stand, in der Lage wäre, über die Explosionsschutzmauer zu schauen und die Kante der Klippe sowie das Meer dahinter zu sehen.
Um den kuppelförmigen Standort von Moonraker gab es keinerlei Lebenszeichen, und der Beton, der bereits begonnen hatte, in der frühen Morgensonne zu schimmern, erstreckte sich flach und leer bis nach Deal. Es sah wie ein neu angelegter Flugplatz aus, oder, so dachte er, mit den drei ungleichen Betongebilden – der bienenkorbartigen Kuppel, der plätteisenförmigen Explosionsschutzmauer und dem fernen Würfel der Abschussanlage, die im frühen Sonnenlicht alle lange schwarze Schatten warfen – eher wie eine Wüstenlandschaft auf einem Gemälde von Dalí, in der drei
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in sorgfältig berechneter Willkürlichkeit herumlagen.
Draußen auf dem Meer konnte man im Morgennebel, der einen heißen Tag versprach, gerade so das South-Goodwin-Feuerschiff ausmachen, eine dunkelrote Bark, die für immer an ein und demselben Kompasspunkt gefangen und genau wie ein Requisitenschiff auf der Bühne der Drury Lane für alle Zeiten dazu verdammt war, das Diorama der Wellen und Wolken zu betrachten, die geschäftig an ihm vorbeizogen, während es ohne Passagiere oder Fracht an Bord auf ewig an dem Abfahrtsort vor Anker lag, der gleichzeitig auch sein Ziel war.
In einem Abstand von dreißig Sekunden plärrte es seine traurige Beschwerde in den Nebel hinaus, ein langer doppelter Trompetenton, der gegen Ende abfiel. Ein Sirenengesang, fuhr es Bond durch den Kopf, allerdings um zurückzuweisen, anstatt zu verführen. Er fragte sich, wie die sieben Männer seiner Besatzung das Geräusch aufrechterhielten, während sie ihr Schweinefleisch mit Bohnen mampften. Zuckten sie zusammen, wenn es mit seinem Geplärre das Programm unterbrach, das aus dem Radio in ihrer engen Messe schallte? Aber wenigstens war es ein sicheres Leben 2 , entschied Bond, auch wenn man per Anker an die Tore eines Friedhofs gekettet war.
Er nahm sich vor, herauszufinden, ob diese sieben Männer das Objekt, das Tallon auf der Karte markiert hatte, gesehen oder gehört hatten, und fuhr dann schnell an den Wachposten vorbei.
In Dover parkte Bond vor dem Café Royal, einem bescheidenen kleinen Restaurant mit einfacher Küche, das, wie er dank früherer Besuche wusste, allerdings durchaus in der Lage war, ausgezeichnete Fischgerichte und Eierspeisen zu servieren. Die Betreiber, Mutter und Sohn italienisch-schweizerischer Herkunft, hießen ihn wie einen alten Freund willkommen, und er bat darum, in einer halben Stunde einen Teller Rührei mit Speck und jede Menge Kaffee zu bekommen. Dann fuhr er zum Polizeirevier und ließ über das Scotland-Yard-Schaltbrett einen Anruf an Vallance durchstellen. Vallance war zu Hause und frühstückte. Er lauschte Bonds vorsichtigem Bericht ohne Kommentar, drückte jedoch seine Überraschung darüber aus, dass Bond bisher keine Gelegenheit gehabt hatte, mit Gala Brand
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