James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition)
die Schwefeldämpfe noch intensiver. Hinter einem Eisengitter befand sich ein Empfangspult. An den Wänden hingen gerahmte Zeugnisse, einige davon mit verwitterten roten Papiersiegeln unter der Unterschrift. Außerdem gab es einen Glaskasten voller Päckchen in Klarsichtfolie. Darüber hing ein Schild, das in schlechter Handschrift verkündete: NEHMEN SIE EINE ACME-PACKUNG MIT NACH HAUSE. GÖNNEN SIE SICH AUCH IN IHREN EIGENEN VIER WÄNDEN ETWAS GUTES. Eine Preisliste war auf eine Papptafel mit einer Werbung für ein billiges Deodorant geklebt worden. Der ursprüngliche Slogan war immer noch zu sehen. Er lautete: VERLEIHEN SIE IHREN ACHSELN NEUEN CHARME.
Eine welke Frau mit einem Wust aus orangefarbenem Haar über einem Gesicht, das wie ein verunglückter Windbeutel aussah, hob langsam den Kopf und sah ihn durch die Gitterstäbe hinweg an, während sie einen Finger in dem Kitschroman ließ, den sie gerade las.
»Kann ich Ihnen helfen?« Es war eine Stimme, die Fremden vorbehalten war, Leuten, die nicht wussten, wie die Dinge hier liefen.
Bond schaute mit dem vorsichtigen Abscheu durch die Gitterstäbe, den sie erwartet hatte. »Ich würde gerne ein Bad nehmen.«
»Schlamm oder Schwefel?« Sie griff mit ihrer freien Hand nach den Eintrittskarten.
»Schlamm.«
»Hätten Sie vielleicht gerne eine Zehnerkarte? Das kommt Sie billiger.«
»Nur eine bitte.«
»Ein Dollar fünfzig.« Sie schob ihm eine hellviolette Eintrittskarte hin und hielt sie mit einem Finger fest, bis Bond das Geld auf die Theke gelegt hatte.
»In welche Richtung muss ich gehen?«
»Nach rechts«, erwiderte sie. »Folgen Sie dem Gang. Ihre Wertsachen lassen Sie besser hier.« Sie schob einen großen weißen Umschlag unter dem Gitter durch. »Schreiben Sie Ihren Namen da drauf.« Sie beobachtete, wie Bond seine Armbanduhr und den Inhalt seiner Taschen in den Umschlag steckte und seinen Namen daraufkritzelte.
Die zwanzig Hundertdollarscheine befanden sich in Bonds Hemd. Er fragte sich, was er damit machen sollte. Er schob den Umschlag zurück. »Danke.«
»Gern geschehen.«
Im hinteren Bereich des Raums befanden sich eine Schwingtür und zwei weiß bemalte hölzerne Hände, deren Zeigefinger nach rechts und nach links deuteten. Auf der einen Hand stand SCHLAMM, auf der anderen SCHWEFEL. Bond ging durch die Schwingtür und bog nach rechts in einen feuchten Korridor mit Zementboden ab, der sich leicht nach unten neigte. Er folgte ihm und trat durch eine Schwingtür in einen langen hohen Raum mit Oberlicht im Dach und Kabinen entlang der Wände.
In diesem Raum war es heiß und dampfig, und es roch nach Schwefel. Zwei junge, dickliche Männer, die bis auf graue Handtücher um ihre Taillen nackt waren, spielten an einem Tisch in der Nähe des Eingangs Gin Rummy. Auf dem Tisch standen zwei Aschenbecher voller Zigarettenstummel und ein Teller voller Schlüssel. Die Männer sahen auf, als Bond eintrat, und einer von ihnen nahm einen Schlüssel vom Teller und hielt ihn ihm hin. Bond ging zu ihm und nahm ihn entgegen.
»Zwölf«, sagte der Mann. »Haben Sie Ihre Eintrittskarte?«
Bond reichte sie ihm, und der Mann deutete auf die Kabinen hinter ihm. Er nickte mit dem Kopf in Richtung einer Tür am Ende des Raums. »Da geht’s zu den Bädern.« Dann widmeten sich die beiden Männer wieder ihrem Spiel.
In der schmuddeligen Kabine befand sich lediglich ein stark verwaschenes Handtuch. Bond zog sich aus und band sich das Handtuch um die Taille. Er faltete das dicke Päckchen Geldscheine und stopfte es unter das Taschentuch in der Brusttasche seines Jacketts. Er hoffte, dass ein Dieb dort bei einer schnellen Durchsuchung seiner Sachen als Letztes nachsehen würde. Er hängte seine Waffe im Schulterholster an einen Haken, verließ die Kabine und schloss die Tür hinter sich ab.
Bond hatte keine Ahnung, was ihn hinter der Tür am anderen Ende des Raums erwartete. Seine erste Reaktion war der Gedanke, dass er eine Leichenhalle betreten hatte. Bevor er seine Eindrücke sammeln konnte, kam ein fetter, kahlköpfiger Neger mit einem nach unten zeigenden Schnurrbart auf ihn zu und musterte ihn. »Was haben Sie für ein Problem, Mister?«, fragte er gleichgültig.
»Gar keins«, erwiderte Bond knapp. »Ich will nur mal ein Schlammbad ausprobieren.«
»Okay«, sagte der Neger. »Irgendwelche Herzprobleme?«
»Nein.«
»Okay. Hier rüber.« Bond folgte dem Neger über den rutschigen Betonboden zu einer Holzbank vor einem Paar baufälliger Duschkabinen. In
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