James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition)
sie drehte eine Zehn und eine Sieben um, sodass sie der Regel entsprechend passen musste. Eine weitere Spielmarke wanderte in Bonds Tasche.
Die breiten Türen am anderen Ende des Raums hatten sich geöffnet, und ein Strom Menschen quoll von der abendlichen Revue in den Glücksspielsaal. Schon bald würden sie sich um die Tische versammeln. Das war seine letzte Runde. Danach musste er vom Tisch aufstehen und Tiffany verlassen. Sie sah ihn ungeduldig an. Er nahm die zwei Karten, die sie ihm gegeben hatte. Zwanzig. Sie deckte ebenfalls zwei Zehnen auf. Bond lächelte angesichts dieser Raffinesse. Sie teilte ihm schnell zwei weitere Karten aus, als drei neue Spieler an den Tisch kamen und sich auf den Stühlen niederließen. Er hatte neunzehn und sie sechzehn Punkte.
Und das war alles. Der Aufseher machte sich nicht einmal die Mühe, dem Mädchen die vierte Spielmarke zu geben, sondern warf sie mit einem höhnischen Grinsen auf dem Gesicht direkt über den Tisch zu Bond.
»Gute Güte«, bemerkte einer der neuen Spieler, als Bond die Spielmarke einsteckte und aufstand.
Bond sah über den Tisch hinweg zu dem Mädchen. »Danke«, sagte er. »Sie teilen die Karten wundervoll aus.«
»Das kann man wohl laut sagen!«, rief der Spieler, der zuvor schon gesprochen hatte.
Tiffany Case warf Bond einen kalten Blick zu. »Gern geschehen«, erwiderte sie. Sie sah ihm für den Bruchteil einer Sekunde in die Augen und wandte sich dann ihren Karten zu, die sie gründlich mischte und dann vor einen der neuen Spieler legte, damit dieser abheben konnte.
Bond wandte dem Tisch den Rücken zu und schlenderte durch den Raum. Er dachte über Tiffany nach und sah hin und wieder zu der aufrecht sitzenden, gebieterischen kleinen Gestalt in dem aufregenden Westernkostüm hinüber. Andere fanden sie offenbar ebenso attraktiv wie Bond, denn schon bald saßen acht Männer an ihrem Tisch, und andere standen drumherum und betrachteten sie.
Bond verspürte einen Anflug von Eifersucht. Er ging zur Bar und bestellte einen Bourbon mit Flusswasser, um die fünftausend Dollar in seiner Tasche zu feiern.
Der Barkeeper holte von irgendwoher eine mit einem Korken verschlossene Flasche Wasser und stellte sie neben Bonds Old Grand-Dad.
»Woher stammt dieses Wasser?«, fragte Bond, der sich an das erinnerte, was Felix Leiter gesagt hatte.
»Von der Boulder-Talsperre«, antwortete der Barkeeper ernsthaft. »Wird jeden Tag mit dem Laster angeliefert. Keine Sorge«, fügte er hinzu. »Das ist das echte Zeug.«
Bond warf einen Silberdollar auf die Bar. »Da bin ich sicher«, erwiderte er mit der gleichen Ernsthaftigkeit. »Behalten Sie den Rest.«
Er stellte sich mit dem Rücken zur Bar und dachte mit dem Glas in der Hand über seinen nächsten Schritt nach. Nun war er also ausbezahlt worden, und Shady Tree hatte ihn angewiesen, unter keinen Umständen zurück an die Spieltische zu gehen.
Bond leerte sein Glas und marschierte quer durch den Raum auf den nächstgelegenen Roulettetisch zu. Um ihn herum saß nur eine Handvoll Spieler, die kleine Einsätze machten.
»Was ist hier der höchstmögliche Einsatz?«, fragte er den Croupier, einen älteren Mann mit Glatze und leeren Augen, der gerade die kleine Elfenbeinkugel aus dem Rad nahm.
»Fünftausend«, antwortete der Mann gleichgültig.
Bond nahm die vier Spielmarken und die zehn Hundertdollarscheine aus seiner Tasche und legte sie neben den Croupier. »Auf Rot.«
Der Croupier setzte sich auf seinem Stuhl etwas aufrechter hin und beäugte Bond von der Seite. Dann warf er die vier Spielmarken nacheinander auf das Feld für Rot und schob sie dort mit seinem Rateau zusammen. Als Nächstes zählte er Bonds Geldscheine, schob sie durch einen Schlitz im Tisch, nahm eine fünfte Spielmarke von einer Ablage neben sich und warf sie zu den anderen vier. Der Aufseher hörte den Summer und kam in dem Moment zum Tisch herüber, als der Croupier gerade das Rad angestoßen hatte.
Bond nahm eine Zigarette heraus und zündete sie an. Seine Hand war ruhig. Er verspürte ein wundervolles Gefühl der Freiheit, das daher rührte, dass er sich von diesen Leuten nun endlich die Initiative zurückerobert hatte. Er wusste, dass er gewinnen würde. Er schaute das Rad kaum an, als es langsamer wurde und die kleine Elfenbeinkugel in die Kerbe klickerte.
»Sechsunddreißig. Rot. Hoch und Gerade.«
Der Croupier sammelte die wenigen verlorenen Jetons und Silberdollars ein und schob den Gewinnern über den Tisch hinweg ein wenig
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