James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition)
sicheren, schwarzen britischen Bauch der
Queen Elizabeth
untertauchten und endlich ihre Kabinen auf dem M-Deck bezogen, wo sie die Welt hinter ihren Türen ausschlossen.
Doch als zuerst Tiffany Case und dann James Bond im Maul der Gangway verschwanden, war ein Hafenarbeiter von der Gewerkschaft Anastasia’s Longshoreman’s Union zügig zu einer Telefonzelle im Zollschuppen gegangen.
Und drei Stunden später wurden zwei amerikanische Geschäftsmänner von einer schwarzen Limousine am Kai abgesetzt. Sie schafften es gerade noch rechtzeitig durch die Passkontrolle und den Zoll und auf die Gangway, bevor die Lautsprecher alle Besucher aufforderten, bitte das Schiff zu verlassen. Einer der Geschäftsmänner war recht jung, hatte ein hübsches Gesicht und den Ansatz vorzeitig ergrauten Haars unter dem imprägnierten Stetson. Der Name auf dem Aktenkoffer, den er trug, lautete B. Kitteridge.
Und der andere war ein großer, dicklicher Mann mit einem nervösen Funkeln in den kleinen Augen hinter der Bifokalbrille. Er schwitzte heftig und wischte sich immer wieder das Gesicht mit einem großen Taschentuch ab. Der Name auf dem Adressanhänger an seinem Koffergriff lautete W. Winter, und darunter stand mit roter Tinte geschrieben: »MEINE BLUTGRUPPE IST A.«
LIEBE UND SAUCE BÉARNAISE
Pünktlich um acht ließ die durchdringende Sirene der
Queen Elizabeth
das Glas der Wolkenkratzer vibrieren. Die Schlepperboote bugsierten das große Schiff in die Strommitte und drehten es herum. Bei vorsichtigen fünf Knoten bewegte es sich langsam im strömungslosen Wasser flussabwärts.
Sie würden noch einen Zwischenstopp einlegen, um den Lotsen am Ambrose-Leuchtfeuer abzusetzen. Dann würden die vierfachen Schiffsschrauben das Wasser aufwirbeln, die
Elizabeth
würde erzittern und in einem langen flachen Bogen, der sich vom fünfundvierzigsten bis zum fünfzigsten Breitengrad erstreckte, mit dem Ziel Southampton in See stechen.
Bond saß in seiner Kabine, lauschte dem leisen Knarren des Gebälks und beobachtete, wie der Bleistift auf seiner Kommode zwischen seiner Bürste und dem Rand seines Reisepasses hin- und herrollte. Dabei dachte er an die Tage, als der Kurs dieses Schiffes ein anderer gewesen war und es mitten im Südatlantik mit deutschen U-Booten Verstecken gespielt hatte. Es war immer noch ein Abenteuer, aber nun bewegte sich die
Queen
in einem Schutzkokon aus Funkimpulsen – ihrem Radar, ihrem Navigationssystem, ihrem Echolot – mit der Vorsicht eines orientalischen Potentaten inmitten seiner Leibwächter. Und Bond ging davon aus, dass die beiden einzigen Gefahren auf dieser Reise Langeweile und Magenverstimmungen sein würden.
Er nahm den Telefonhörer ab und fragte nach Miss Case. Als sie seine Stimme hörte, seufzte sie melodramatisch. »Der Seemann hasst die See«, sagte sie. »Mir ist jetzt schon schlecht, dabei befinden wir uns noch auf dem Fluss.«
»Kein Problem«, erwiderte Bond. »Bleib in deiner Kabine, nimm was gegen die Übelkeit und bestell dir Champagner. Die nächsten zwei, drei Tage werde ich ohnehin zu nichts zu gebrauchen sein. Ich lasse mir den Schiffsarzt und den Masseur aus dem Dampfbad kommen. Vielleicht können mich die beiden ja wieder zusammenflicken. Außerdem kann es nicht schaden, wenn wir einen Großteil der Reise außer Sicht bleiben. Es kann gut sein, dass sie uns in New York aufgespürt haben.«
»Nur wenn du versprichst, mich jeden Tag anzurufen«, sagte Tiffany, »und mich danach in dieses Restaurant namens Veranda Grill auszuführen, sobald ich das Gefühl habe, dass ich wieder ein wenig Kaviar runter bekomme. Abgemacht?«
Bond lachte. »Wenn du absolut darauf bestehst«, antwortete er. »Und jetzt hör mal. Ich möchte, dass du versuchst, dich an alles zu erinnern, was du über ABC und die Londoner Seite des Geschäfts weißt. Diese Telefonnummer. Und alles andere. Worum es dabei geht und warum ich daran interessiert bin, erkläre ich dir, sobald ich kann, aber bis dahin bitte ich dich, mir einfach zu vertrauen. Abgemacht?«
»Oh, sicher«, sagte das Mädchen gleichgültig, als ob dieser ganze Aspekt ihres Lebens seine Bedeutung verloren hätte. Bond befragte sie zehn Minuten lang über ABC, doch bis auf ein paar Einzelheiten war es wenig aufschlussreich.
Dann legte er auf, rief den Steward an und bestellte sich ein Abendessen. Danach setzte er sich hin und begann, den langen Bericht zu schreiben, den er später verschlüsseln und noch am gleichen Abend losschicken
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