James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition)
haben. So schwesternmäßig, weißt du? Die männlichen Croupiers schüchtern sie ein. Aber denk bloß nicht, dass es Spaß macht. Es hört sich besser an, als es ist.«
Sie lächelte ihm zu. »Und jetzt bist du wieder dran«, sagte sie. »Bestell mir noch einen Drink und erzähl mir dann, was für eine Frau deiner Meinung nach etwas zu dir hinzuaddieren würde.«
Bond gab beim Steward seine Bestellung auf. Dann zündete er sich eine Zigarette an und drehte sich wieder zu ihr um. »Jemand, der genauso gut lieben wie Sauce béarnaise zubereiten kann.«
»Heiliger Strohsack! Es braucht also nicht mehr als eine alte Schabracke, die kochen und auf dem Rücken liegen kann?«
»Oh nein. Natürlich muss sie auch über all die üblichen Dinge verfügen, die Frauen so haben.« Bond musterte sie. »Goldenes Haar. Graue Augen. Einen sinnlichen Mund. Eine perfekte Figur. Und natürlich muss sie jede Menge Witze machen, wissen, wie man sich kleidet, Karten spielt und so weiter. Das Übliche eben.«
»Und du würdest diese Person heiraten, wenn du sie finden würdest?«
»Nicht unbedingt«, erwiderte Bond. »Um die Wahrheit zu sagen, bin ich bereits so etwas Ähnliches wie verheiratet. Mit einem Mann. Sein Name beginnt mit einem M. Ich müsste mich erst von ihm scheiden lassen, bevor ich versuchen könnte, eine Frau zu heiraten. Und ich bin nicht sicher, ob ich das will. Sie würde mich dazu bringen, in unserem L-förmigen Salon Kanapees herumzureichen. Und dann gäbe es bestimmt diese ganzen entsetzlichen ‚Doch, hast du – Nein, habe ich nicht‘-Streitereien, die zu einer Ehe zu gehören scheinen. Es würde nicht halten. Ich würde mich eingeengt fühlen und abhauen. Mich nach Japan oder sonst wohin versetzen lassen.«
»Was ist mit Kindern?«
»Ich hätte schon gerne welche«, sagte Bond kurz angebunden. »Aber erst, wenn ich aus dem Dienst ausscheide. Wäre sonst den Kindern gegenüber nicht fair. Mein Job ist nicht besonders sicher.« Er starrte in seinen Drink und kippte ihn runter. »Und was ist mit dir, Tiffany?«, fragte er, um das Thema zu wechseln.
»Ich nehme an, dass es jeder Frau gefallen würde, nach Hause zu kommen und einen Hut auf der Flurkommode liegen zu sehen«, sagte Tiffany launisch. »Das Problem ist, dass ich unter diesem Hut bis jetzt nichts Ordentliches entdeckt habe. Vielleicht habe ich ja nicht ausreichend oder an den richtigen Stellen gesucht. Du weißt, wie es ist, wenn man in eine Routine verfällt. Man gewöhnt sich so sehr daran, dass es schwerfällt, mal über den Tellerrand zu schauen. In dieser Hinsicht hatte ich es bei den Spangs ganz gut. Man wusste immer, wo die nächste Mahlzeit herkommen würde. Hab ein wenig Geld zur Seite gelegt. Aber in so einem Unternehmen kann ein Mädchen keine Freunde haben. Also hängt man entweder ein KEIN EINGANG-Schild auf oder man wird herumgereicht. Aber ich habe jetzt genug davon, allein zu sein. Weißt du, was die Chormädchen auf dem Broadway sagen? ‚Wäsche, in der sich kein Männerhemd befindet, ist traurige Wäsche.‘«
Bond lachte. »Das Schlimmste hast du ja jetzt hinter dir«, sagte er. Dann sah er sie fragend an. »Aber was ist mit Mister Seraffimo? Diese beiden Kabinen im Salonwagen und das Champagnermahl für zwei …«
Bevor er zu Ende sprechen konnte, funkelten ihre Augen kurz auf, und sie erhob sich und verließ schnurstracks die Bar.
Bond verfluchte sich. Er legte etwas Geld auf die Rechnung und eilte ihr nach. Auf halber Höhe des Promenadendecks holte er sie ein. »Hör mal, Tiffany«, begann er.
Sie wirbelte herum und sah ihn böse an. »Wie kannst du nur so gemein sein?« In ihren Wimpern glitzerten wütende Tränen. »Warum musst du mit so einer dämlichen Bemerkung alles verderben? Oh James …« Verzweifelt drehte sie sich zu den Fenstern um und suchte nach einem Taschentuch. Dann betupfte sie ihre Augen. »Du verstehst das einfach nicht.«
Bond legte einen Arm um sie und zog sie an sich. »Mein Liebling.« Er wusste, dass nur die körperliche Liebe diese Missverständnisse aus dem Weg räumen würde, aber dass dennoch Worte und Zeit verschwendet werden mussten. »Ich hatte nicht vor, dich zu verletzen. Ich wollte es nur genau wissen. Es war eine schlimme Nacht in diesem Zug, und dieser gedeckte Tisch hat mich mehr verletzt als alles, was später geschehen ist. Ich musste dich einfach fragen.«
Sie sah ihn skeptisch an. »Meinst du das auch ernst?«, fragte sie und studierte sein Gesicht. »Du meinst, du mochtest
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