James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition)
noch einen Kaffee und danach einen Stinger mit klarem
crème de menthe
während der Meilenwette. Ich habe so viel davon gehört, und wir könnten reich werden.«
»Meinetwegen«, sagte Bond. »Was immer du willst.« Während sie durch den großen Aufenthaltsraum gingen, wo immer noch Bingo gespielt wurde, hielt er ihren Arm eng an sich. Dann durchquerten sie den Ballsaal, wo die Musiker ein paar Akkorde probten. »Aber zwing mich nicht, eine Nummer zu ersteigern. Es ist ein reines Glücksspiel und fünf Prozent gehen an einen wohltätigen Zweck. Die Chancen auf einen Gewinn stehen fast so schlecht wie in Las Vegas. Aber es ist ganz unterhaltsam, wenn der Auktionator gut ist. Und ich habe gehört, dass sich auf diesem Schiff jede Menge Geld befindet.«
Der Rauchersalon war fast leer, und sie entschieden sich für einen kleinen Tisch, der etwas von der Bühne entfernt war, auf dem der erste Steward die Utensilien des Auktionators bereitlegte: den Behälter für die nummerierten Zettel, den Hammer und eine Wasserkaraffe.
»Im Theaterjargon nennt man das ‚ein leeres Haus kaschieren‘«, sagte Tiffany, während sie es sich in dem Wald aus unbesetzten Stühlen und Tischen gemütlich machten. Aber als Bond seine Bestellung aufgab, wurden die Türen zum Kinosaal geöffnet, und schon bald waren fast hundert Personen im Rauchersalon.
Der Auktionator, ein dickbäuchiger gemütlicher Geschäftsmann mit einer roten Nelke im Knopfloch seines Dinnerjacketts, klopfte mit dem Hammer auf den Tisch und bat damit um Ruhe. Er verkündete, dass der Kapitän die Strecke, die das Schiff am nächsten Tag zurücklegen würde, auf 720 bis 739 Seemeilen schätzte, womit jede Strecke, die kürzer war als 720 das
Low Field
war, und alles länger als 739 das
High Field
. »Und nun, meine Damen und Herren, wollen wir doch mal sehen, ob wir den Rekord für diese Reise brechen können, der momentan bei beeindruckenden zweitausendvierhundert Pfund im Pott steht.« Applaus folgte.
Ein Steward bot die Kiste mit den Losen der am reichsten aussehenden Frau im Raum an und reichte den von ihr gezogenen Zettel dann an den Auktionator weiter.
»Nun, meine Damen und Herren, hier haben wir gleich zu Beginn eine gute Nummer. Die 738. Direkt im oberen Bereich, und ich sehe hier heute Abend eine Menge neuer Gesichter.« Er lachte. »Ich denke, wir sind uns alle einig, dass die See heute außergewöhnlich ruhig ist. Meine Damen und Herren, wie hoch sollte das Startgebot für die 738 sein? Wie wäre es mit fünfzig Pfund? Bietet jemand fünfzig Pfund für diese Glückszahl? Haben Sie zwanzig gesagt, Sir? Nun, wir müssen ja irgendwo anfangen … Geht jemand höher? Fünfundzwanzig. Vielen Dank, Madam. Und dreißig. Vierzig dort drüben, Steward. Und fünfundvierzig von meinem Freund Mr Rothblatt. Vielen Dank, Charlie. Bietet jemand mehr als fünfundvierzig Pfund für die Nummer 738? Danke sehr, Madam, und nun sind wir wieder am Anfang.« Allgemeines Gelächter. »Bietet jemand mehr als fünfzig Pfund? Ist niemand in Versuchung? Eine hohe Nummer. Eine ruhige See. Fünfzig Pfund. Sagt jemand fünfundfünfzig? Und fünfzig Pfund zum Ersten. Zum Zweiten.« Und der erhobene Hammer schlug auf den Tisch.
»Gott sei Dank versteht der Auktionator sein Geschäft«, sagte Bond. »Das war eine gute Nummer und sie ging günstig weg, wenn das Wetter anhält und niemand über Bord geht. Das
High Field
wird heute Abend eine Stange Geld kosten. Alle gehen davon aus, dass wir bei diesem Wetter mehr als 739 Meilen schaffen.«
»Was meinst du mit einer Stange?«, fragte Tiffany.
»Zweihundert Pfund. Vielleicht noch mehr. Ich nehme an, dass die normalen Zahlen für etwa einen Hunderter weggehen werden. Die erste Nummer ist immer günstiger als die anderen. Die Leute sind noch nicht warm geworden. Das Klügste, was man bei diesem Spiel machen kann, ist, die erste Zahl zu kaufen. Jede davon kann gewinnen, aber die erste kostet weniger.«
Als Bond zu Ende gesprochen hatte, war die nächste Nummer für neunzig Pfund an ein hübsches aufgeregtes Mädchen versteigert worden, die das Geld dafür offensichtlich von ihrem Begleiter bekommen hatte, einem grauhaarigen Mann mit roten Wangen, der wie die Karikatur eines Sugardaddys aussah.
»Mach schon. Kauf mir eine Zahl, James«, sagte Tiffany. »Du weißt wirklich nicht, wie man ein Mädchen behandelt. Guck doch nur, wie der nette Herr dort drüben mit seiner Begleiterin umgeht.«
»Der hat seine besten Jahre hinter sich«, sagte
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