James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)
trauen. Sie wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Sie errötete bis zu den Haarwurzeln und wurde dann sofort wieder blass. Sie legte eine Hand auf die Tischkante. Sie stammelte mit schwacher Stimme: »Ich bin d-dankbar, Genossin Oberst.«
»Aufgrund Ihrer ausgezeichneten Dienste wurden Sie für eine äußerst wichtige Aufgabe ausgewählt. Dies ist eine große Ehre für Sie. Verstehen Sie das?«
Was immer es sein mochte, es war besser als alles, was hätte passieren können. »Ja, allerdings, Genossin Oberst.«
»Mit dieser Aufgabe geht sehr viel Verantwortung einher. Sie verlangt nach einem höheren Rang. Ich gratuliere Ihnen zu Ihrer Beförderung, Genossin Korporal. Nach Beendigung des Auftrags werden Sie den Rang eines Hauptmanns der Staatssicherheit erhalten.«
Eine Vierundzwanzigjährige, die zum Hauptmann befördert wurde? Das hatte es bisher noch nie gegeben! Tatjana spürte eine drohende Gefahr. Sie versteifte sich wie ein Tier, das die stählernen Kiefer der Falle unter dem Fleischköder sieht. »Ich bin zutiefst geehrt, Genossin Oberst.« Es gelang ihr nicht, das Misstrauen aus ihrer Stimme herauszuhalten.
Rosa Klebb schnaubte unverbindlich. Sie wusste genau, was das Mädchen gedacht haben musste, als sie die Aufforderung erhielt, zu ihr zu kommen. Die Auswirkungen ihres freundlichen Empfangs, ihre Erleichterung angesichts der guten Neuigkeit und ihre neu erwachende Angst waren offensichtlich gewesen. Sie war ein schönes, argloses, unschuldiges Mädchen. Genau das, was die
konspiratsia
verlangte. Nun musste sie nur noch ein wenig lockerer werden. »Meine Liebe«, sagte sie aalglatt. »Wie nachlässig von mir. Diese Beförderung sollte mit einem Glas Wein gefeiert werden. Sie sollen nicht denken, wir höheren Offiziere wären unmenschlich. Wir werden zusammen trinken. Das ist ein guter Anlass, um eine Flasche französischen Champagner zu öffnen.«
Rosa Klebb stand auf und ging zu der Anrichte, auf der ihr Offiziersbursche alles wie befohlen bereitgelegt hatte.
»Versuchen Sie doch eine dieser Pralinen, während ich mich mit dem Korken auseinandersetze. Es ist nie leicht, Champagnerkorken aus der Flasche zu bekommen. Wir Frauen brauchen wirklich einen Mann, der uns mit dieser Art von Arbeit helfen kann, nicht wahr?«
Das scheußliche Geschwätz ging weiter, während sie eine beeindruckende Schachtel Pralinen vor Tatjana stellte. Dann kehrte sie zur Anrichte zurück. »Die sind aus der Schweiz. Beste Qualität. Die runden haben einen weichen Kern. Die eckigen sind hart.«
Tatjana murmelte ein paar Dankesworte. Sie griff nach einer runden Praline. Die dürfte leichter zu schlucken sein. Ihr Mund war vor Angst ganz trocken, denn sie fürchtete den Augenblick, in dem sie die Falle endlich erkennen und fühlen würde, wie sie um ihren Hals herum zuschnappte. Es musste sich um etwas Schreckliches handeln, wenn es dieses ganzen Theaters bedurfte, um es zu verbergen. Der Bissen Schokolade klebte in ihrem Mund wie Kaugummi. Gnädigerweise wurde ihr nun ein Glas Champagner in die Hand gedrückt.
Rosa Klebb stand über ihr. Sie hob fröhlich ihr Glas.
»Za vashe zdarovie
, Genossin Tatjana. Und meine wärmsten Glückwünsche!«
Tatjana zwang sich zu einem steifen Lächeln. Sie hob ihr Glas und verneigte sich leicht.
»Za vashe zdarovie
, Genossin Oberst.« Sie leerte das Glas in einem Zug, wie es in Russland Brauch war, und stellte es vor sich ab.
Rosa Klebb füllte es sofort wieder auf und verschüttete ein wenig Champagner auf der Tischplatte. »Und nun auf die Gesundheit Ihrer neuen Abteilung, Genossin.« Sie hob ihr Glas. Das süßliche Lächeln versteifte sich, als sie die Reaktion des Mädchens beobachtete.
»Auf SMERSCH!«
Tatjana stand wie betäubt auf. Sie nahm das volle Glas. »Auf SMERSCH.« Sie brachte das Wort kaum über die Lippen. Sie verschluckte sich am Champagner und musste zweimal schlucken. Dann ließ sie sich schwer auf den Stuhl sinken.
Rosa Klebb ließ ihr keine Zeit zum Nachdenken. Sie nahm ihr gegenüber Platz und legte ihre Hände flach auf den Tisch. »Und nun zum Geschäft, Genossin.« Die Autorität war in ihre Stimme zurückgekehrt. »Wir haben eine Menge zu erledigen.« Sie lehnte sich vor. »Wollten Sie je im Ausland leben, Genossin? In einem fremden Land?«
Tatjana spürte die Auswirkungen des Champagners. Vermutlich würde es noch schlimmer werden, aber jetzt antwortete sie schnell: »Nein, Genossin. Ich bin glücklich in Moskau.«
»Haben Sie je darüber
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