James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)
Angelegenheit keine albernen Hemmungen zeigen. Ihr Körper gehört dem Staat. Seit dem Zeitpunkt Ihrer Geburt hat der Staat ihn ernährt. Nun muss Ihr Körper für den Staat arbeiten. Haben Sie das verstanden?«
»Ja, Genossin Oberst.« Die Logik war unausweichlich.
»Sie werden diesen Mann nach England begleiten. Dort wird man Sie zweifellos befragen. Die Befragung wird harmlos vonstattengehen. Die Engländer benutzen keine harten Methoden. Sie werden so wahrheitsgemäß antworten, wie Sie es können, ohne den Staat in Gefahr zu bringen. Wir werden Ihnen gewisse Antworten zur Verfügung stellen, die Sie verwenden werden. Man wird Sie vermutlich nach Kanada schicken. Dorthin schieben die Engländer eine gewisse Sorte ausländischer Gefangener ab. Man wird Sie retten und nach Moskau zurückbringen.« Rosa Klebb starrte das Mädchen an. Sie schien das alles ohne Frage zu akzeptieren. »Sehen Sie, es ist eine vergleichsweise einfache Angelegenheit. Haben Sie zu diesem Zeitpunkt bereits irgendwelche Fragen?«
»Was wird mit dem Mann passieren, Genossin Oberst?«
»Das ist für uns nicht von Interesse. Wir werden ihn einfach nur als Werkzeug benutzen, um Sie nach England zu bringen. Das Ziel der Operation besteht darin, den Briten falsche Informationen zukommen zu lassen. Wir würden natürlich sehr erfreut sein, Genossin, wenn Sie uns Ihre eigenen Eindrücke des Lebens in England mitteilen könnten. Die Berichte eines hervorragend ausgebildeten und intelligenten Mädchens wie Ihnen werden für den Staat von großem Wert sein.«
»Wirklich, Genossin Oberst?«, Tatjana fühlte sich sehr wichtig. Plötzlich klang das alles äußerst aufregend. Sie hoffte nur, dass ihr diese Operation gelingen würde. Sie würde natürlich ihr Bestes tun. Doch angenommen, sie konnte den englischen Spion nicht dazu bringen, sich in sie zu verlieben. Sie warf erneut einen Blick auf das Foto undlegte den Kopf schief. Es war ein attraktives Gesicht. Was war die »Kunst der Verführung« von der diese Frau gesprochen hatte? Was mochte es damit auf sich haben? Vielleicht konnte sie ihr helfen.
Rosa Klebb erhob sich zufrieden vom Tisch. »Und nun können Sie sich entspannen, meine Liebe. Für heute Abend ist die Arbeit getan. Ich werde mich kurz frisch machen, und dann werden wir uns nett unterhalten. Es dauert nur eine Minute. Essen Sie diese Pralinen auf, sonst verderben sie.« Rosa Klebb vollführte eine vage Geste mit der Hand und verschwand mit einem gedankenverlorenen Gesichtsausdruck im Nebenzimmer.
Tatjana lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. Darum ging es also bei dieser ganzen Sache. Im Nachhinein betrachtet war es gar nicht so schlimm gewesen. Was für eine Erleichterung! Und was für eine Ehre, dass sie dafür ausgewählt worden war. Wie albern, dass sie deswegen solche Angst gehabt hatte! Selbstverständlich würden die großartigen Anführer des Staates niemals zulassen, dass eine unschuldige Bürgerin, die hart arbeitete und keine Vergehen in ihrer
zapiska
stehen hatte, zu Schaden kam. Plötzlich verspürte sie gegenüber der Vaterfigur, die der Staat für sie darstellte, eine enorme Dankbarkeit. Und sie war stolz, dass sie nun die Gelegenheit haben würde, einen Teil ihrer Schuld zurückzuzahlen. Sogar diese Klebb war letztendlich gar nicht so schlimm.
Tatjana dachte immer noch gut gelaunt über die Situation nach, als sich die Schlafzimmertür öffnete und die Klebb im Durchgang erschien. »Was halten Sie hiervon, meine Liebe?« Oberst Klebb breitete ihre plumpen Arme aus und wirbelte auf ihren Zehenspitzen herum wie ein Mannequin. Sie warf sich in Pose, indem sie einen Arm ausstreckte und den anderen in ihre Taille stemmte.
Tatjanas Mund war aufgeklappt. Sie machte ihn schnell wieder zu und rang verzweifelt nach Worten.
Oberst Klebb von SMERSCH trug ein halb durchsichtiges Nachtgewand aus orangefarbenem Crêpe de Chine. Schleifen aus demselben Material umgaben den tiefen eckigen Ausschnitt und die Enden der ausladenden Ärmel. Darunter konnte man einen Büstenhalter sehen, der aus zwei riesigen pinkfarbenen Satinrosen bestand. Um die Hüften trug sie einen ebenfalls pinkfarbenen altmodischen Satinschlüpfer mit Gummizug, der knapp über den Knien endete. Ein schwieliges Knie erschien wie eine gelbliche Kokosnuss zwischen den Falten des halb geöffneten Nachtgewands und wurde in einer klassischen Modellpose nach vorn gestreckt. Die Füße steckten in pinkfarbenen Satinpantoffeln mit Puscheln aus Straußenfedern. Rosa
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