James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)
fremden Land vertrauen? Wird er nichts auf eigene Faust unternehmen und womöglich untertauchen?«
»Er wurde fast zehn Jahre lang getestet. Er hatte viele Gelegenheiten zur Flucht. Er wurde auf Anzeichen dafür beobachtet. Es gab nie auch nur den Hauch eines Verdachts. Dieser Mann befindet sich in der Position eines Drogenabhängigen. Er würde die Sowjetunion ebenso wenig aufgeben wie ein Junkie seine Quelle für Kokain aufgeben würde. Er ist mein verlässlichster Henker. Es gibt keinen besseren.«
»Und diese Frau, Romanowa. War sie zufriedenstellend?«
»Sie ist sehr schön«, erwiderte die Frau mürrisch. »Sie wird ihren Zweck erfüllen. Sie ist keine Jungfrau, aber sie ist prüde und sexuell unerfahren. Sie wird eine Unterweisung erhalten. Ihr Englisch ist ausgezeichnet. Ich habe sie ausreichend über ihren Auftrag und das Ziel informiert. Sie ist kooperativ. Falls sie Anzeichen für zögerliches Verhalten zeigen sollte, habe ich die Adressen diverser Verwandter, einschließlich Kinder. Ich werde außerdem die Namen ihrer ehemaligen Liebhaber erhalten. Falls nötig, wird ihr erklärt werden, dass diese Personen als Geiseln gehalten werden, bis sie ihren Auftrag erledigt hat. Sie ist eine gütige Person. Ein solcher Hinweis wird genügen. Aber ich erwarte nicht, dass sie Schwierigkeiten macht.«
»Romanowa. Das ist der Name einer
buivshi
– einer Angehörigen der ehemaligen Zarenfamilie. Es erscheint mir seltsam, ein Mitglied der Familie Romanow für einen so schwierigen Auftrag zu benutzen.«
»Ihre Großeltern waren entfernt mit der Zarenfamilie verwandt. Aber sie verkehrt nicht in
buivshi
-Kreisen. Außerdem gehörten all unsere Großeltern zu diesen Ewiggestrigen. Daran lässt sich nichts ändern.«
»Unsere Großeltern hießen allerdings nicht alle Romanow«, gab Kronsteen trocken zu bedenken. »Aber egal, solange Sie zufrieden sind.« Er überlegte kurz. »Und dieser Bond. Wissen wir mittlerweile, wo er sich aufhält?«
»Ja. Das englische Netzwerk des MGBs hat berichtet, dass er sich in London befindet. Tagsüber geht er in sein Hauptquartier. Nachts schläft er in seiner Wohnung, die in einer Londoner Gegend namens Chelsea liegt.«
»Das ist gut. Hoffen wir, dass er für die nächsten Wochen dort bleibt. Das würde bedeuten, dass er momentan nicht mit einem Auftrag beschäftigt ist. Also wird er unseren Köder verfolgen können, sobald sie die Spur aufnehmen. In der Zwischenzeit«, Kronsteens dunkle, nachdenkliche Augen blieben weiterhin auf einen bestimmten Punkt an der Decke gerichtet, »habe ich mich mit der Frage beschäftigt, welcher Ort im Ausland für unsere Operation am besten geeignet ist. Ich habe mich für den Erstkontakt für Istanbul entschieden. Wir haben dort einen guten Apparat, der Secret Service hingegen nur eine kleine Station. Der Leiter dieser Station soll Berichten zufolge ein guter Mann sein. Wir werden ihn liquidieren. Der Ort liegt für uns sehr günstig, da man ihn sowohl von Bulgarien als auch vom Schwarzen Meer aus gut erreichen kann. Außerdem ist er relativ weit von London entfernt. Ich werde die Einzelheiten für den Zeitpunkt der Ermordung ausarbeiteten und werde mir überlegen, wie wir diesen Bond dorthin bekommen, nachdem er das Mädchen kontaktiert hat. Es wird entweder in Frankreich oder ganz in der Nähe stattfinden. Die französische Presse haben wir dank ausgezeichneter Druckmittel bestens unter Kontrolle. Sie werden das Beste aus dieser Art von Geschichte mit ihren Enthüllungen über Sex und Spionage herausholen. Außerdem müssen wir noch entscheiden, wann Granitski die Bildfläche betreten soll. Das sind unbedeutende Details. Wir müssen den Kameramann und die anderen Beteiligten auswählen und sie unbemerkt nach Istanbul bringen. Es darf dort weder zu einer Überbesetzung unseres
Apparats
kommen noch zu ungewöhnlichen Aktivitäten. Wir werden alle Abteilungen warnen, dass der drahtlose Funkverkehr mit der Türkei vor und während der Operation in einem vollkommen normalen Maß gehalten werden muss. Wir wollen schließlich nicht, dass die britischen Abfangjäger misstrauisch werden. Die Chiffrierabteilung hat bestätigt, dass gegen die Übergabe des äußeren Gehäuses einer Spektor-Maschine keine Einwände von Seiten der Sicherheit bestehen. Das ist eine gute Neuigkeit. Man wird die Maschine in die Abteilung für spezielle Geräte bringen und dort vorbereiten.«
Kronsteen hielt inne. Sein Blick löste sich langsam von der Decke. Er erhob sich
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