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James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

Titel: James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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französischen Marans-Hühnern, die einer Freundin von May auf dem Land gehörten. (Bond mochte keine weißen Eier, und da er bei vielen Kleinigkeiten wählerisch war, amüsierte es ihn, darauf zu beharren, dass es so etwas wie das perfekte gekochte Ei tatsächlich gab.) Dann waren da noch die beiden dicken Scheiben aus Vollkornweizentoast, ein großer Klacks tiefgelber Jersey-Butter und drei gedrungene Gläser, die »Little Scarlet«-Erdbeermarmelade aus Triptree, »Cooper’s Vintage Oxford«-Konfitüre und norwegischen Heidehonig von Fortnum’s enthielten. Die Kaffeekanne und das Silberbesteck auf dem Tablett waren im Queen-Anne-Stil gehalten, und das Porzellan war von Minton und passte farblich exakt zum Dunkelblau und Gold des Eierbechers.
    Als Bond sein Frühstück an diesem Morgen mit einem Honigtoast beendete, erkannte er den unmittelbaren Anlass für seine Lethargie und seine Niedergeschlagenheit. Zum einen hatte ihn seine geliebte Tiffany Case, mit der er so viele glückliche Monate verbracht hatte, verlassen, und nach mehreren schmerzhaften Wochen, in denen sie sich in ein Hotel zurückgezogen hatte, war sie gegen Ende Juli mit dem Schiff nach Amerika aufgebrochen. Er vermisste sie schrecklich, und sein Geist versuchte immer noch, jeden Gedanken an sie zu vermeiden. Und außerdem war es August, und London war heiß und stickig. Eigentlich stand sein Urlaub an, doch er hatte weder die Energie noch den Wunsch, allein zu verreisen oder zu versuchen, einen vorübergehenden Ersatz für Tiffany zu finden, um unterwegs Gesellschaft zu haben. Also verbrachte er seine Tage auch weiterhin im halb leeren Hauptquartier des Secret Service, widmete sich den üblichen alten Routinen, blaffte seine Sekretärin an und stichelte seine Kollegen.
    Sogar M war mit diesem übel gelaunten eingesperrten Tiger ein Stockwerk unter ihm irgendwann ungeduldig geworden, und am Montag dieser Woche hatte er Bond dann eine kurz angebundene Notiz zukommen lassen, in der stand, dass er ihn einem Untersuchungskomitee unter der Leitung des Zahlmeisters Captain Troop zuteilte. In der Notiz hieß es weiter, es sei an der Zeit, dass sich Bond als hochrangiger Offizier des Geheimdienstes an der Lösung wichtiger Verwaltungsprobleme beteilige. Außerdem sei gerade niemand anders verfügbar. Das Hauptquartier sei unterbesetzt, und die Doppelnullabteilung habe nichts zu tun. Bond solle sich daher bitte an diesem Nachmittag um halb drei in Raum 412 zum Dienst melden.
    Als er sich seine erste Zigarette des Tages anzündete, kam Bond zu dem Schluss, dass Troop der nervtötendste und unmittelbarste Grund für seine Unzufriedenheit war.
    In jedem großen Unternehmen gibt es einen Mann, der als Bürotyrann und Schreckgespenst gilt und von sämtlichen anderen Angestellten aufrichtig verabscheut wird. Dieses Individuum erfüllt unbewusst eine wichtige Rolle, indem es als eine Art Blitzableiter für die üblichen Unstimmigkeiten und Probleme im Büro fungiert. Tatsächlich verringert diese Person den zerstörerischen Einfluss der Unstimmigkeiten, indem sie ein allgemeines Ziel darstellt. Der Mann ist normalerweise der Hauptgeschäftsführer oder der Leiter der Verwaltungsabteilung. Er ist der unentbehrliche Mann, der wie ein Schießhund über alle kleinen Angelegenheiten wacht – Bargeld, Heizung und Beleuchtung, Handtücher und Seife auf den Toiletten, Büromaterialvorräte, die Kantine, den Urlaubsplan, die Pünktlichkeit der Belegschaft. Er ist der einzige Mann, der echte Auswirkungen auf die Atmosphäre im Büro und die Annehmlichkeiten am Arbeitsplatz hat und dessen Autorität sich auf die Privatsphäre und die persönlichen Gewohnheiten der Männer und Frauen der Organisation erstreckt. Um diese Stelle ausfüllen zu wollen und die notwendigen Qualifikationen dafür zu besitzen, muss der Mann eben jene Eigenschaften haben, die andere als ärgerlich und nervtötend empfinden. Er muss knauserig, überaufmerksam, neugierig und pedantisch sein. Und er muss außerdem große Disziplin aufweisen und sich nicht um die Meinungen anderer scheren. Kurz gesagt: Er muss ein kleiner Diktator sein. In jedem gut geführten Unternehmen gibt es einen solchen Mann. Beim Secret Service war es der Zahlmeister Captain Troop, Offizier der Royal Navy im Ruhestand, Leiter der Verwaltungsabteilung, dessen Aufgabe in seinen eigenen Worten darin bestand, »auf dem alten Kutter alles im Lot zu halten«.
    Es war unausweichlich, dass Captain Troops Pflichten ihn mit dem Großteil

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