James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)
mit dem rechten Arm hinter dem Rücken ganz nah vor den schimmernden Bauch des Mannes. Ihr Blick war unverwandt auf seinen gerichtet.
Plötzlich schnellte ihre rechte Faust mit unglaublicher Geschwindigkeit und Heftigkeit hervor, und sie ließ die mit einem metallenen Schlagring versehene Hand genau auf den Solarplexus des Mannes sausen.
Zack!
Grant stieß ein überraschtes und schmerzerfülltes Schnauben aus. Seine Knie gaben leicht nach und stabilisierten sich dann wieder. Für den Bruchteil einer Sekunde schlossen sich die Augen vor Pein. Dann öffneten sie sich wieder und funkelten rot in die kalten gelben, forschenden Augen hinter den viereckigen Brillengläsern. Abgesehen von einer Rötung der Haut direkt unter dem Brustbein zeigte Grant keine Schäden von dem Schlag, nach dem sich ein normaler Mann vor Schmerzen auf dem Boden gewunden hätte.
Rosa Klebb lächelte grimmig. Sie ließ den Schlagring wieder in ihre Tasche gleiten, kehrte hinter ihren Schreibtisch zurück und setzte sich. Mit einem Anflug von Stolz auf den Zügen sah sie zu Kronsteen. »Wenigstens ist er fit genug«, sagte sie.
Kronsteen schnaubte.
Der nackte Mann grinste vor heimlicher Befriedigung. Er hob eine Hand und rieb seinen Bauch.
Rosa Klebb lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und betrachtete ihn nachdenklich. Schließlich sagte sie: »Genosse Granitski, es gibt Arbeit für Sie. Eine wichtige Aufgabe. Wichtiger als alles, was Sie je unternommen haben. Es ist eine Aufgabe, die Ihnen eine Medaille einbringen wird« – Grants Augen leuchteten – »denn das Ziel ist schwierig und gefährlich. Sie werden in einem fremden Land und vollkommen auf sich allein gestellt sein. Ist das klar?«
»Ja, Genossin Oberst.« Grant war aufgeregt. Das war die Gelegenheit für den großen Schritt nach vorn. Was für eine Medaille würde es sein? Der Leninorden? Er hörte aufmerksam zu.
»Die Zielperson ist ein englischer Spion. Würden Sie gerne einen englischen Spion töten?«
»Ja, sehr gerne, Genossin Oberst.« Grants Begeisterung war echt. Für ihn gab es nichts Besseres, als einen Engländer zu töten. Er hatte mit diesen Mistkerlen noch diverse Rechnungen offen.
»Sie werden viele Wochen des Trainings und der Vorbereitung benötigen. Bei diesem Auftrag werden Sie in der Tarnung eines englischen Agenten agieren. Ihre Manieren und Ihre Erscheinung sind ungehobelt. Darum werden Sie wenigstens ein paar Tricks lernen müssen«, ihre Stimme nahm einen höhnischen Tonfall an, »die ein Gentleman beherrscht. Man wird Sie der Obhut eines gewissen Engländers übergeben, der in unseren Diensten steht. Ein ehemaliger Angestellter des Auswärtigen Amts in London. Es wird seine Aufgabe sein, Sie so vorzubereiten, dass Sie als englischer Spion durchgehen. Dort beschäftigt man viele verschiedene Arten von Männern. Es sollte nicht allzu schwierig sein. Und Sie werden eine Menge anderer Dinge lernen müssen. Die Operation wird Ende August stattfinden, aber Sie werden sofort mit Ihrer Ausbildung beginnen. Es gibt viel zu tun. Ziehen Sie sich wieder an und melden Sie sich beim Adjutanten. Verstanden?«
»Ja, Genossin Oberst.« Grant wusste, dass er keine Fragen stellen durfte. Er zog sich an, ohne sich um den aufmerksamen Blick der Frau zu kümmern. Während er zur Tür ging, knöpfte er sein Jackett zu. Dann drehte er sich noch einmal um. »Danke, Genossin Oberst.«
Rosa Klebb schrieb bereits ihren Bericht über das Gespräch. Sie erwiderte nichts und sah auch nicht auf, also ging Grant hinaus und schloss die Tür leise hinter sich.
Die Frau warf ihren Stift auf den Tisch und lehnte sich zurück.
»Und nun zu Ihnen, Genosse Kronsteen. Gibt es noch irgendetwas, worüber wir reden müssen, bevor wir die Maschinerie in Gang bringen? Ich sollte vielleicht erwähnen, dass das Präsidium das Ziel abgesegnet und den Tötungsbefehl genehmigt hat. Ich habe die Eckdaten Ihres Plans an Genosse General Grubozaboischikow weitergeleitet. Er stimmt ihm zu. Die Einzelheiten der Ausführung wurden voll und ganz mir überlassen. Das Personal für die Planung und den Ablauf wurde ausgewählt und wartet darauf, mit der Arbeit zu beginnen. Haben Sie noch irgendwelche letzten Gedanken, bevor es losgeht, Genosse?«
Kronsteen starrte zur Decke hinauf und hatte die Fingerspitzen vor sich aneinandergelegt. Die Herablassung in der Stimme der Frau kümmerte ihn nicht. Seine Schläfen pochten vor Konzentration.
»Dieser Granitski. Ist er verlässlich? Können Sie ihm in einem
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