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James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

Titel: James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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durch den Stapel aus Nachrichten gearbeitet, die während der Nacht hereingekommen waren, als das rote Telefon sein entschiedenes Klingeln von sich gab. Das konnte nur bedeuten, dass M oder dessen Stabschef etwas von ihm wollten.
    Bond nahm den Hörer ab. »007.«
    »Können Sie raufkommen?« Es war der Stabschef.
    »M?«
    »Ja. Und es sieht so aus, als würde es eine lange Besprechung werden. Ich habe Troop mitgeteilt, dass Sie es nicht zur Komiteesitzung schaffen werden.«
    »Irgendeine Ahnung, worum es geht?«
    Der Stabschef lachte leise. »Nun, die habe ich tatsächlich. Aber das sollten Sie lieber von ihm persönlich erfahren. Das wird Sie umhauen. Diese Angelegenheit ist was ganz Besonderes.«
    Als Bond sein Jackett anzog, in den Flur hinausging und die Tür geräuschvoll hinter sich zufallen ließ, war er sich sehr sicher, dass der Startschuss soeben gefallen war und die Sauregurkenzeit nun ein Ende haben würde. Sogar die Fahrt mit dem Fahrstuhl in den obersten Stock und der Gang durch den langen stillen Flur zur Tür von Ms Stabsbüro schienen mit der gleichen Bedeutung aufgeladen zu sein, die er auch bei den anderen Gelegenheiten verspürt hatte, bei denen das Klingeln des roten Telefons das Signal gewesen war, das ihn wie ein geladenes Geschoss quer über die ganze Welt an ein fernes Ziel katapultiert hatte, das M für ihn ausgewählt hatte. Und in den Augen von Miss Moneypenny, Ms Privatsekretärin, blitzte dieser altbekannte Ausdruck von Aufregung und geheimem Wissen auf, als sie ihn anlächelte und den Knopf der Gegensprechanlage drückte.
    »007 ist hier, Sir.«
    »Schicken Sie ihn rein«, erklang die metallene Stimme, und die rote Lampe über der Tür, die auf eine private Besprechung hinwies, leuchtete auf.
    Bond ging durch die Tür und schloss sie leise hinter sich. Im Raum war es kühl, möglicherweise waren es aber auch nur die heruntergelassenen Jalousien, die diesen Eindruck erweckten. Sie warfen Streifen aus Licht und Schatten auf den dunkelgrünen Teppich, die bis zur Kante des großen Schreibtischs in der Mitte des Raums reichten. Dort versiegten die Sonnenstrahlen, sodass die stille Gestalt hinter dem Schreibtisch in gedämpftem grünlichem Dämmerlicht saß. An der Decke direkt über dem Schreibtisch drehte sich langsam ein großer Ventilator, der sich erst seit Kurzem in Ms Büro befand, und wälzte die schwüle Augustluft um, die nach der einwöchigen Hitzewelle sogar hier, hoch über dem Regent’s Park, schwer und abgestanden war.
    M deutete auf den Stuhl, der ihm gegenüber vor dem Schreibtisch mit der roten Lederoberfläche stand. Bond nahm Platz und schaute in das ruhige, faltige Seemannsgesicht, das er liebte, ehrte und dem er gehorchte.
    »Darf ich Ihnen eine persönliche Frage stellen, James?« M stellte seinen Mitarbeitern niemals persönliche Fragen, und Bond konnte sich nicht vorstellen, was nun kommen würde.
    »Natürlich, Sir.«
    M nahm seine Pfeife aus dem großen Kupferaschenbecher und fing an, sie zu stopfen, wobei er nachdenklich seine Finger betrachtete, die sich an dem Tabak zu schaffen machten. Dann sagte er barsch: »Sie müssen nicht antworten, aber es hat mit Ihrer, äh, Freundin, Miss Case, zu tun. Wie Sie wissen, interessieren mich solche Angelegenheiten normalerweise nicht, aber ich hörte, dass Sie sich nach dieser Diamantengeschichte recht häufig mit ihr, äh, getroffen haben. Es ging sogar das Gerücht, dass Sie beide womöglich heiraten würden.« M sah zu Bond auf und senkte den Blick dann wieder auf seine Pfeife. Er steckte sie sich in den Mund und zündete sie an. Während er den Rauch einsog, sagte er aus dem Mundwinkel: »Wollen Sie mir vielleicht erzählen, was es damit auf sich hat?«
    Was soll das denn jetzt?, fragte sich Bond. Dieser verdammte Bürotratsch. »Nun ja, Sir«, erwiderte er mürrisch, »wir kamen gut miteinander aus. Und wir spielten tatsächlich mit dem Gedanken zu heiraten. Doch dann lernte sie einen Kerl in der amerikanischen Botschaft kennen. Er gehörte zum Stab des Militärattachés. Ein Major des Marinekorps. Und ich schätze, nun wird sie ihn heiraten. Sie sind sogar schon zusammen in die Staaten zurückgekehrt. Vermutlich ist es besser so. Gemischte Ehen sind nur selten erfolgreich. Er scheint ein ganz netter Kerl zu sein. Wahrscheinlich kommt sie in Amerika auf Dauer besser zurecht als in London. Sie hat sich hier nie richtig eingelebt. Ein nettes Mädchen, aber sie ist ein wenig neurotisch. Wir haben uns zu oft gestritten.

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