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James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

Titel: James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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wichtiger Bursche aussieht, sitzt rechts von ihm. Sagen Sie mir, ob sie etwas anderes machen, außer zu reden.«
    Bonds erster Impuls bestand darin, Kerim zu bitten, nicht so laut zu sein. Es war, als ob er sich mit den Russen im gleichen Raum befinden würde, als ob er auf einem Stuhl in einer Ecke säße, wie ein Sekretär vielleicht, um die Besprechung zu stenografieren.
    Die breite Linse, die dafür gedacht war, sowohl Flugzeuge als auch Oberflächenschiffe zu entdecken, verschaffte ihm eine seltsame Aussicht – die einer Maus auf einen Wald aus Beinen unter dem Tisch sowie verschiedene Aspekte der zu den Beinen gehörigen Köpfe. Der Stationsleiter und seine zwei Mitarbeiter waren eindeutig zu erkennen – dunkle russische Gesichter, deren Charakteristika sich Bond einprägte. Da war das Gelehrtengesicht des Chefs – dicke Brillengläser, eingefallene Wangen, hohe Stirn und dünnes, zurückgekämmtes Haar. Links von ihm war ein eckiges, hölzern wirkendes Gesicht mit tiefen Falten zu beiden Seiten der Nase, das blonde Haar kurz geschoren, und im linken Ohr war eine Kerbe. Das dritte Mitglied des permanenten Stabs hatte ein verschlagenes armenisches Gesicht mit intelligenten Mandelaugen. Er redete gerade, und seine Miene war gespielt bescheiden. In seinem Mund funkelte Gold.
    Von den drei Besuchern konnte Bond weniger sehen. Sie hatten ihm halb den Rücken zugewandt, und nur das Profil des am nächsten sitzenden und wahrscheinlich auch jüngsten Mannes war klar erkennbar. Die Haut dieses Mannes war ebenfalls dunkel. Auch er stammte wohl aus einer der südlicheren Republiken. Das Kinn war schlecht rasiert, und der Blick wirkte im Profil unter der dichten schwarzen Braue stupide und gelangweilt. Die Nase war fleischig und großporig. Die breite Oberlippe des mürrischen Munds erstreckte sich über dem Beginn eines Doppelkinns. Das störrische, drahtige schwarze Haar war im Nacken ausrasiert, sodass ein Großteil des Hinterkopfs bis zu den Ohrspitzen bläulich wirkte. Es war ein militärischer Haarschnitt.
    Alles, was er von dem nächsten Mann erkennen konnte, waren eine dicke Geschwulst auf einem fetten Nacken, ein glänzender blauer Anzug und stark glänzende braune Schuhe. Der Mann bewegte sich während der ganzen Zeit, in der Bond zusah, kein einziges Mal, und sagte offenbar auch nichts.
    Nun lehnte sich der älteste der Besucher zurück und begann zu sprechen. Er hatte ein starkes zerfurchtes Profil mit markantem Knochenbau und einem hervorstehenden Kinn unter einem dichten braunen Schnurrbart im Stil von Stalin. Bond konnte ein kaltes graues Auge unter einer buschigen Braue erkennen, und eine niedrige Stirn, die von drahtigem graubraunem Haar gekrönt wurde. Dieser Mann war der einzige, der rauchte. Er paffte rege an einer winzigen Holzpfeife, in deren Kopf eine halbe Zigarette steckte. Ab und an schüttelte er die Pfeife seitlich, sodass die Asche auf den Boden fiel. Sein Profil strahlte mehr Autorität aus als eines der anderen Gesichter, und Bond nahm an, dass es sich um ein recht hohes Tier handelte, das man direkt aus Moskau hergeschickt hatte.
    Bonds Augen begannen zu ermüden. Er drehte sanft an den Handgriffen und sah sich im Büro um, so weit die unscharfen Ränder des Mauselochs es zuließen. Er konnte nichts von Interesse erkennen – zwei olivgrüne Aktenschränke, ein Hutständer neben der Tür, an dem er sechs mehr oder weniger identische graue Homburgs zählte, und eine Anrichte mit einer schweren Wasserkaraffe und ein paar Gläsern darauf. Bond zog sich vom Okular zurück und rieb sich die Augen.
    »Wenn wir nur hören könnten, was sie erzählen«, sagte Kerim und schüttelte traurig den Kopf. »Das wäre unbezahlbar.«
    »Es würde eine Menge Probleme lösen«, pflichte Bond ihm bei. »Übrigens, Darko, wie sind Sie eigentlich auf diesen Tunnel aufmerksam geworden? Wofür wurde er gebaut?«
    Kerim lehnte sich vor, warf einen kurzen Blick durch die Okulare und richtete sich wieder auf.
    »Es ist ein vergessener Abwasserkanal der Halle der Säulen«, antwortete er. »Die Halle der Säulen ist inzwischen nur noch etwas für Touristen. Sie befindet sich über uns auf einer Anhöhe in der Nähe der Hagia Sophia. Man hat sie vor tausend Jahren als Reservoir für den Fall einer Belagerung gebaut. Es ist ein riesiger unterirdischer Palast, hundert Meter lang und halb so breit. Sie wurde geschaffen, um Millionen Liter Wasser zu fassen. Vor ungefähr vierhundert Jahren wurde sie von einem Mann namens

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