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James Bond 06 - Dr. No (German Edition)

James Bond 06 - Dr. No (German Edition)

Titel: James Bond 06 - Dr. No (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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wurde die Tür geöffnet.
    Pleydell-Smith fragte irritiert: »Also wirklich, Miss Taro. Was ist mit diesen Akten?«
    »Es tut mir furchtbar leid, Sir«, sagte die sanfte Stimme. »Aber ich kann sie nirgendwo finden.«
    »Was soll das bedeuten, Sie können sie nicht finden? Wer hatte sie denn zuletzt?«
    »Commander Strangways, Sir.«
    »Tja, ich erinnere mich aber ganz genau, dass er sie zurückgebracht hat. Was ist mit ihnen geschehen?«
    »Das weiß ich nicht, Sir«, erwiderte die Stimme ungerührt. »Die Aktenmappen sind da, aber sie sind leer.«
    Bond drehte sich auf seinem Platz herum. Er warf einen Blick auf die Frau und drehte sich wieder zurück. Dabei lächelte er grimmig. Er wusste, wohin die Akten verschwunden waren. Er wusste auch, warum die alte Akte über ihn selbst auf dem Tisch der Schreibkraft gelegen hatte. Und er konnte sich denken, wie das Wissen über die besondere Bedeutung von James Bond, dem Import-Export-Händler, das King’s House hatte verlassen können, den einzigen Ort, an dem man über seine wahre Identität Bescheid wusste.
    Genau wie Doktor No und Miss Annabel Chung war auch die zurückhaltende, effizient wirkende kleine Sekretärin mit der Hornbrille chinesischer Abstammung.

DER FINGER AM ABZUG
    Der Vizegouverneur lud Bond zum Mittagessen in den Queen’s Club ein. Sie saßen in einer Ecke des eleganten, mahagonigetäfelten Speisesaals mit seinen vier großen Deckenventilatoren, und unterhielten sich über Jamaika. Als der Kaffee serviert wurde, tauchte Pleydell-Smith gerade tief unter die Oberfläche der florierenden, friedlichen Insel, die die Welt kannte.
    »Es sieht so aus.« Er begann sein Pfeifenritual. »Der Jamaikaner an sich ist ein freundlicher, aber fauler Mann mit den Eigenschaften eines Kindes. Er lebt auf einer sehr reichen Insel, die ihn aber nicht reich macht. Er weiß nicht, wie er es anstellen soll, und ist auch zu bequem dafür. Die Briten kommen und gehen und machen das schnelle Geld, aber seit etwa zweihundert Jahren hat hier auch kein Engländer mehr ein Vermögen gemacht. Niemand bleibt lange genug. Sie machen einen guten Schnitt und gehen wieder. Das meiste holen die portugiesischen Juden heraus. Sie kamen mit den Briten und sind geblieben. Aber sie sind Snobs und geben zu viel für ihre Villen und Gesellschaften aus. Das sind die Namen, die die Klatschkolumne des
Gleaners
füllen, wenn die Touristen fort sind. Sie handeln mit Rum und Tabak, oder repräsentieren hier die großen britischen Unternehmen – Autofirmen, Versicherungen und so weiter. Dann kommen die Syrer, die sind auch sehr reich, aber keine besonders guten Geschäftsleute. Ihnen gehören die meisten Geschäfte und einige der besten Hotels. Aber sie verkalkulieren sich oft und müssen gelegentlich eine ihrer Immobilien abfackeln, um wieder flüssig zu werden. Dann gibt es noch die Inder mit ihrem üblichen Textilhandel und so weiter. Aber von denen gibt es nicht besonders viele. Und schließlich sind da noch die Chinesen, solide und diskret – die mächtigste Gruppe auf Jamaika. Ihnen gehören die Bäckereien, die Reinigungen und die besten Lebensmittelläden. Sie bleiben unter sich und halten ihre Abstammung rein.« Pleydell-Smith lachte. »Nicht dass sie sich keine schwarzen Frauen nehmen würden, wenn sie Lust darauf haben. Das Ergebnis kann man überall in Kingston sehen – Chineger. Eine robuste, aber vergessene Rasse. Sie blicken auf die Neger hinab, während die Chinesen auf sie hinabblicken. Eines Tages könnten sie zum Problem werden. Sie haben einiges von der Intelligenz der Chinesen und viele der Laster des schwarzen Mannes. Die Polizei hat jetzt schon eine Menge Ärger mit ihnen.«
    »Ihre Schreibkraft«, sagte Bond. »Ist sie auch eine?«
    »Das ist richtig. Ein kluges Mädchen und sehr gründlich. Ich habe sie seit ungefähr sechs Monaten. Sie war mit Abstand die beste der Frauen, die sich auf unsere Anzeige gemeldet haben.«
    »Sie wirkt sehr intelligent«, kommentierte Bond beiläufig. »Sind diese Leute organisiert? Gibt es so etwas wie ein Oberhaupt der Chineger-Gemeinde?«
    »Noch nicht. Aber ich nehme an, dass sich schon bald jemand finden wird. Es ist eine nützliche kleine Gruppe.« Pleydell-Smith warf einen Blick auf seine Uhr. »Apropos. Ich muss dann mal wieder los und herausfinden, wo diese verdammten Akten abgeblieben sind. Ich erinnere mich ganz genau …« Seine Stimme verlor sich. »Ich konnte Ihnen zwar nicht viel über Crab Key und diesen Doktor sagen. Aber aus

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