James Bond 06 - Dr. No (German Edition)
Männer, die Angst vor uns haben. Mit denen werden wir fertig.« Bond legte ihr einen Arm um die Schulter. »Und du warst toll. Unglaublich tapfer. Komm, wir suchen Quarrel und schmieden ein paar Pläne. Außerdem ist es an der Zeit, dass wir etwas essen. Was isst du auf diesen Ausflügen?«
Sie drehten sich um und gingen am Strand entlang in Richtung der Landzunge. Nach einer Minute erklärte sie mit kontrollierter Stimme: »Oh, hier gibt es jede Menge zu essen. Hauptsächlich Seeigel. Und es gibt wilde Bananen und so was. Ich esse und schlafe zwei Tage lang, bevor ich herkomme. Ich brauche nichts.«
Bond drückte sie ein wenig fester an sich. Er ließ den Arm sinken, als Quarrel am Horizont erschien. Quarrel kraxelte zwischen den Felsen herunter. Er hielt inne und sah nach unten. Sie erreichten ihn. Das Kanu des Mädchens war von den Kugeln nahezu in zwei Hälften geteilt worden. Das Mädchen schrie auf und warf Bond einen verzweifelten Blick zu. »Mein Boot! Wie soll ich denn jetzt zurückkommen?«
»Keine Sorge, Missy.« Quarrel konnte besser als Bond einschätzen, was der Verlust des Kanus für sie bedeutete. Er vermutete, dass es fast den gesamten Besitz des Mädchens darstellte. »Der Cap’n besorgt Ihnen ein neues. Und Sie fahren mit uns zurück. Wir haben ein gutes Boot in den Mangroven versteckt. Das ist nicht kaputt. Ich war schon dort und hab nachgesehen.« Quarrel schaute zu Bond. Er wirkte plötzlich besorgt. »Aber Cap’n, sehen Sie jetzt, was ich wegen dieser Leute meinte? Das sind richtig harte Kerle und sie verstehen keinen Spaß. Diese Hunde, von denen sie geredet haben. Das sind Polizeihunde – Dobermänner. Große Biester. Meine Freunde meinen, die haben ein Rudel aus mindestens zwanzig Hunden, vielleicht auch mehr. Wir sollten uns lieber schnell was einfallen lassen – und zwar was Gutes.«
»Also schön, Quarrel. Aber zuerst müssen wir etwas zu essen auftreiben. Und ich will verdammt sein, wenn ich mich von dieser Insel vertreiben lasse, bevor ich die Gelegenheit hatte, mich richtig umzusehen. Wir nehmen Honey mit.« Er wandte sich an das Mädchen. »Ist dir das recht, Honey? Bei uns wird dir nichts passieren. Wir segeln dann später zusammen nach Hause.«
Das Mädchen sah ihn skeptisch an. »Mir bleibt wohl keine andere Möglichkeit. Ich meine, ich würde liebend gern mit euch kommen, wenn ich euch nicht im Weg bin. Ich brauche wirklich nichts zu essen. Aber würdet ihr mich so bald wie möglich nach Hause bringen? Ich will nicht noch mal auf diese Leute treffen. Wie lange werdet ihr nach diesen Vögeln suchen?«
»Nicht lange«, erwiderte Bond ausweichend. »Ich muss herausfinden, was mit ihnen passiert ist und warum. Danach verschwinden wir von hier.« Er schaute auf seine Uhr. »Es ist jetzt zwölf. Du wartest hier. Geh schwimmen oder sonst was. Aber achte darauf, dass du keine Fußspuren hinterlässt. Kommen Sie, Quarrel, wir sollten lieber das Boot verstecken.«
Bis sie fertig waren, war es ein Uhr. Bond und Quarrel befüllten das Kanu mit Steinen und Sand, bis es in einem Tümpel zwischen den Mangroven versank. Sie verwischten ihre Fußspuren. Die Kugeln hatten hinter der Küste so viel Zerstörung angerichtet, dass sie größtenteils auf Blättern und abgebrochenen Zweigen laufen konnten. Sie aßen etwas von ihren Rationen – die beiden Männer begierig, das Mädchen zurückhaltend – und kletterten über die Felsen und in das flache Wasser vor der Küste. Dann wateten sie durch die Untiefen in Richtung der Flussmündung, die knapp dreihundert Meter den Strand hinunter lag.
Es war sehr heiß. Ein kräftiger, sengender Wind war von Nordosten her aufgekommen. Quarrel sagte, dieser Wind wehe das ganze Jahr über täglich um diese Zeit. Er sei wichtig für die Guanera, da er den Guano trockne. Das gleißende Licht des Meeres und die glänzenden grünen Blätter der Mangroven blendeten sie. Bond war froh, dass er sich die Mühe gemacht hatte, seine Haut gegen die Sonne abzuhärten.
An der Flussmündung befanden sich eine Sandbank und ein langer tiefer Tümpel mit abgestandenem Wasser. Sie konnten entweder nass werden oder sich ausziehen. »Honey, wir können es uns nicht leisten, prüde zu sein«, erklärte Bond dem Mädchen. »Unsere Hemden behalten wir wegen der Sonne an. Lass nur an, was nötig ist, und folge uns.« Ohne ihre Erwiderung abzuwarten, zogen sie beiden Männer ihre Hosen aus. Quarrel rollte sie zusammen und verstaute sie in dem Rucksack, in dem sich auch die
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