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James Bond 06 - Dr. No (German Edition)

James Bond 06 - Dr. No (German Edition)

Titel: James Bond 06 - Dr. No (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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waren sie im Wasser, bedeckten mehrere Tausend Quadratmeter, kreischten und kämpften und stießen ihre Köpfe unter die Wasseroberfläche, um das dichte Feld aus Anchovis abzufressen wie Piranhas, die sich an einem ertrunkenen Pferd gütlich taten.
    Bond spürte, wie ihn das Mädchen sanft anstupste. Sie deutete mit ihrem Kopf in Richtung der Vögel. »Die Hühner des Chinesen bekommen ihr Futter.«
    Bond betrachtete das glückliche, wunderschöne Gesicht. Das Eintreffen des Suchtrupps schien sie nicht weiter zu beunruhigen. Für sie war das nur ein Versteckspiel, das sie schon öfter gespielt hatte. Bond hoffte, dass sie keinen Schock bekommen würde.
    Das metallische Stampfen der Dieselmotoren wurde lauter. Das Boot musste sich direkt hinter der Landzunge befinden. Bond warf einen letzten Blick auf die friedliche Bucht und fixierte dann durch die Blätter und Gräser die Spitze der Landzunge im Inneren des Riffs.
    Die Rundung eines weißen Bugs erschien. Darauf folgten gut neun Meter leeres poliertes Deck, gläserne Windschutzscheiben sowie eine niedrige abgeschrägte Kabine mit einer Sirene und einem abgestumpften Funkmast. Im Inneren der Kabine war ein Mann am Steuer zu sehen, dann kamen der lange flache Bereich des Hecks und eine herunterhängende britische Handelsflagge. Ein umfunktioniertes Motortorpedoboot, möglicherweise ein ausrangiertes Exemplar der britischen Regierung?
    Bonds Blick wanderte zu den beiden Männern am Heck. Es handelte sich um Neger, deren Haut relativ hell war. Sie trugen saubere khakifarbene Leinenhosen und Hemden, breite Gürtel und gelbe Strohhüte mit breiten Krempen, die ihre Gesichter vor der Sonne abschirmten. Sie standen nebeneinander und trotzten dem langsamen Wellengang. Einer von ihnen hielt ein langes schwarzes Megafon mit einem Kabel daran in der Hand. Der andere bemannte ein Maschinengewehr auf einem Dreifuß. Für Bond sah es nach einem Spandau aus.
    Der Mann ließ das Megafon los, woraufhin es an einem Gurt um seinen Hals herunterbaumelte. Er griff nach einem Fernglas und machte sich daran, den Strand abzusuchen. Über dem zähen Tuckern der Dieselmotoren konnte Bond seine gemurmelten Kommentare gerade so wahrnehmen.
    Bond beobachtete, wie die Augen des Fernglases von der Landzunge aus über den Sand wanderten. Zwischen den Felsen hielten sie kurz inne und bewegten sich dann weiter. Sie kamen zurück. Die Kommentare wurden lauter und aufgeregter. Der Mann reichte das Fernglas an den Schützen hinter dem Maschinengewehr weiter, der einen schnellen Blick hindurch warf und es seinem Kollegen zurückgab. Der Späher rief dem Steuermann etwas zu. Das Kajütboot hielt an und fuhr ein Stück zurück. Nun lag es außerhalb des Riffs, direkt gegenüber von Bond und dem Mädchen. Der Späher richtete das Fernglas erneut auf die Felsen, wo das Kanu des Mädchens versteckt war. Wieder hallte das aufgeregte Plappern über das Wasser. Wieder wurde das Fernglas an den Schützen weitergereicht, der hindurchsah. Dieses Mal nickte er entschieden.
    Jetzt sind wir erledigt, dachte Bond. Diese Männer wissen, was sie tun.
    Bond sah zu, wie der Mann am Maschinengewehr den Bolzen zurückzog, um die Waffe zu laden. Das Doppelklicken drang über das Pochen der Dieselmotoren an sein Ohr.
    Der Späher hob sein Megafon und schaltete es an. Das hallende Echo des Verstärkers tönte stöhnend und kreischend über das Wasser. Der Mann hielt das Gerät an seine Lippen. Seine Stimme dröhnte durch die Bucht.
    »Okay, Leute! Kommt raus und euch wird nichts passieren.«
    Es war eine gebildete Stimme mit einem leichten amerikanischen Akzent.
    »Also gut, Leute«, donnerte die Stimme, »beeilt euch! Wir haben gesehen, wo ihr an Land gegangen seid. Wir haben das Boot unter dem Treibholz entdeckt. Wir sind keine Idioten und treiben keine Spielchen. Bleibt ganz ruhig. Kommt einfach mit erhobenen Händen raus. Euch wird nichts passieren.«
    Stille folgte. Die Wellen rollten leise auf den Strand. Bond konnte das Mädchen atmen hören. Das ferne Kreischen der Kormorane drang gedämpft über die anderthalb Kilometer Meer zu ihnen heran. Die Dieselmotoren tuckerten ungleichmäßig, während der Seegang das Auspuffrohr bedeckte und dann wieder freigab.
    Vorsichtig streckte Bond eine Hand nach dem Mädchen aus und zog an ihrem Ärmel. »Komm näher«, flüsterte er. »So bieten wir ein kleineres Ziel.« Er spürte ihre Wärme neben sich. Ihre Wange streifte seinen Unterarm. »Grab dich in den Sand«, flüsterte er.

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