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James Bond 06 - Dr. No (German Edition)

James Bond 06 - Dr. No (German Edition)

Titel: James Bond 06 - Dr. No (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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»Natürlich nicht«, beruhigte er sie. »Es war einfach Pech – auch für dich. Ich nehme an, ein einzelnes Mädchen, das Muscheln sammelt, macht ihm nicht so viel aus. Sie haben bestimmt deine Fußabdrücke untersucht und Hinweise gefunden.« Er deutete auf die verstreuten Muscheln am Strand. »Aber bei mir sieht das leider anders aus. Er wird versuchen, mich mit allen Mitteln zur Strecke zu bringen. Ich befürchte nur, dass du dabei mit ins Netz geraten wirst. Aber lass uns erst mal hören, was Quarrel dazu zu sagen hat.« Bond lächelte ihr ermutigend zu. »Bleib kurz hier.«
    Bond stand auf. Er ging die Felsen entlang und sah sich um. Quarrel hatte sich wirklich gut versteckt. Bond brauchte fünf Minuten, um ihn zu finden. Er lag in einer mit Gras bewachsenen Mulde zwischen zwei großen Steinen, halb bedeckt von einem Stück grauem Treibholz. Er schlief immer noch tief und fest. Seine im Schlaf ernst wirkende Stirn ruhte auf seinem Unterarm. Bond pfiff leise und grinste, als der andere Mann die Augen weit aufriss wie ein verschrecktes Tier. Quarrel sah Bond und sprang fast schuldbewusst auf. Dann rieb er sich mit seinen großen Händen über das Gesicht, als ob er es waschen würde.
    »Morgen, Cap’n«, sagte er. »Ich hab wohl ziemlich tief geschlafen. Hab von der Chinesin geträumt.«
    Bond schmunzelte. »Ich habe etwas anderes gefunden«, entgegnete er. Sie setzten sich, und Bond erzählte ihm von Honeychile Rider mit ihren Muscheln und der Zwickmühle, in der sie sich nun befanden. »Und jetzt ist es elf Uhr«, fügte Bond hinzu. »Wir müssen uns einen Plan überlegen.«
    Quarrel kratzte sich am Kopf. Er warf Bond einen Seitenblick zu. »Sie haben nicht vor, das Mädchen einfach loszuwerden, oder?«, fragte er hoffnungsvoll. »Es hat doch gar nichts mit uns zu …« Plötzlich hielt er inne. Sein Kopf wirbelte herum, er hob eine Hand, um Bond zu signalisieren, still zu sein, und lauschte intensiv.
    Bond hielt den Atem an. Aus östlicher Richtung war entferntes Dröhnen zu hören.
    Quarrel sprang auf. »Schnell, Cap’n«, stieß er hervor. »Sie kommen.«

UM HAARESBREITE
    Zehn Minuten später war die Bucht leer und wirkte vollkommen unberührt. Kleine Wellen kräuselten sich gemächlich auf dem Wasser im Inneren des Riffs und rollten erschöpft auf den dunklen Sand, auf dem die violetten Muscheln wie verstreute Zehennägel glitzerten. Der Haufen aus abgelegten Muscheln war verschwunden und es gab keinerlei Hinweise auf Fußabdrücke. Quarrel hatte Mangrovenäste abgeschnitten und sie wie einen Besen eingesetzt, um ihre Spuren zu verwischen. Dort wo er gefegt hatte, unterschied sich die Struktur des Sandes nun ein wenig vom Rest des Strands, aber der Unterschied war nicht groß genug, um von außerhalb des Riffs bemerkt zu werden. Das Kanu des Mädchens hatten sie weiter hinter die Felsen gezogen und mit Seetang und Treibholz bedeckt.
    Quarrel war zurück zur Landzunge gegangen. Bond und das Mädchen lagen ein kleines Stück auseinander unter dem Meertraubenbaum, unter dem Bond geschlafen hatte, und starrten schweigend über das Wasser zur Biegung der Landzunge hinaus, um die das Boot kommen würde.
    Das Boot war vielleicht vierhundert Meter entfernt. Aufgrund des langsamen Takts des zweizylindrigen Dieselmotors schätzte Bond, dass jede Spalte der Küste nach Hinweisen auf sie abgesucht wurde. Es klang nach einem antriebsstarken Boot. Vielleicht ein großes Kajütboot. Was für eine Mannschaft würde an Bord sein? Wer würde die Suche leiten? Doktor No persönlich? Unwahrscheinlich. Er würde sich nicht zu solchen Detektivarbeiten herablassen.
    Von Westen her näherte sich ein Schwarm Kormorane und flog in der Nähe des Riffs knapp über die Wasseroberfläche. Bond beobachtete sie. Sie boten den ersten sichtbaren Hinweis auf die Guanokormorankolonie am anderen Ende der Insel. Pleydell-Smiths Beschreibung zufolge musste es sich bei diesen Vögeln um Späher handeln, die nach dem silbernen Aufblitzen der Anchovis an der Wasseroberfläche Ausschau hielten. Und tatsächlich hielten sie schon bald in der Luft inne und gingen in einen flachen Sinkflug, um ins Meer zu tauchen. Sie trafen wie Schrapnell auf die Wasseroberfläche und durchbrachen diese. Fast augenblicklich erschien eine weitere Gruppe aus Richtung Westen, dann noch eine und noch eine, die sich zu einem langen Strom vereinigten und schließlich zu einem dichten schwarzen Fluss aus Vögeln wurden. Minutenlang verdunkelten sie den Horizont und dann

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