James Bond 06 - Dr. No (German Edition)
Männer in Badehosen und hohen Gummistiefeln mussten rennen, um mit den Hunden Schritt zu halten. Es handelte sich um große Chineger, die über ihren nackten verschwitzten Oberkörpern Waffenholster trugen. Hin und wieder riefen sie sich etwas zu, hauptsächlich Flüche. Vor ihnen schwamm und planschte das Rudel großer Dobermänner durchs Wasser und bellte aufgeregt. Sie hatten eine Spur aufgenommen und verfolgten sie wie wild. Die spitzen Ohren auf den länglichen glatten Köpfen waren aufgestellt.
»Vielleicht so ein verdammtes Krokodil!«, rief der vordere Mann durch den Tumult. Er trug eine kurze Peitsche bei sich, die er gelegentlich knallen ließ wie der Einpeitscher einer Jagdgesellschaft.
Der andere Mann näherte sich ihm. »Ich verwette all mein Geld darauf, dass es dieser Engländer ist!«, rief er. »Bestimmt versteckt er sich in den Mangroven. Pass auf, dass er uns nicht in einen Hinterhalt lockt.« Der Mann nahm seine Waffe aus dem Holster, klemmte sie sich unter den Arm und behielt die Hand am Griff.
Sie kamen vom offenen Fluss in den Mangroventunnel. Der erste Mann hatte eine Trillerpfeife dabei. Sie steckte in seinem breiten Gesicht wie ein Zigarrenstummel. Er blies einmal schrill hinein. Als die Hunde weiterliefen, schlug er mit der Peitsche um sich. Die Hunde blieben stehen und winselten, da die langsame Strömung sie dazu antrieb, sich dem Befehl zu widersetzen. Die beiden Männer nahmen ihre Waffen und wateten langsam flussabwärts durch die weitläufigen Wurzeln der Mangroven.
Der vordere Mann erreichte die schmale Spalte, die Bond entdeckt hatte. Er packte einen der Hunde am Halsband und schob ihn in den Kanal. Der Hund schnüffelte eifrig und paddelte vorwärts. Der Mann beäugte die Mangrovenwurzeln auf beiden Seiten des Kanals, um zu sehen, ob sie Kratzer aufwiesen.
Der Hund und der Mann kamen in den kleinen umschlossenen Tümpel am Ende des Kanals. Der Mann sah sich angewidert um. Er packte den Hund erneut am Halsband und zerrte ihn zurück. Der Hund verließ den Ort nur widerwillig. Der Mann hieb mit seiner Peitsche auf das Wasser ein.
Der zweite Mann hatte am Eingang des kleinen Kanals gewartet. Der erste Mann kam heraus. Er schüttelte den Kopf, und sie wateten weiter flussabwärts, während die Hunde, die nun weniger aufgeregt waren, voranpreschten.
Langsam ließen die Geräusche des Jagdtrupps nach und verstummten schließlich ganz.
Weitere fünf Minuten lang regte sich im Inneren des Mangroventümpels nichts. Dann erhob sich in einer Ecke zwischen den Wurzeln langsam ein dünnes Bambusrohr aus dem Wasser. Bonds Kopf tauchte auf. An der Stirn klebte nasses Haar, und sein Gesicht sah aus wie das einer angespülten Wasserleiche. In der rechten Hand hielt er unter Wasser seine Waffe schussbereit. Er lauschte angestrengt. Um ihn herum herrschte Totenstille. Es gab nicht das kleinste Geräusch. Oder etwa doch? Was verursachte dieses leise Plätschern draußen im Hauptstrom? Watete dort jemand sehr leise durchs Kielwasser des Jagdtrupps? Bond streckte beide Arme aus und berührte vorsichtig die beiden anderen Körper, die am Rand des Tümpels zwischen den Wurzeln lagen. Als die beiden Köpfe auftauchten, legte er seinen Finger an seine Lippen. Es war zu spät. Quarrel hatte gehustet und Wasser ausgespuckt. Bond verzog das Gesicht und nickte drängend in Richtung des Hauptstroms. Alle lauschten. Es herrschte Totenstille. Dann setzte das leise Plätschern wieder ein. Wer immer es verursachte, kam in den Seitenkanal. Die drei Bambusröhrchen wanderten wieder in die drei Münder, und die Köpfe tauchten vorsichtig unter.
Unter Wasser legte Bond seinen Kopf in den Schlamm, hielt sich mit der linken Hand die Nase zu und presste die Lippen um das Röhrchen herum fest zusammen. Er wusste, dass der Tümpel bereits ein Mal überprüft worden war. Er hatte die Bewegungen des schwimmenden Hundes gespürt. Bei dieser Suche waren sie nicht entdeckt worden. Würden sie auch ein zweites Mal davonkommen? Dieses Mal hatte der aufgewirbelte Schlamm weniger Gelegenheit gehabt, aus dem Tümpel herauszusickern. Wenn dieser Suchende die dunkleren braunen Flecken sah, würde er dann hineinschießen oder -stechen? Welche Waffen würde er bei sich haben? Bond beschloss, kein Risiko einzugehen. Sobald sich das Wasser neben ihm bewegte, würde er aufspringen, schießen und das Beste hoffen.
Bond lag da und konzentrierte all seine Sinne. Das kontrollierte Atmen war eine Tortur, und das sanfte Knabbern der
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