James Bond 06 - Dr. No (German Edition)
erwiderte Bond. »Hosen.«
»Cap’n, solange noch genug Licht ist, sollten wir diese Dosen öffnen und alles für die Nacht vorbereiten«, sagte Quarrel. Er wühlte im Rucksack herum. »Hier sind Ihre Hose und Ihre Waffe. Das Brot fühlt sich nicht so toll an, aber es ist nur nass. Wir werden es wohl noch essen können, und vielleicht trocknet es ein wenig, sobald die Sonne wieder aufgeht. Wir sollten heute Abend wohl besser die Bohnen essen, und den Käse und das Pökelfleisch aufbewahren. Diese Dosen sind schwer, und wir müssen morgen weit laufen.«
»In Ordnung, Quarrel«, stimmte Bond zu. »Ich überlasse das Menü Ihnen.« Er nahm die Waffen und die feuchte Hose entgegen und ging den Weg zum flachen Wasser zurück, den sie gekommen waren. Er fand eine harte trockene Sandfläche, zog sein Hemd aus, stieg wieder ins Wasser und legte sich hin. Das Wasser war weich, aber unangenehm warm. Er grub seine Hände in den Sand und schrubbte sich damit ab, indem er ihn wie Seife benutzte. Dann legte er sich wieder hin und genoss die Stille und die Einsamkeit.
Die Sterne schienen blass am Himmel. Es waren dieselben Sterne, die sie letzte Nacht zur Insel geführt hatten. Es kam ihm vor, als wäre seitdem ein Jahr vergangen, und ein weiteres Jahr würde vergehen, bevor die Sterne sie morgen Nacht wieder von der Insel wegführen würden. Was für eine Reise! Aber wenigstens hatte sie sich bereits gelohnt. Nun hatte er genügend Beweise und Zeugen, um zum Gouverneur zurückzugehen und eine offizielle Ermittlung gegen Doktor No zu erwirken. Man beschoss Menschen nicht mit Maschinengewehren, nicht einmal Eindringlinge. Und was war dieses Ding, das Doktor No offenbar auf das Pachtgrundstück der Audubon-Gesellschaft geschickt hatte? Das Ding, das ihre Besitztümer zerstört und vermutlich sogar einen ihrer Wächter getötet hatte? Das würde ebenfalls untersucht werden müssen. Und was würde er vorfinden, wenn er durch die Vordertür auf die Insel zurückkehrte, vielleicht auf einem Zerstörer und mit einem Trupp Marineinfanteristen? Was würde die Antwort auf das Rätsel um Doktor No sein? Was verbarg dieser Mann? Was fürchtete er? Warum war ihm seine Privatsphäre so wichtig, dass er dafür immer wieder mordete? Wer
war
Doktor No?
Bond hörte rechts neben sich ein Plätschern. Er dachte an das Mädchen. Wo er schon einmal dabei war: Wer war eigentlich Honeychile Rider? Zumindest das, entschied er, während er aufs trockene Land zurückkehrte, war etwas, das er noch herausfinden würde, bevor die Nacht vorbei war.
Bond zog seine klamme Hose an, setzte sich auf den Sand und nahm seine Waffe auseinander. Er arbeitete blind und benutzte sein Hemd, um jedes Teil und jede Patrone zu trocknen. Dann baute er die Waffe wieder zusammen und betätigte den Abzug, woraufhin sich die leere Trommel drehte. Das Geräusch war beruhigend. Es würde Tage dauern, bis das Metall rostete. Er lud die Waffe und steckte sie in das Holster an der Innenseite seines Hosenbunds. Dann stand er auf und kehrte zur Lichtung zurück.
Honeys Schatten griff nach oben und zog ihn neben sich auf den Boden. »Komm endlich«, sagte sie, »wir sind am Verhungern. Ich habe einen der Kochtöpfe ausgewaschen und die Bohnen hineingefüllt. Es sind zwei Handvoll für jeden und ein kleines Stückchen Brot. Und ich fühle mich auch nicht mehr schuldig, eure Vorräte zu essen. Immerhin musste ich euretwegen viel schwerer arbeiten, als ich es getan hätte, wenn ich allein gewesen wäre. Hier, halt deine Hand auf.«
Die Autorität in ihrer Stimme brachte Bond zum Lächeln. Er konnte die Umrisse ihres Körpers im Dämmerlicht gerade so erkennen. Er fragte sich, wie ihr Haar wohl aussah, wenn es gebürstet und trocken war. Wie würde sie aussehen, wenn sie über diesem wunderschönen bronzefarbenen Körper saubere Kleidung trug? Er konnte sich bildlich vorstellen, wie sie einen Raum betrat oder über den Rasen in Beau Desert spazierte. Sie wäre ein hinreißendes hässliches Entlein. Warum hatte sie die gebrochene Nase nie richten lassen? Es handelte sich um eine ganz einfache Operation. Danach wäre sie die schönste Frau auf ganz Jamaika.
Ihre Schulter streifte seine. Bond streckte einen Arm aus und legte seine hohle Hand in ihren Schoß. Sie ergriff sie, und Bond spürte, wie eine kalte, matschige Masse aus Bohnen hineingefüllt wurde.
Plötzlich nahm er ihren warmen, animalischen Geruch wahr. Er war so sinnlich und aufregend, dass sein Körper gegen ihren taumelte
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