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James Bond 06 - Dr. No (German Edition)

James Bond 06 - Dr. No (German Edition)

Titel: James Bond 06 - Dr. No (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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sehe ich immer nur meine gebrochene Nase. Ich bin mir sicher, dass ist auch bei anderen Leuten der Fall, die … die … nun ja, die irgendwie missgestaltet sind.«
    »Du bist nicht missgestaltet!«, widersprach Bond ungeduldig. »Sag doch nicht solchen Unsinn. Außerdem kannst du deine Nase mit einer einfachen Operation richten lassen. Du müsstest nur nach Amerika fliegen, und in einer Woche wäre alles erledigt.«
    »Und wie soll ich das deiner Meinung nach anstellen?«, entgegnete sie wütend. »Ich habe ungefähr fünfzehn Pfund unter einem Stein in meinem Keller. Ich besitze drei Röcke, drei Hemden, ein Messer und eine Fischreuse. Ich weiß alles über diese Operationen. Der Arzt in Port Maria hat es für mich herausgefunden. Er ist ein netter Mann. Er hat einen Brief nach Amerika geschrieben. Ist dir klar, dass es mich einschließlich der Reisekosten nach New York und des Krankenhausaufenthalts ungefähr fünfhundert Pfund kosten würde, meine Nase anständig richten zu lassen?« Hoffnungslosigkeit schlich sich in ihre Stimme. »Wie soll ich deiner Meinung nach an so viel Geld kommen?«
    Bond hatte diesbezüglich bereits eine Entscheidung getroffen. Doch nun sagte er lediglich sanft: »Ich denke, dass es da Möglichkeiten gibt. Aber erzähl weiter. Deine Geschichte ist sehr aufregend – sehr viel aufregender als meine. Du warst beim Tod deines Kindermädchens stehen geblieben. Was ist danach passiert?«
    Zögernd erzählte das Mädchen weiter.
    »Tja, du bist selbst schuld, weil du mich unterbrochen hast. Und du solltest nicht von Dingen reden, von denen du nichts verstehst. Dir sagen die Leute bestimmt dauernd, wie gut du aussiehst. Wahrscheinlich könntest du jede Frau haben, die du willst. Tja, das wäre nicht der Fall, wenn du schielen würdest oder eine Hasenscharte hättest. Ich habe sogar schon darüber nachgedacht, sobald wir zurück sind, zum Obeah-Mann zu gehen und ihn darum zu bitten, dich mit einem Zauber zu belegen, um dir so etwas zu verpassen«, verkündete sie, und er konnte das Lächeln in ihrer Stimme hören. » Dann wären wir uns ähnlicher.«
    Bond streckte einen Arm aus. Seine Hand streifte ihre. »Ich habe andere Pläne«, sagte er. »Aber erzähl weiter. Ich will den Rest deiner Geschichte hören.«
    »Also gut«, seufzte das Mädchen. »Ich werde aber ein wenig weiter ausholen müssen. Du weißt ja schon, dass das gesamte Grundstück eine Zuckerrohrplantage ist, und das alte Haus steht mittendrin. Zwei Mal im Jahr wird das Zuckerrohr geschnitten und zur Mühle gebracht. Und wenn das passiert, geraten sämtliche Tiere und Insekten, die auf den Zuckerrohrfeldern leben, in Panik. Die meisten verlieren ihre Behausungen und sterben. Einige gewöhnten es sich an, zur Erntezeit zur Ruine des Hauses zu kommen und sich dort zu verstecken. Mein Kindermädchen hatte schreckliche Angst vor ihnen, vor den Mungos, den Schlangen, den Skorpionen und so weiter, aber ich richtete ihnen in ein paar Räumen des Kellers eine Art Unterschlupf ein. Ich hatte keine Angst vor ihnen, und sie taten mir nie etwas. Sie schienen zu verstehen, dass ich mich um sie kümmerte. Sie müssen wohl ihren Freunden davon erzählt haben oder so, denn nach einer Weile war es ganz natürlich für sie alle geworden, in ihre Räume zu kommen und sich dort niederzulassen, bis die jungen Zuckerrohrpflanzen nachgewachsen waren. Dann liefen sie alle wieder nach draußen und kehrten zu ihrem Leben auf den Feldern zurück. Ich gab ihnen die Nahrung, die wir entbehren konnten, wenn sie bei uns wohnten, und sie benahmen sich sehr gut, abgesehen davon, dass sie einen strengen Geruch verbreiteten und manchmal miteinander kämpften. Aber mir gegenüber wurden sie alle recht zahm, und das Gleiche galt für ihre Kinder. Ich konnte alles mit ihnen machen. Natürlich fanden die Zuckerrohrschneider das irgendwann heraus, als sie mich mit Schlangen um den Hals herumlaufen sahen und all so was. Sie bekamen Angst vor mir und dachten, ich wäre eine Zauberin. Also ließen sie uns von da an vollkommen in Ruhe.« Sie hielt kurz inne, bevor sie weitersprach. »Dadurch habe ich so viel über Tiere und Insekten gelernt. Ich habe sehr viel Zeit im Meer verbracht und lernte auch einiges über seine Bewohner. Mit den Vögeln war es das Gleiche. Wenn man herausfindet, was all diese Wesen gerne essen und wovor sie sich fürchten, und wenn man sehr viel Zeit mit ihnen verbringt, dann kann man sich mit ihnen anfreunden.« Sie sah zu ihm auf. »Wenn man diese

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