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James Bond 06 - Dr. No (German Edition)

James Bond 06 - Dr. No (German Edition)

Titel: James Bond 06 - Dr. No (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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einer Art Nachbrenner kommen. Das Gerät befand sich momentan im Leerlauf. Wie weit würde die Reichweite sein, wenn der Druck freigesetzt wurde?
    Bond musste zugeben, dass das Ding einen beeindruckenden Anblick bot, während es sich brüllend durch den flachen See bewegte. Es war offensichtlich entwickelt worden, um Schrecken zu verbreiten. Wenn das banale Dröhnen des Dieselmotors nicht gewesen wäre, hätte es ihm auch Angst eingejagt. Auf einheimische Eindringlinge dürfte es eine verheerende Wirkung haben. Aber wie gefährlich würde es für Leute mit Waffen sein, die nicht in Panik gerieten? Umgehend erhielt er die Antwort auf diese Frage. Quarrels Remington krachte. Die Kugel schlug Funken auf der kuppelförmigen Kabine, und ein dumpfes Klappern ertönte. Quarrel feuerte einen weiteren einzelnen Schuss und gleich darauf eine ganze Salve ab. Die Kugeln prallten wirkungslos an der Kabine ab. Das Ding wurde noch nicht einmal langsamer. Es rollte einfach weiter und drehte sich leicht hin und her, um die Quelle des Gewehrfeuers auszumachen. Bond stützte den Smith & Wesson auf seinem Unterarm ab und zielte sorgfältig. Das tiefe Dröhnen seiner Waffe erklang über dem Rattern des Remington-Karabiners. Einer der Scheinwerfer zersplitterte und erlosch. Er gab vier Schüsse auf den zweiten ab und erwischte ihn mit der fünften und letzten Kugel in der Trommel. Das Ding kümmerte sich gar nicht darum. Es fuhr einfach weiter, direkt auf Quarrels Versteck zu. Bond lud nach und machte sich daran, auf die großen Reifen unter den falschen schwarz-goldenen Flügeln zu schießen. Er war jetzt nur noch knapp dreißig Meter von dem Ding entfernt und hätte schwören können, dass er den am nächsten gelegenen Reifen mehrfach traf. Doch die Einschüsse zeigten keinerlei Wirkung. Hartgummi? Ein erster Schauer der Angst ließ Bonds Haut kribbeln.
    Er lud nach. War das verdammte Ding an der Rückseite verwundbar? Sollte er in den See hinauspreschen und versuchen, irgendwie an Bord zu gelangen? Er trat einen Schritt aus dem Gebüsch. Dann erstarrte er, unfähig sich zu bewegen. Aus der langen Schnauze war plötzlich ein Strahl blauer Flammen hervorgeschossen – und zwar direkt in Richtung von Quarrels Versteck. Die Büsche rechts neben Bond flammten einmal kurz orange und gelb auf, und ein unheimlicher Schrei erklang, der jedoch sofort erstickt wurde. Zufrieden zog sich die sengende Feuerzunge wieder in die Schnauze zurück. Das Ding drehte sich um die eigene Achse und hielt an. Nun war das blaue Loch seines Mauls direkt auf Bond gerichtet.
    Bond stand da und wartete auf sein unaussprechliches Ende. Er starrte in das blaue Maul des Todes und sah die glühenden roten Drähte des Feuers, das tief in der großen Röhre brannte. Er dachte an Quarrels Leiche – er hatte keine Zeit, an Quarrel zu denken – und stellte sich die verkohlte, qualmende Gestalt vor, die im geschmolzenen Sand lag. Schon bald würde auch er wie eine Fackel brennen. Ein einzelner Schrei würde seinem Körper entrissen werden, und seine Glieder würden die verzerrte Pose einer verbrannten Leiche annehmen. Dann würde Honey an der Reihe sein. Herrgott, wo hatte er sie da nur hineingeritten! Warum war er so verrückt gewesen, zu denken, er könnte es mit diesem Mann und seiner zerstörerischen Waffe aufnehmen? Warum waren ihm die Ereignisse auf Jamaika keine Warnung gewesen? Bond biss die Zähne zusammen. Jetzt macht schon, ihr Mistkerle! Bringt es hinter euch.
    Das Fiepen eines Megafons erklang. Eine metallische Stimme brüllte: »Komm raus, Engländer! Die Puppe auch! Macht schon, oder ihr brennt in der Hölle wie euer Kumpel!« Um den Befehl noch zu unterstreichen, züngelte die Flamme kurz in seine Richtung. Bond wich vor der sengenden Hitze zurück. Er fühlte den Körper des Mädchens an seinem Rücken. »Ich musste kommen«, keuchte sie hysterisch. »Ich musste einfach.«
    »Ist schon gut, Honey«, sagte Bond. »Bleib hinter mir.«
    Er hatte eine Entscheidung gefällt. Es gab keine Alternative. Selbst wenn sie später sterben sollten, konnte es nicht schlimmer sein, als so zu sterben. Bond griff nach Honeys Hand und zog sie hinter sich her auf den Sand hinaus.
    »Bleib da stehen!«, brüllte die Stimme. »Braver Junge. Und lass das Schießeisen fallen. Keine Tricks, sonst bekommen die Krabben ein gegrilltes Frühstück.«
    Bond ließ seine Waffe fallen. So viel zum Smith & Wesson. Die Beretta hätte gegen dieses Ding genauso viel gebracht. Das Mädchen

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