James Bond 06 - Dr. No (German Edition)
wimmerte. Bond drückte ihre Hand. »Ganz ruhig, Honey«, sagte er. »Wir kommen schon irgendwie aus dieser Sache raus.« Bond hasste sich für diese Lüge.
Das klappernde Geräusch einer sich öffnenden Metalltür erklang. Von der Hinterseite der Kuppel sprang ein Mann ins Wasser und kam auf sie zu. Er hatte eine Waffe in der Hand. Er blieb außerhalb der Reichweite des Flammenwerfers. Die flackernde blaue Flamme beleuchtete sein verschwitztes Gesicht. Er war ein Chineger, ein großer Mann, der nur eine Hose trug. Etwas baumelte in seiner linken Hand. Als er näher kam, konnte Bond erkennen, dass es sich dabei um Handschellen handelte.
Der Mann blieb ein paar Meter entfernt stehen. »Streckt eure Hände aus«, befahl er. »Die Handgelenke zusammen. Dann kommt ihr auf mich zu. Du zuerst, Engländer. Langsam, sonst verpasse ich dir einen zweiten Bauchnabel.«
Bond befolgte die Anweisungen. Als er so nah war, dass er den Schweiß des Mannes riechen konnte, klemmte sich dieser seine Waffe zwischen die Zähne, streckte die Hände aus und legte Bond die Handschellen an. Bond starrte in das Gesicht, das im Licht der blauen Flammen metallisch schimmerte. Es war ein brutales, missgünstiges Gesicht. Es sah ihn höhnisch an. »Dämlicher Mistkerl«, sagte der Mann.
Bond wandte ihm den Rücken zu und marschierte davon. Er wollte sich Quarrels Leiche anschauen. Er musste sich von ihm verabschieden. Eine Waffe dröhnte. Eine Kugel schleuderte den Sand neben seinen Füßen hoch. Bond blieb stehen und drehte sich langsam um. »Seien Sie nicht so nervös«, beschwichtigte er. »Ich werde mir nur schnell den Mann ansehen, den Sie gerade ermordet haben. Ich komme wieder.«
Der Mann ließ die Waffe sinken und lachte barsch. »In Ordnung. Viel Spaß dabei. Tut mir leid, dass wir keinen Trauerkranz dabeihaben. Komm schnell zurück, sonst grillen wir die Puppe. Zwei Minuten.«
Bond ging auf den qualmenden Klumpen Büsche zu. Als er ihn erreichte, schaute er zu Boden und zuckte zusammen. Ja, es war genauso, wie er es sich vorgestellt hatte. Sogar noch schlimmer. »Tut mir leid, Quarrel«, flüsterte er. Er wühlte mit dem Fuß den Boden auf, nahm mit seinen gefesselten Händen eine Handvoll kühlen Sand auf und streute ihn über das, was von Quarrels Augen noch übrig war. Dann ging er langsam zurück und stellte sich neben das Mädchen.
Der Mann gestikulierte mit seiner Waffe, um sie anzutreiben. Sie gingen um den hinteren Bereich der Maschine herum. Dort befand sich eine kleine, quadratische Tür. Eine Stimme aus dem Inneren befahl: »Steigt ein und setzt euch auf den Boden. Fasst nichts an, sonst brechen wir euch die Finger.«
Sie kletterten in die metallene Kiste. Sie stank nach Schweiß und Öl. Der Platz reichte gerade so aus, um mit angezogenen Knien auf dem Boden zu sitzen. Der Mann mit der Waffe folgte ihnen und zog scheppernd die Tür zu. Dann schaltete er ein Licht ein und setzte sich auf einen metallenen Traktorsitz neben dem Fahrer. »Okay, Sam«, sagte er. »Fahren wir los. Du kannst das Feuer ausmachen. Es ist hell genug, um das Ding auch ohne steuern zu können.«
Auf einer Konsole befand sich eine Reihe Skalen und Schalter. Der Fahrer streckte die Hände aus und betätigte ein paar Schalter. Dann legte er den Gang ein und starrte durch die schmalen Schlitze in der Metallwand vor sich nach draußen. Bond spürte, wie sich die Maschine herumdrehte. Der Motor beschleunigte seinen Rhythmus, und sie setzten sich in Bewegung.
Die Schulter des Mädchens drückte gegen seine. »Wohin bringen sie uns?«, flüsterte sie zitternd.
Bond drehte seinen Kopf und schaute sie an. Es war das erste Mal, dass er ihr Haar im trockenen Zustand sah. Momentan war es zwar vom Schlaf zerzaust, aber es war nicht länger eine Ansammlung von Rattenschwänzen. Es hing schwer und gerade bis zu ihren Schultern herunter, wo es sich leicht nach innen wellte. Es war von einem sehr hellen Aschblond und schimmerte unter dem elektrischen Licht fast silbern. Sie sah zu ihm auf. Die Haut um ihre Augen und Mundwinkel herum war vor Angst ganz weiß.
Bond zuckte mit den Schultern, um eine Gleichgültigkeit zu signalisieren, die er nicht empfand. »Oh, ich vermute, wir werden Doktor No kennenlernen«, murmelte er. »Keine Angst, Honey. Diese Männer sind nur kleine Ganoven. Er wird anders sein. Wenn wir ihn treffen, hältst du einfach den Mund. Ich werde für uns beide reden.« Er stupste ihre Schulter an. »Ich mag es, wie du dein Haar trägst. Ich bin
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