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Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Titel: Jamey. Das Kind, das zuviel wußte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Colfax, Nord-Hollywood.«
    »Nein, bei uns ist sie unter Panorama City verzeichnet.«
    Dann gab er mir die Information, die ich suchte. Ihr Telefon war abgemeldet.
    Die Fahrt über den Freeway in den unteren Teil des Valley dauerte fünfundzwanzig Minuten. Die Adresse, die Tubbs mir gegeben hatte, lag in der Cantaloupe Street in einer Siedlung mit dreistöckigen Apartmenthäusern aus den Fünfzigerjahren - rhombusförmig und seltsam bunt gestrichen. Das Gebäude, das ich suchte, war zitronengelb mit grauen Schmutzflecken. Ich ging durch einen Torbogen und blickte in einen Innenhof mit Swimmingpool. In grüner Frakturschrift stand über dem Tor Cantaloupe Arms, was bei mir Assoziationen hervorrief, von denen mir ganz schwindelig wurde. Vorne sah ich ein mickriges Beet mit Kakteen, aus dessen Mitte ein wasserloser Springbrunnen aus Gips herausragte. Ein betonierter Weg führte an den Pflanzen vorbei zum Eingang.
    Das Gebäude besaß keine Hausmeisterloge, aber gleich rechts vom Eingang waren Briefkästen aus Messing angebracht, von denen die meisten mit Namen versehen waren. Den von mir gesuchten Namen fand ich nirgendwo. Die Briefschlitze der Wohnungen 7 und 15 waren nicht beschriftet. Ich ging in den Innenhof hinein, um mir die Rückseite des Gebäudes anzusehen. Alle Wohnungen hatten Fenster, die auf das trübe Wasser des nierenförmigen Swimmingpools hinausgingen, alle hatten einen separaten Eingang. Die Türen waren olivgrün gestrichen, Geländer in der gleichen Farbe säumten die Außenf lure. Das Apartment Nr. 7 lag im Erdgeschoss. Ich klopfte an die Tür, aber niemand antwortete. Durch die Vorhänge erkannte ich ein kleines leer stehendes Wohnzimmer und hinter einer Abtrennung aus Sperrholz eine kleine, fensterlose Küche. Offensichtlich wohnte niemand dort. Ich nahm die Treppe zum Apartment Nr. 15, das sich im ersten Stock befand. Wieder klopfte ich, diesmal mit Erfolg. Die Tür ging auf, und eine kleine, noch ein wenig verschlafene zierliche Frau von etwa fünfundzwanzig steckte lächelnd den Kopf heraus. Sie hatte ein spitzes, katzenähnliches Gesicht, trug kurze, locker gehäkelte Shorts und ein enges Top aus Nickistoff, unter dem voluminöse Brüste zu sehen waren. Ihre Brustwarzen waren so groß wie Perlzwiebeln. Aus dem Apartment drangen der Duft nach schwerem Parfüm, Kaffee sowie der liebliche Refrain eines Songs von Barry Manilow. Über eine Schulter der Dame sah ich ein rotes Plüschsofa und zwei kleine Tische mit schmiedeeisernen Beinen. An der Wand hingen ein Bild mit Tierkreiszeichen und ein billiges Ölgemälde, ein hingebungsvoll daliegender Akt, der gewisse Ähnlichkeit mit der Frau in der Tür hatte.
    »Hallo«, sagte sie mit ein wenig rauchiger Stimme, »du bist sicher Tom. Du kommst ein bisschen früh, aber das ist ganz toll.«
    Sie kam näher und berührte meinen Bizeps.
    »Du brauchst nicht schüchtern zu sein«, sagte sie mit Nachdruck. »Komm rein, dann machen wir eine schöne kleine Orgie.«
    »Entschuldigung«, sagte ich, »falsche Nummer.«
    Die Hand glitt von meinem Arm, ihr Gesichtsausdruck wurde finster, sodass sie zehn Jahre älter wirkte.
    »Ich suche Andrea Vann«, erklärte ich ihr.
    Sie ging schnell ein paar Schritte zurück und verschwand in der Tür. Im letzten Moment stellte ich meinen Fuß dazwischen.
    »Was zum Teufel …«, sagte sie.
    »Warten Sie einen Moment.«
    »Hören Sie mal zu, Mister, ich habe eine Verabredung.«
    Eine Autotür wurde zugeschlagen, und sie machte einen Hüpfer. »Das könnte er sein. Los, hauen Sie endlich ab!«
    »Andrea Vann, eine Krankenschwester, dunkel, gut aussehend.«
    Sie biss sich auf die Lippen.
    »Große Brüste und ein dunkelhaariges Kind?«
    Mir fiel zum Glück ein, dass mir Mrs. Vann erzählt hatte, meine Vorlesungen hätten ihr geholfen, Einschlafprobleme bei ihrem Sohn zu lösen.
    »Stimmt«, sagte ich.
    »Unten.«
    »In welcher Wohnung?«
    »Ich weiß nicht, eine von denen auf der Seite da.«
    Sie zeigte mit einem überlangen Fingernagel in Richtung Norden. Vom Hof her hörte man Schritte. Die Blonde erschrak und lehnte sich gegen die Tür.
    »Los, jetzt reicht’s, da kommt er, machen Sie mir nicht mein Geschäft kaputt, Mister.«
    Ich trat zurück, und die Tür fiel ins Schloss. Ich ging auf die Treppe zu und begegnete einem Mann, der gerade heraufkam; er war jung, schmächtig, trug Jeans und ein blaues Hemd mit der Aufschrift »Tom« über der einen Brusttasche. Er hatte einen Bart und hielt eine Papiertüte im Arm. Er wich

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