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Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Titel: Jamey. Das Kind, das zuviel wußte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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fuhr schnell, wurde dann langsamer und hielt vor der Absperrung. Der Fahrer sah zu den Leuten von der Spurensicherung hinüber, dann parkte er vor dem Café, stellte den Motor ab und stieg aus. Auf dem Jeep war das Emblem des Parks Department, und der Mann trug eine Rangeruniform. Er war etwa vierzig, hager, hatte sonnengegerbte Haut und ein ausdrucksvolles Gesicht. Er trug eine runde Metallbrille und einen Bart wie Abraham Lincoln. Unter seinem Hut sahen blonde Haarsträhnen hervor, sein Nacken hatte die Farbe von rohem Hackf leisch.
    »Sergeant Sturgis?«, fragte er.
    »Das ist der Mann dort drüben.«
    »Bill Sarna.« Er hielt mir eine sehnige, lederhäutige Hand entgegen.
    »Alex Delaware.«
    »Sind Sie Sergeant?«
    »Berater.«
    Er war erstaunt, lächelte aber dennoch. Ich sah zu Milo hinüber.
    »Er ist sicher gleich fertig.«
    »Ich geh mal rein und sehe nach Asa. Kommen Sie nach, wenn Sie fertig sind.«
    Er nahm den Hut ab und betrat das Café.
    Ein paar Minuten später setzten wir uns zu ihm an den Tresen. Ich sah noch mehr Landschaftsbilder an den Wänden und überall Erinnerungsstücke an gute alte Zeiten: ein Regal voll alter Gläser, einen Kalender aus dem Jahr’67, eine Speisekarte, die Steak und Eier für einen Dollar fünfundneunzig anpries, inklusive Kaffee. Alles war mit Spinnweben bedeckt. Es roch moderig wie in einem Mausoleum, aber das war es ja schließlich auch.
    »Hallo, Leute«, krächzte der alte Mann. Er machte sich gewaltig zu schaffen, ging auf und ab, putzte auf imaginären Flecken herum, schob Gegenstände hin und her, wischte Staub weg. Sein Gesicht war eingefallen, offensichtlich hatte er seit Jahren keine Zähne mehr; seine Aktivität wirkte komisch, es war ein vergeblicher Versuch, diesem ausgestorbenen Ort einen Anstrich von Leben zu verleihen.
    Sarna stand auf, er und Milo stellten sich einander vor.
    »Ich würde Ihnen ja gerne einen Kaffee oder irgendwas anbieten, aber ich habe leider keine Vorräte hier«, sagte der Alte.
    »Schon gut, Asa«, antwortete der Ranger, »beim nächsten Mal dann.«
    »Ganz bestimmt. Dann gibt es Hühnersteak und Buttermilchkekse mit Bohnen und Zichorienkaffee. Wollen Sie das?«
    »Gerne.« Sarna lächelte. »Ich freue mich drauf.«
    Er legte Skaggs eine Hand auf die Schulter, riet ihm, gut auf sich Acht zu geben, und führte uns aus dem Café.
    »Wie geht es ihm?«
    »Für dreiundachtzig gut genug.«
    »Glauben Sie, dass er zum Zeugen taugt?«
    Der Ranger setzte den Hut auf.
    »Manchmal ist er ein bisschen arg von Wunschdenken bestimmt.«
    »Schlimm. Hat er schon früher versucht, sich umzubringen?«
    Sarna wirkte erstaunt.
    »Früher?«
    Als Milo ihm von dem Gummischlauch am Auspuff erzählte, machte er ein besorgtes Gesicht. Mit seinem Bart ohne Schnurrbart sah er aus wie ein Ältester der Amish People.
    »Das ist mir neu. Ich habe immer gedacht, er sei ein stabiler alter Mann, der einfach nur ein bisschen zu viel Fantasie und Erinnerungen hat. Ob er zum Zeugen taugt, kann ich nicht mit Sicherheit sagen.«
    »Hat er Angehörige?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Wen kann ich bitten, dass er sich um ihn kümmert?«
    »Bei den Baptisten gibt es einen Altenverein, aber soviel ich weiß, ist Asa Atheist. Wenn Sie wollen, höre ich mich mal um.«
    »Das wäre sehr nett, Bill.«
    Die Spurensicherung hatte ihre Arbeit beendet und begann einzupacken.
    »Mein Chef sagte mir, es sei ein hässlicher Mord gewesen, Rocker mit Messern, stimmt das?«
    Milo nickte.
    »Jedes Jahr haben wir ein paar davon, vor allem in Angeles Crest. War eine bestimmte Bande beteiligt?«
    »Wir haben keine Ahnung. Skaggs hat keine besonderen Farben bemerkt.«
    »Und das Opfer?«
    »Das Opfer war kein Rocker.«
    »Das ist ja Besorgnis erregend. Wir kriegen die meisten Anrufe von Jungs, die im Suff aufeinander losgehen, die Nerven verlieren und dann anfangen zu schießen. Im Allgemeinen halten die sich aber von den knallharten Rockern fern. Hoffentlich braut sich da nicht wieder was Neues zusammen. Können wir Ihnen bei der Suche helfen?«
    »Nein, danke, die Suche ist vorbei. Wir haben schon vor Stunden unsere Leute in alle Himmelsrichtungen geschickt - ohne Ergebnis. Die von der Spurensicherung sagen, dass die Spuren des Motorrads zum Highway führen.«
    »Dann sind sie entweder in einen der nördlich gelegenen Canyons gefahren oder zurück in die Stadt. Wann passierte das Ganze?«
    »Um acht Uhr morgens.«
    »Dann ist es zu spät, dem nachzugehen. Hat Asa Ihnen eine genauere

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