Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Titel: Jamey. Das Kind, das zuviel wußte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
Beschreibung der Leute gegeben?«
    »Einer war dick, der andere dünn. Welche Motorradclubs fahren hier bei Ihnen in der Gegend herum?«
    »Es gibt größere: die Angles, Mongole, Satans Disciples. Dazu kommen noch andere, kleinere Gruppen, die aber nur vorübergehend hier sind. Ihr Hauptquartier haben sie in Foothill Division oder Tujunga, Sunland. Ihre Feste feiern sie in Naturparks.«
    »Ist das hier Naturparkgebiet?«
    »Nein. Ursprünglich gehörte es dem Militär. Dann hat es jemand gekauft. Aber ab und zu gehen wir das Terrain ab. Die Canyons und die Gegend rundum sind als Naherholungsgebiet ausgewiesen oder für Industrieansiedlungen vorgesehen, aber ohne Karte weiß man nicht genau, wo die Grenzen liegen. Eins kann ich Ihnen aber mit Sicherheit sagen: Ein Treffpunkt für Motorradrocker ist das hier nicht.«
    »Was gibt es hier sonst an kriminellen Vorkommnissen?«
    »Hier am Bitter Canyon? Nicht viel. Manchmal stoßen wir auf eine Leiche, die irgendwo anders ermordet und hierher gebracht worden ist. Dann noch der übliche Kleinkram: Teenager, die sich betrinken, Wilderer, die Schildkröten jagen. Nichts Gefährliches.«
    »Wir haben die Vermutung, dass das Opfer in eine Erpressungsgeschichte verwickelt war. Möglicherweise geschah der Mord, weil die Geldübergabe schief ging. Haben Sie eine Ahnung, weshalb jemand ausgerechnet hierher kommt, um solche Geschäfte abzuwickeln?«
    Sarna nahm die Brille ab und blickte nachdenklich drein.
    »Das Einzige, was mir einfällt, ist, dass man hier ungestört verhandeln kann. Es ist verdammt einsam hier, Milo. Ausflügler kommen kaum hierher, es ist landschaftlich lange nicht so hübsch wie anderswo. Der See ist zwar schön, aber man kann dort weder fischen noch Wassersport treiben. In letzter Zeit ist es ein wenig belebter hier wegen des Kraftwerks, es kommen Architekten, Leute von der Gewerbeaufsicht und Bauingenieure hierher, aber nicht sehr viele, und sie kommen nur selten.«
    »Was für ein Kraftwerk?«, fragte ich.
    »Hydroelektrisch.«
    »Mit Energie aus einem See?«
    Milo sah mich befremdet an, unterbrach mich jedoch nicht.
    »Das ist mehr als ein See«, sagte Sarna. »Bitter Canyon ist in Wirklichkeit gar kein Canyon. Es ist ein vulkanischer See, der mit Wasser aus unterirdischen Strömungen gefüllt und von abschüssigen Bergen umgeben ist. Durch diese Strömungen unterscheidet er sich von den anderen, er wird immer mit Wasser gespeist. Man schätzt die Wassermengen auf Milliarden Liter, die gänzlich ungenutzt sind.« Sarna hörte sich offenbar gerne reden. Er fuhr fort: »Es gibt einen Zehnjahresplan, der zwei Dinge zum Ziel hat. Das Wasser soll nutzbar gemacht werden, um den Nordteil des Valley zu versorgen, außerdem soll ein Notwasserreservoir angelegt werden, aus dem jederzeit die vorhandene Wasserleitung gespeist werden kann.«
    »Klingt, als wären die ruhigen Zeiten bald vorbei.«
    »Wenn die hier anfangen zu bauen, bestimmt. Es ist eine riesige Unternehmung: fünfundvierzig Millionen Dollar für das Kraftwerk und dazu fünfundzwanzig für die Stadt, die drum herum gebaut werden soll. Seit Jahren wird über den Plan geredet. Vor ein paar Jahren hatten wir hier eine Trockenperiode, die für ziemliche Aufregung sorgte. In den feinen Restaurants wurde zum Essen kein Wasser mehr serviert. Als endlich der Regen kam, beruhigten sich die Gemüter wieder. Vor zwei Jahren wurde der Plan wieder aktuell, aber es bedurfte langer Verhandlungen vor und hinter den Kulissen, bis die Finanzierung gesichert war.«
    »Waren Umweltschützer dagegen?«
    »Nein, ich sagte doch schon, bis auf den See ist die Gegend hier nicht besonders attraktiv. Außerdem sind die Leute hier mehr interessiert an Arbeitsplätzen als am Schutz von Kreosot. Es gab einen Interessenkonflikt, der nicht so schnell zu lösen war; die Gesellschaft, der das Land gehört, hatte einen besonderen Anspruch auf den Bauauftrag.«
    »Cadmus Construction?«
    »Genau«, sagte er überrascht. Dann sah er uns an wie jemand, dem gerade ein Licht aufgegangen ist. »Ach so, Sie sind von der Mordkommission Los Angeles, wegen dieses Mordfalls?«
    »Bill«, sagte Milo und beugte sich verschwörerisch zu ihm hin, »wir wissen es noch nicht. Und wir wären sehr dankbar, wenn dieses Gespräch unter Verschluss bliebe.«
    Der Ranger legte den Zeigefinger über den Mund.
    »Versiegelt«, sagte er.
    »Vielen Dank.« Mein Freund lächelte ihm zu. »Die Leute von der Baufirma, die hierher kommen, wohin gehen sie

Weitere Kostenlose Bücher