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Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Titel: Jamey. Das Kind, das zuviel wußte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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der dortigen Psychiatrie.«
    »Was haben Sie gelehrt?«
    Mainwaring sah den Detective an, als hätte er ein ungezogenes Kind vor sich. »Klinische Psychiatrie, Sergeant.«
    »Irgendeine spezielle Richtung?«
    »Ich unterrichtete das Klinikpersonal umfassend über den Umgang mit Patienten. Meine Spezialität war die Behandlung schwerer Psychosen. Die biochemischen Aspekte menschlichen Verhaltens.«
    »Haben Sie auch geforscht?«
    »Auch. Sergeant, ich muss Sie wirklich fragen …«
    »Ich frage, weil Dr. Delaware’ne Masse Forschungsarbeit gemacht hat, und wenn er darüber erzählt, finde ich das immer sehr interessant.«
    »Das glaube ich Ihnen bestimmt.«
    »Worüber haben Sie denn geforscht?«
    »Über das limbische System. Das ist ein Teil des Kleinhirns, welches die emotionalen …«<
    »Wie haben Sie das denn gemacht? Gehirne von Menschen untersucht?«
    »Gelegentlich.«
    »Lebende Gehirne?«
    »Leichen.«
    »Das erinnert mich an etwas«, sagte Milo. »Da gab es so einen Knaben, Cole hieß er. Den haben sie im letzten Jahr in Nevada hingerichtet. Er geriet immer sehr leicht in Erregung und erwürgte dann Frauen. Hat alles, was ihm zwischen dreizehn und fünfunddreißig über den Weg lief, umgebracht. Nachdem er tot war, hat irgendein Doktor sein Gehirn herausgenommen, um es zu untersuchen. Er wollte etwas finden, womit man das Verhalten des Knaben erklären konnte. Das ist eine Weile her, ich habe nicht mitbekommen, ob er etwas entdeckt hat. Hat irgendetwas darüber in einer Fachzeitschrift gestanden?«
    »Das weiß ich wirklich nicht.«
    »Was meinen Sie? Können Sie ein Gehirn untersuchen und verbrecherische Veranlagungen erkennen?«
    »Der Ursprung allen Verhaltens liegt im Gehirn, Sergeant, aber es ist alles nicht so leicht, wie es aussieht …«
    »Was haben Sie denn mit den Leichengehirnen gemacht?«
    »Gemacht?«
    »Wie haben Sie sie denn untersucht?«
    »Ich führte chemische Analysen an homogenisierten …«<
    »Unter einem Mikroskop?«
    »Ja. Allerdings habe ich sehr selten menschliche Gehirne genommen. Meine Untersuchungsobjekte waren meistens höher stehende Lebewesen - Primaten.«
    »Also Affen?«
    »Schimpansen.«
    »Sie meinen, dass man aus Affenhirnen eine Menge über menschliche Gehirne lernen kann?«
    »In Grenzen, ja. Was seine kognitiven Funktionen betrifft - Denken und Folgern -, ist das Schimpansengehirn beschränkter als sein menschliches Gegenstück. Jedoch …«
    »Wie Menschengehirne manchmal auch, nicht wahr? Beschränkt.«
    »Das stimmt leider, Sergeant.«
    Milo überflog seine Notizen und steckte den Block weg.
    »So«, sagte er, »Sie scheinen wirklich ein Experte zu sein.«
    Mainwaring senkte in gewollter Bescheidenheit seinen Blick und polierte mit einem Stück seines Pullovers die Pfeife.
    »Man versucht eben, sein Bestes zu geben.«
    Mein Freund drehte sich nach mir um.
    »Sie haben Recht gehabt, Dr. D., mit ihm kann man reden.« Dann fragte er wieder Mainwaring:
    »Ich bin hierher gekommen, um etwas über Medizin zu erfahren, Doktor. Konsultation eines Experten.«
    »In welcher Hinsicht?«
    »Drogen. Wie sie das Verhalten beeinflussen.«
    Mainwaring erstarrte und sah mich scharf an.
    »Hat das mit dem Cadmus-Fall zu tun?«, fragte er.
    »Möglicherweise.«
    »Ich fürchte, ich kann Ihnen da nicht helfen, Sergeant. Jamey Cadmus ist mein Patient, und alle Informationen darüber sind vertraulich.«
    Milo stand auf und ging hinüber zum Esszimmertisch. Er hob die Fotografie mit den zwei Kindern hoch und studierte sie.
    »Nette Kinder.«
    »Vielen Dank.«
    »Das Mädchen ähnelt Ihnen sehr.«
    »Beide kommen aber mehr auf ihre Mutter. Sergeant, ich will Ihnen wirklich helfen, aber ich habe noch eine Menge Arbeit zu erledigen, deshalb …«
    »Hausaufgaben, wie?«
    »Wie bitte?«
    »Sie haben sich einen Tag freigenommen, um zu Hause zu arbeiten.«
    Mainwaring hob die Schultern und grinste.
    »Das ist manchmal die einzige Möglichkeit, um den Papierkram zu erledigen.«
    »Wer passt denn auf die Patienten auf, wenn Sie weg sind?«
    »Ich habe drei exzellente Kollegen.«
    Milo kam ins Wohnzimmer zurück und setzte sich wieder hin.
    »So wie Dr. Djibouti?«, fragte er.
    Mainwaring versuchte, seine Überraschung hinter einer Rauchwolke zu verbergen.
    »Ja«, sagte er. »Dr. Djibouti, Dr. Kline und Dr. Bieber.«
    »Ich kenne seinen Namen deshalb, weil ich die Klinik anrief, um mit Ihnen zu sprechen. Man verband mich mit dem Dienst habenden Psychiater, und das war Dr. Djibouti. Wirklich

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