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Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Titel: Jamey. Das Kind, das zuviel wußte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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ein netter Kerl. Was ist er, Perser?«
    »Indianer.«
    »Er sagte mir, dass Sie schon vier Tage weg sind.«
    »Ich hatte eine unangenehme Erkältung.« Wie um das zu demonstrieren, zog er die Nase hoch.
    »Was machen Sie denn dagegen?«
    »Aspirin, Tropfen und Ruhe.«
    Milo schnalzte mit den Fingern und grinste abschätzig.
    »Das ist alles? Ich dachte schon, Sie würden mir ein kleines medizinisches Geheimnis verraten.«
    »Ich wünschte, ich könnte das, Sergeant.«
    »Wie wär’s denn mit Hühnerbrühe?«
    »Ich habe mir letzte Nacht wirklich welche gekocht. Ein echtes Linderungsmittel.«
    »Sprechen wir über Medikamente«, sagte Milo. »Rein theoretisch.«
    »Wirklich, Sergeant, Sie wissen doch sicher, dass ich als Zeuge der Verteidigung von Mr. Cadmus jede Erörterung dieses Falls mit der Polizei zurückweisen muss.«
    »Das ist nicht ganz korrekt, Doktor. Nur Ihre Gespräche mit Cadmus, Ihre Aufzeichnungen und Ihr Schlussbericht sind vertraulich. Wenn Sie vor Gericht aussagen, werden sogar die ein gefundenes Fressen sein.«
    Mainwaring schüttelte den Kopf.
    »Da ich kein Anwalt bin, kann ich den Wert Ihrer Behauptung nicht einschätzen. Auf jeden Fall habe ich nicht vor, theoretisch darüber zu sprechen. Jeder Fall muss für sich beurteilt werden.«
    Milo beugte sich plötzlich nach vorn und ließ seine Fingergelenke knacken. Das Geräusch ließ Mainwaring zurückzucken.
    »Sie könnten Souza anrufen«, sagte er dann. »Wenn er ehrlich ist, wird er zugeben, dass ich Recht habe, und Ihnen zur Mitarbeit raten. Er könnte Ihnen auch empfehlen zu mauern, während er versuchen wird, mich mit Schriftsätzen aufzuhalten, um sich nicht verschaukeln zu lassen. Juristen spielen gern den starken Mann. In der Zwischenzeit würden Sie viel Zeit verschwenden. Kein schönes warmes Häuschen mehr, eine lange Fahrt durch das scheußliche Wetter, ein Stuhl in einem hässlichen Raum der Polizeistation von West L. A. Sie können sich langsam abregen, während Souza und der Staatsanwalt sich fünfzig Dollar teure Worte an den Kopf werfen. Und das alles, ohne dass Sie Ihren Papierkram erledigen können. Nachdem die Sache ausgefochten ist, wird man Ihnen empfehlen, mit mir zu reden.«
    »Und warum das alles, Sergeant? Was bezwecken Sie damit?«
    »Das ist eine Polizeiangelegenheit«, sagte Milo, zog wieder seinen Notizblock heraus und begann zu schreiben.
    Mainwaring biss heftig auf dem Mundstück seiner Pfeife herum.
    »Sergeant«, erwiderte er gepresst, »ich glaube, Sie wollen mich reinlegen.«
    »Weit entfernt, Doc. Ich versuche nur, Ihre Entscheidungsmöglichkeiten darzustellen.«
    Der Psychiater starrte mich an.
    »Wie können Sie bei Ihrer Berufsehre an einer solchen Ungeheuerlichkeit mitwirken?«
    Als ich darauf nichts erwiderte, stand er auf, ging zu einem Telefon, das auf einem Couchtisch stand. Er nahm den Hörer ab, wählte drei Nummern und legte ihn wieder auf.
    »Was möchten Sie denn wissen?«
    »Wie unterschiedlich Medikamente das Verhalten beeinflussen.«
    »Rein theoretisch?«
    »Ja.«
    Er setzte sich wieder hin.
    »Was für eine Verhaltensweise meinen Sie, Sergeant?«
    »Psychose.«
    »Darüber habe ich schon mit Dr. Delaware gesprochen, ich bin sicher, dass er Ihnen darüber berichtet hat.« Dann sprach er mich an: »Zum Teufel, warum jagen Sie einer falschen Spur nach?«
    »Das hat nichts mit Dr. Delaware zu tun«, erwiderte Milo. »Wie ich schon sagte, ist das eine Polizeiangelegenheit.«
    »Warum ist er dann hier?«
    »Als technischer Ratgeber. Soll er lieber in einem anderen Zimmer warten?«
    Dieser Vorschlag schien den Psychiater aufzuregen.
    »Nein.« Er sank in sich zusammen. »Worum geht es Ihnen? Fahren wir fort.«
    »Großartig. Lassen Sie uns ein bisschen über LSD plaudern, Doc. Es täuscht doch Schizophrenie vor, oder?«
    »Nicht sehr überzeugend.«
    »Nicht? Ich dachte, dass es ein hervorragendes psychomimetisches Mittel ist.«
    Beim Gebrauch dieses Fachausdrucks hoben sich Mainwarings Brauen.
    »Nur bei Experimenten«, sagte er.
    Als Milo ihn erwartungsvoll ansah, hob er resigniert die Hände.
    »Das ist in kurzer Zeit nicht so einfach zu erklären. Es reicht, wenn ich sage, dass ein Fachmann niemals eine LSD-Vergiftung mit einer chronischen Psychose verwechseln würde.«
    »Ich möchte gern ein Fachmann werden«, erwiderte Milo.
    Mainwaring versuchte zu protestieren, setzte sich dann aber aufrecht hin, räusperte sich und begann, in pedantischem Tonfall zu dozieren.
    »Lysergsäurediäthylamid

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