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Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Titel: Jamey. Das Kind, das zuviel wußte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Kleider und rechts voller Ledersachen. In den beiden Schubladen unten lauter falsche Bärte, Make-up, Schnurrbärte, Perücken.«
    »Entzückend«, sagte ich.
    »O ja, und hochromantisch.« Er lachte bitter, griff nach der Mintsauce und nahm ein weiteres Stück Hammel in Angriff. »Als wir Antrim einbuchteten, leistete er keinerlei Widerstand und versprach, uns alles zu erzählen, wenn wir nur das Mädchen verschonten, er hätte die Metzgerei sowieso ohne sie gemacht. Wir sagten ihm, dass es auch für uns Grenzen der Großzügigkeit gäbe und dass schließlich sie den Jungen vergiftet hätte. Daraufhin fing das Arschloch tatsächlich an zu heulen, kannst du dir das vorstellen?«
    Er schüttelte den Kopf und kaute an einem Stück Fleisch.
    »Nach einer Stunde hatte er alles gebeichtet und uns auch das Fotomaterial gegeben. Er hatte es unter dem Fußboden versteckt, zusammen mit seinen Notizen. Das war seine Art, sich zu versichern.«
    Er hatte mir die Bilder schon vor dem Essen gezeigt. Die Geschichte, die sie erzählten, war alltäglich, nicht aber die Hauptpersonen. Ich war überrascht.
    »Wollte er sie erpressen?«, fragte ich.
    »Ich verstehe nicht ganz, warum er das nötig hatte. Aber uns helfen die Dinger weiter. Wir verstehen die Zusammenhänge so besser. Jetzt brauchen wir nur noch ein paar Zahlen, aber die kann unser Gast uns sicher beschaffen.« Er streckte den linken Arm vor und sah auf die Uhr. »In zwanzig Minuten müsste er hier sein, wenn er pünktlich ist.«
    Achtzehn Minuten später ging die Tür auf, laute Gesprächsfetzen drangen aus der Bar, dann stand schweigend ein schmaler junger Mann im Türrahmen, der hinter seiner Goldrandbrille blinzelte, um seine Blicke der Dunkelheit anzupassen. Er trug einen dunklen Anzug mit Krawatte, die zu der dunklen Täfelung des Speiseraums passte, und einen großen Attachéekoffer, der wie die Verlängerung seines rechten Arms wirkte.
    »Das scheint unser Mann zu sein«, sagte Milo, stand auf und begleitete den Neuankömmling an unseren Tisch. Im Gehen hielt der Mann den Koffer mit beiden Händen fest und trug ihn so vorsichtig, als enthalte er ein Lebewesen.
    »Mr. Balch, darf ich Ihnen Dr. Alex Delaware vorstellen? Alex, Mr. Bradford Balch. Esquire.«
    Balch hatte eine feingliedrige, kalte Hand. Ich ließ sie schnell wieder los und sagte:
    »Wir haben schon miteinander telefoniert.«
    Der Anwalt sah mich erstaunt an.
    »Sie riefen mich an, um einen Besuch in der Villa von Chancellor zu vereinbaren.«
    »Ach ja«, sagte er und schützte die Lippen. Offenbar erinnerte er sich nicht allzu gern daran, dass er als Botenjunge benutzt worden war.
    »Was macht dieser Herr hier?«, fragte er Milo.
    »Er ist Berater.«
    Balch sah mich misstrauisch an.
    »Ich dachte, Sie arbeiten für Mr. Souza?«, sagte er.
    »Das habe ich, aber das ist eine Weile her.«
    »Was wollen Sie dann hier, sollen Sie meine Psyche ausspionieren?«
    »Wir haben bereits alles untersucht, was wir brauchen«, sagte Milo und wies ihm einen Stuhl. »Jetzt setzen Sie sich, damit wir zur Sache kommen können.«
    »Sergeant«, sagte Balch, »ich bestehe darauf, dass wir uns allein unterhalten.«
    »Wir wissen, dass Sie darauf bestehen, und nehmen es zur Kenntnis«, entgegnete Milo. »Und jetzt setzen Sie sich bitte.«
    »Ich meine es ernst, Sergeant …«<
    »Balch«, stöhnte Milo, »Sie haben dicke Probleme, und ich nehme Ihnen einige ab. Die Anwesenheit von Delaware ist nichts dagegen. Also verlieren wir nicht meine kostbare Zeit mit Kräftemessen, klar?«
    Balch wurde rot und senkte den Blick. Dann setzte er sich eilig, legte den Koffer auf seine Knie und legte beide Arme darum. Aus der Nähe sah er noch sehr jung aus, hatte rote Bäckchen, sandfarbenes Haar, kurz geschnitten und sauber gescheitelt und mit einem Wirbel am Haaransatz. Seine Kleider waren konventionell und teuer und passten ihm nicht ganz. Der Kragen war zu weit, die Krawatte saß nicht ganz gerade. Er sah wie gefangen aus darin, wie ein als Erwachsener verkleideter Junge.
    »Möchten Sie etwas trinken?«, fragte Milo.
    Der Anwalt runzelte prüde die Stirn.
    »Ich möchte diese Sache so schnell wie möglich hinter mich bringen und dann wieder gehen.«
    »Ich verstehe Sie, das ist ja auch ziemlich heikel für Sie«, sagte Milo.
    »Heikel? Das ist sittenwidrig! Vertrauensbruch. Wenn das herauskommt, finde ich nie wieder einen Job.«
    »Warum sollte es herauskommen?«
    »Das sagen Sie.« Er spielte mit seinen dünnen manikürten Fingern an

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