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Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Titel: Jamey. Das Kind, das zuviel wußte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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den Verschlüssen seines Koffers.
    »Ja, das ist hart«, pflichtete Milo ihm bei. »Ob Sie es nun tun oder nicht.«
    »Sehen Sie«, sagte Balch, »woher sollte ich denn wissen, dass die Unterschrift gefälscht ist? Souza bürgte für ihre Echtheit. Auch Mrs. Cadmus war dabei.«
    Milo sah ihn scharf an.
    »Niemand verlangt von Ihnen, dass Sie Gedanken lesen können«, sagte er, »aber an die Notariatsregeln müssen Sie sich schon halten. Kein Siegel, wenn Sie nicht selbst bei der Unterzeichnung eines Dokuments anwesend sind.«
    »Es gab wirklich keinen Grund, es für eine Fälschung zu halten«, sagte Balch leidenschaftslos. »Es gab eine Bestimmung für den Fall geistiger Unzurechnungsfähigkeit: Das Vermögen musste nur auf den Vormund überschrieben werden, ohne weiteren schriftlichen Antrag. Angesichts des Zustands des Erben war es ganz logisch, dass Mr. Cadmus von dieser Bestimmung Gebrauch machte.«
    »Zu des Jungen Bestem natürlich, nicht?«, sagte Milo.
    »Es lagen Dokumente vor, die die Unzurechnungsfähigkeit des Jungen bescheinigten«, sagte Balch. »Das war nicht unlogisch.«
    »Ganz richtig«, stimmte Milo ihm zu, »nicht unlogisch war dieser Betrug.«
    »Ich hatte davon keine Ahnung.«
    »Ich glaube Ihnen ja«, antwortete Milo. »Sie waren auch nicht kriminell, sondern nur unachtsam. Deshalb gebe ich Ihnen ja auch Gelegenheit, es wieder gutzumachen.«
    Balch war blass geworden.
    »Die Sache mit dem Notar war ein Riesenärger«, sagte er. »Es war Souzas Idee. Er sagte, ein Grundstücks- und Firmenanwalt müsse auch Notar sein, um die Dinge besser im Griff zu haben. Ich fand, das könnte genauso gut ein Sekretär machen, und hätte besser darauf bestehen sollen.«
    »Aber man muss auf seinen Boss hören, stimmt’s?«
    »Verflucht«, murmelte der Anwalt und blickte auf Milos Drink.
    »Wollen Sie immer noch nichts trinken?«, fragte Milo.
    »Nein, ach, warum eigentlich nicht, verdammt noch mal. Tanqueray mit Eis, bitte.«
    Milo verschwand in der Bar und kam kurze Zeit später mit dem Drink zurück. Balch lockerte die Krawatte, dann stürzte er ihn herunter.
    »Nixon hat den Notaren die Tour vermasselt, stimmt’s?«, sagte Milo. »Er begünstigte Steuerabschreibungen, brachte das Wertesystem durcheinander, wo soll da ein Notar noch wissen, wo seine Pflichten liegen? Er als Präsident war der Boss.« Er lächelte. »Das scheinen Bosse so an sich zu haben, dass sie kleine Jungen über den Tisch ziehen.«
    Balch sah ihn entsetzt an, sichtlich verstört, als kleiner Junge bezeichnet zu werden. Er rührte das Eis in seinem Glas hin und her und fragte:
    »Ich wüsste gerne, wie Sie das herausgefunden haben.«
    »Ein kleiner Vogel hat mir etwas gezwitschert.«
    Der Anwalt dachte eine Weile nach, dann seufzte er.
    »Verdammt, natürlich, der Chauffeur! Er war die ganze Zeit dabei, denn er sollte hinterher Mrs. Cadmus nach Hause fahren. Ich wäre nie darauf gekommen, dass er kapierte, was wir da machten. Ich hätte es wissen müssen, denn er war mir nie geheuer. Wie viel haben Sie ihm gezahlt, Sergeant?«
    Milo ging nicht auf die Frage ein.
    »Verflucht!«, wiederholte Balch und sah aus, als ob er gleich weinen würde.
    »Nehmen Sie es von der positiven Seite«, sagte Milo tröstend, »Sie sind der Erste in der Firma, der mitbekommt, dass es mit Ihrem Chef bergab geht. Dadurch haben Sie auf dem Arbeitsmarkt allerbeste Aussichten. Wo haben Sie studiert?«
    »In Penn.«
    »Ivy League. Sehr gut, damit haben Sie doch hervorragende Voraussetzungen.«
    Balch richtete sich gerade auf und versuchte, würdig auszusehen.
    »Es wird schon werden, Sergeant. Können wir jetzt zum Geschäftlichen kommen?«
    »Natürlich. Schieben Sie mir das Zeug nur rüber. Sobald ich sehe, dass alles dabei ist, bin ich zufrieden, und wir schütteln uns die Hand wie zwei Gentlemen.«
    »Bevor ich Ihnen irgendetwas aushändige, möchte ich von Ihnen die Zusicherung erhalten, dass mein Name niemals während der Untersuchungen irgendwo auftaucht und dass niemand jemals erfährt, woher Sie die Dokumente bekommen haben.«
    »Diese ganze Geschichte ist so haarsträubend, dass ich Ihnen nichts weiter versprechen kann, als dass ich mein Bestes tun werde.«
    »Das genügt mir nicht«, gab Balch zurück.
    Milo nahm einen Hammelknochen in die Hand und begann, daran zu nagen.
    »Wie wäre es mit einem echten Pfadfinder-Ehrenwort?«, sagte er dann und kreuzte die Hände über der Brust.
    »Ich meine es verdammt ernst, Sergeant!«, rief Balch.
    Milo legte

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