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Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Titel: Jamey. Das Kind, das zuviel wußte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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lächelte grimmig. »Lassen Sie uns noch mal von vorne anfangen. Sie sagten, er habe Angst davor gehabt, von Leuten umgebracht zu werden. Von welchen Leuten denn?«
    »Das hat er mir nicht gesagt.«
    »Denken Sie, er meinte die Zombies - was war noch mal der genaue Ausdruck, Dick?« Cash blätterte und las dann laut vor:
    »Fleischfresser und weiße Zombies.«
    »Großartiger Titel für einen Film, nicht?« Whitehead grinste. Als ich darauf nicht reagierte, fuhr er fort: »Meinen Sie, dass diese Fleisch fressenden weißen Zombies es auf ihn abgesehen hatten?«
    »Das weiß ich nicht. Damals dachte ich, er meinte mit den weißen Zombies vielleicht das Klinikpersonal.«
    »Sagte er auf irgendeine Art, dass er sich an den Leuten dort rächen wollte, weil sie ihn eingesperrt hatten?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Sie gehen bei Ihren Fragen davon aus, dass er normal redete. So war es aber überhaupt nicht. Er sprach unzusammenhängend, nichts, was er sagte, ergab einen Sinn.«
    »Hm, hm. Redete er davon, Menschen umzubringen?«
    »Nein.«
    »Oder sie mit einem stinkenden Messer aufzuschneiden?«
    »Blutige Messer«, korrigierte ihn Cash.
    »Was auch immer«, erwiderte Whitehead. »Hat er so etwas erwähnt?«
    »Nein.«
    »Was meinte er Ihrer Meinung nach mit Fleischfressern?«
    »Mir fällt nichts dazu ein.«
    »Hm, hm. Ich denke, Fleischfresser könnte auch literarisch gemeint sein, als wenn Neger Missionare fressen oder …«
    »Bildlich gesprochen«, legte Cash ihm nahe. »Natürlich, rein bildlich. So wie Schwanzlutschen.«
    Er setzte ein verständnisinniges Grinsen auf, wie ein Junge, der ein schmutziges Wort gebraucht hat, und sah mich erwartungsvoll an. Ich schwieg.
    »Wir wissen, dass Cadmus abnorme Neigungen hat. Solche Leute reden häufig darüber, dass sie sich fressen wollen. Fleischfressen könnte abartigen Sex bedeuten. Ergibt das einen Sinn für Sie?«
    »Genau wie Sie kann ich auch nur raten.«
    »Ich hoffte, Sir, dass Sie das besser können.« Er lächelte säuerlich.
    Ich antwortete nicht.
    »Wie lange sind Sie schon Psychiater, Sir?«
    »Psychologe. Mehr als dreizehn Jahre.«
    »Sehr interessante Tätigkeit, nicht?«
    »Mir macht sie Freude.«
    »Und Sie behandeln bestimmt’ne Menge Leute mit sexuellen Problemen.«
    »Nein, ich arbeite meistens mit Kindern.«
    »Abnorme Kinder?«
    »Alle Arten von Kindern.«
    »Wo haben Sie studiert?«
    »UCLA.«
    »Erstklassige Universität.«
    »Ich stimme Ihnen zu.«
    »Stellen manche Kinder, die Sie behandeln, schreckliche Sachen an, zerhacken kleine Tiere oder reißen Fliegen die Flügel aus?«
    »Ich darf Ihnen über meine Patienten nichts sagen.«
    »Wie war Cadmus? Hatte er Interesse am Sport?«
    »Woher sollte ich das wissen?«
    »Hat er schon mal etwas Grausames oder Verrücktes angestellt, mal abgesehen davon, dass er sexuell abnorm ist?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Und während der Behandlung kam so etwas auch nicht zur Sprache?«
    »Das ist vertraulich.«
    Er ließ seinen Kaugummi knallen und wirkte verärgert.
    »Wir ermitteln in einer Mordsache, Sir. Wir könnten die Angelegenheit auch schriftlich bearbeiten, dann würden wir schon irgendwie an diese Informationen herankommen.«
    »Ich fürchte, Sie werden das tun müssen.«
    Er lief rot an vor Ärger.
    »Wissen Sie eigentlich, für wen Sie sich einsetzen? Für diesen Schlächter, der …«
    »Cal«, unterbrach ihn Cash, »der Doktor handelt völlig korrekt.«
    Er lächelte mich über seine getönten Brillengläser hinweg an.
    »Er hält sich genau an die Spielregeln. Nicht wahr, Doktor?«
    Auf den ersten Blick schienen die beiden doch das abgedroschene Guter-Polizist-böser-Polizist-Spiel zu treiben, aufmerksam machten mich nur die feindseligen Blicke, die Whitehead seinem Kollegen zuwarf.
    »So ist es«, erwiderte ich und blickte zur Seite, um den Ball nicht aufzunehmen.
    Whitehead fummelte ein Päckchen Fruchtgummi aus seiner Hosentasche, wickelte zwei Streifen aus, stopfte sie in den Mund zu dem vorhandenen Klumpen und kaute mit quietschendem Geräusch weiter.
    »Sicher ist das so«, fing er wieder an und bedachte mich mit einem kühlen, wissenden Lächeln. »Alles genau nach den Spielregeln. Wie lange wissen Sie eigentlich schon, dass er sexuell abnorm ist?«
    Ich gab darauf keine Antwort.
    Er sah mich durchdringend an. Dann zog er plötzlich eine Show ab wie ein Hund, der sein Revier markiert. Er lehnte sich bequem zurück, breitete die Arme weit hinter dem Rücken der Couch aus, streckte

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