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Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Titel: Jamey. Das Kind, das zuviel wußte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Beverly Hills, ein dunkler Typ, der eine getönte Pilotenbrille trug und einen beigefarbigen Anzug italienischen Designs. Er hatte das Gesicht eines Fuchses, das von einem breiten, schmallippigen Mund beherrscht wurde.
    Ich bat sie herein. Als sie die Jacketts aufknöpften, sah man ihre Schulterhalfter. Whitehead setzte sich auf das Sofa, Cash nahm sich einen Sessel und sah sich im Wohnzimmer um.
    »Hübsches Grundstück«, sagte er, »haben Sie Probleme mit Erdrutschen?«
    »Bisher noch nicht.«
    »Mein Bruder ist Arzt, er hat sich vor ein paar Jahren weiter oben im Coldwater Canyon ein Grundstück gekauft. Beim letzten großen Regen ist ihm der halbe Garten weggerutscht.«
    »Das ist wirklich Pech.«
    »Die Versicherung hat ihm fast alles ersetzt.«
    Whitehead räusperte sich.
    »Sir, wir wollen Ihnen in einer Strafsache ein paar Fragen stellen. Der Beschuldigte heißt James Wilson Cadmus.«
    »Wo ist Milo?«, fragte ich.
    Sie sahen sich gegenseitig an.
    »Er wurde aufgehalten.« Cash grinste.
    »In der gleichen Sache«, ergänzte Whitehead.
    »Die Zuständigkeit für den Fall geht über drei Landesgrenzen hinweg«, erklärte Cash. »Wir haben die Sache aufgeteilt.« Er grinste wieder und fügte hinzu: »Er lässt Sie grüßen.«
    Ich war mir sicher, dass er log.
    Whitehead lief vor Ungeduld rot an. Er mahlte mit zunehmender Geschwindigkeit auf seinem Kaugummi herum. Ich wartete gespannt, ob jetzt das Guter-Polizist-böser-Polizist-Spiel beginnen würde.
    »Sir«, fing er an, »wir wissen, dass Cadmus Sie einige Stunden vor seiner Festnahme angerufen hat.«
    »Das stimmt.«
    »Wann war das genau, Doktor?«, fragte Cash, während er Bleistift und Schreibblock zückte.
    »Ungefähr um drei Uhr fünfzehn.«
    »Wie lange dauerte das Gespräch?«
    »Ungefähr zehn Minuten.«
    »Worüber haben Sie beide gesprochen?«
    »Er sprach, ich habe die meiste Zeit zugehört. Er redete unverständliches Zeug.«
    »Was war denn unverständlich?«, fragte Whitehead schnell und unverbindlich, als ob er mich beschuldigen wolle.
    »Alles. Er war erregt und schien zu halluzinieren.«
    »Halluzinieren«, wiederholte er, als ob er das Wort noch nie gehört hätte. »Sie meinen, er sah Erscheinungen?«
    »Die meisten Halluzinationen werden gehört, er schien Stimmen zu hören. Er war überzeugt, dass ihn jemand umbringen wollte. Vielleicht hat er auch Dinge gesehen.«
    »Versuchen Sie, sich an alles zu erinnern, was er sagte, Sir«, verlangte Cash herrisch.
    Ich gab Jameys Gestammel wieder, soweit ich mich erinnern konnte - Fleischfresser, weiße Zombies, blutige Messer, der Canyon aus Glas und immer wieder die Verwendung des Wortes »stinkend«. Cash schrieb eifrig mit. Als ich über das »Zerplatzen einer Arterie« berichtete, fiel mir plötzlich ein, dass dieser Ausdruck in einem Todesgedicht von Chatterton vorkam, das Jamey in einer unserer letzten Begegnungen zitiert hatte. Um nicht auf die Vergangenheit zu kommen, behielt ich das für mich.
    »Das klingt sehr blutrünstig«, meinte Cash, während er seine Notizen überflog. »Und paranoid.«
    »Als ob er sich auf etwas vorbereitet hat«, erwiderte Whitehead.
    »Er plante etwas.«
    »Er war völlig verängstigt«, sagte ich. Whitehead kniff die Augen zusammen. »Wovor hatte er denn Angst?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Klang er paranoid?«
    »Fragen Sie mich nach einer Diagnose?«
    »Natürlich.«
    »Dann kann ich nur antworten, dass ich es nicht weiß. Sein Arzt wird Ihnen mehr über seinen Geisteszustand sagen können.«
    »Ich denke, er war Ihr Patient, Sir.«
    »Ja, er war es. Vor fünf Jahren.«
    »Wie oft haben Sie ihn danach gesehen?«
    »Noch nie, das Telefongespräch war das erste Lebenszeichen seit damals.«
    »Hm, hm«, murmelte er abwesend. »Sie sind Psychiater?«
    »Psychologe.«
    »Und Sie können mir nicht sagen, ob er paranoid war oder nicht?«
    »Er war verängstigt. Wenn seine Furcht irrational war, könnte es Paranoia sein. Wenn er Furcht vor etwas Realem hatte, wahrscheinlich nicht.«
    »Sie wollen also damit sagen, dass er sich fürchtete.«
    »Nein, ich sage nur, dass ich es nicht weiß.«
    Cash unterbrach uns: »Das ist wie mit diesem Autoaufkleber, Cal. ›Auch Paranoide haben Feinde‹.« Er lachte, aber keiner beteiligte sich. Whitehead bohrte weiter nach.
    »Weswegen haben Sie ihn vor fünf Jahren behandelt?«
    »Diese Information ist vertraulich.«
    Seine Mädchenlippen verkniffen sich und wurden zunehmend roter.
    »Wie Sie wünschen«, erwiderte er und

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