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Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Titel: Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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meinte Mertel. »Ich sehe aber nur vier. Wer von Ihnen hat denn in der letzten Zeit mit solch einem Gerät gearbeitet?«
    »Ich glaube, das war der Kuno«, erwiderte der Rottenführer. »Aber das ist schon länger her.« Er krauste die Stirn. »Im Frühjahr – oder war es letztes Jahr im Herbst?«
    »Und wer von Ihnen ist dieser Kuno?«, warf Tannenberg ein.
    »Das ist keiner von uns. Der war schon seit über einer Woche nicht mehr arbeiten«, erklärte Cambeis. »Der hat einen Krankenschein.«
    Nun war die Zeit gekommen, endlich die von Sabrina erlittene Schmach zu rächen. Lapidar teilte Tannenberg den Holzfällern mit, dass die gesamte Waldarbeiterrotte wegen dringenden Tatverdachts vorläufig festgenommen sei. Begründung eins: Der jungen Kommissarin gegenüber hätten sie die Angaben zu ihrer Person verweigert. Begründung zwei: Die mutmaßliche Mordwaffe sei aus einem Container entwendet worden, zu dem nur sie Zugang gehabt hätten.
    Anschließend beorderte er von der Jammerhalde einen Mannschaftsbus der Polizeischule zu sich und ließ die Forstarbeiter zwecks erkennungsdienstlicher Behandlung, Untersuchung ihrer Kleidung auf Blutspuren, Beschuldigtenvernehmung etc. allesamt ins K 1 abtransportieren.
    Mertel und seine Kollegen wandten sich unterdessen mit ihrem kriminaltechnischen Sachverstand der Werkzeugbox zu und brachten anschließend den gesamten Inhalt in ihr Labor. Gemeinsam mit ihnen kehrte auch Tannenberg zu der am Pfaffplatz gelegenen Kriminalinspektion zurück.
    Als er das Kommissariat betrat, lief er Dr. Hollerbach direkt in die Arme. Mit zornesgerötetem Gesicht eröffnete ihm der Oberstaatsanwalt, dass vor ein paar Minuten ein gewisser Förster Kreilinger bei ihm angerufen und sich über die Festnahme seiner Mitarbeiter beschwert habe. Dessen Drohung, umgehend das Forstministerium von dieser, wie er sagte ›skandalösen Willkürmaßnahme‹ in Kenntnis zu setzen, zeigte umgehend Wirkung: Die Waldarbeiter wurden nach der zu diesem Zeitpunkt bereits erfolgten Feststellung ihrer Personalien auf der Stelle nach Hause entlassen.
    »Na schön, wenn Sie meinen«, entgegnete Tannenberg, nachdem der Oberstaatsanwalt seinen verbalen Amoklauf beendet hatte. »Aber wenn heute Nacht der nächste Mord passiert, möchte ich nicht in Ihrer Haut stecken.« Wie ein Florettfechter stach er mit dem Zeigefinger in Richtung seines Busenfreundes. »Das hätten nämlich ganz alleine Sie zu verantworten!«

5
    Nachdem Dr. Hollerbach empört aus dem K 1 hinausgestürmt war, telefonierte Wolfram Tannenberg mit seinen Mitarbeitern und erkundigt sich nach den Ermittlungsfortschritten. Die Ergebnisse waren jedoch äußerst unbefriedigend: Die Nachforschungen in den Kaiserslauterer Hotels hatten nicht einmal den kleinsten Hinweis auf die an der Jammerhalde aufgefundene Person ergeben. Eine Vermisstenmeldung war bislang auch noch nicht eingegangen.
    Geigers Auftrag zur Archivrecherche war im ersten Anlauf daran gescheitert, dass sich die Akten aus den Jahren vor 1980 nicht mehr im Keller der Dienststelle, sondern irgendwo im Justizgebäude am Bahnhof befanden. Und als er mit Hilfe des Hausmeisters endlich den richtigen Raum ausfindig gemacht hatte, stellte sich heraus, dass die alten Unterlagen nicht chronologisch in Regalen geordnet lagen, sondern sich auf dem Fußboden als verstaubte Aktenberge türmten.
    Somit bleibt uns wohl mal wieder nichts anderes übrig, als brav auf die rechtsmedizinischen Ergebnisse zu warten, resümierte der Kriminalbeamte. Und bis dieser Leichenschnibbler irgendwas herausgefunden hat, kann ich mich genauso gut in einen Biergarten setzen.
    Tannenberg bedankte sich artig für diese konstruktive göttliche Eingebung. Dann klatschte er voller Vorfreude in die Hände und verschwand aus seiner Dienststelle.
    Eine entsprechende Lokalität war schnell gefunden. Im Verlauf von nicht einmal einer Stunde schüttete er drei Hefeweizen in sich hinein. Anschließend machte er sich auf den Heimweg. Als er in seinem Elternhaus in der Beethovenstraße eintraf, hielten sich die meisten Mitglieder seiner Familie im gemeinsam genutzten Innenhof auf und genossen den lauen Sommerabend. Eigentlich fühlte er sich viel zu müde und ausgelaugt, um sich zu seiner manchmal recht anstrengenden Sippe zu gesellen. Aber da in diesem großfamiliären Wohnambiente die Wände Ohren zu haben schienen, wurde sein Kommen von den anderen natürlich sofort bemerkt.
    »Herr Hauptkommissar, stimmt das mit der weißen Lilie?«, grölte

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