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Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Titel: Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Schwein gehabt, mein alter Junge«, keuchte er und tätschelte seinem geschockten Beifahrer den Oberschenkel. Ohne darüber nachzudenken, was er gerade tat, zupfte er mit zittriger Hand zwei Nadeln ab, zerrieb sie und sog den feinherben, aromatischen Duft ein.
    »Haben Sie denn nicht das Warnsignal gehört, Sie lebensmüder Idiot?«, blökte plötzlich eine barsche Männerstimme in seinem Rücken.
    Im Gegensatz zu Mertel, dem der Schreck in alle Knochen gefahren war und der immer noch wie in Blei gegossen vor sich hinstarrte, war der Leiter des K 1 schon wieder geistig hellwach.
    Reflexartig drehte er sich rum. Nur wenige Meter hinter dem Kofferraum seines Autos hatte sich ein grimmig dreinblickender Forstarbeiter aufgepflanzt. Der etwa 50-jährige, vollbärtige Mann trug Sicherheitsschuhe, eine grüne Schnittschutzhose und eine orangefarbene Windjacke. In seiner Rechten schwang er einen Spalthammer, mit dem er kurz zuvor einen Keil in den eingeschnittenen Stamm der Douglasie getrieben hatte. Das Plastikvisier seines signalgelben Schutzhelmes war im 90-Grad-Winkel nach oben weggeklappt, der gleichfarbige Hörschutz hing wie ein Stethoskop um seinen Hals.
    Tannenberg legte den Rückwärtsgang ein und setzte seinen BMW genau so weit zurück, dass sein Auto unmittelbar vor dem Waldarbeiter zum Stillstand kam.
    »Jetzt reicht’s«, schrie der erboste Mann, dessen Mimik inzwischen einen noch bedrohlicheren Ausdruck angenommen hatte. Er stürmte auf die Fahrertür des Cabrios zu und riss sie auf.
    Bevor der Forstwirt handgreiflich werden konnte, zückte Tannenberg seinen Dienstausweis, hielt ihn seinem Widersacher unter die Nase. »Dankeschön, wirklich sehr nett von Ihnen, dass sie mir die Tür aufhalten«, sagte er betont gelassen. »Mein Name ist Wolfram Tannenberg. Ich bin Leiter der hiesigen Mordkommission«, verkündete er und wies mit der anderen Hand nach rechts. »Und der bleiche Herr auf dem Beifahrersitz ist Oberkommissar Mertel. Wir hätten gerne ein paar Auskünfte von Ihnen.«
    »Was, was für Auskünfte denn?«, stammelte der verblüffte Waldarbeiter, während er devot zur Seite wich. Tannenberg stieg aus und sondierte kurz die Frontpartie seines Wagens. Außer ein paar kleinen Kratzern auf der Kühlerhaube hatte der betagte BMW die Douglasienattacke weitgehend unbeschadet überstanden.
    »Welch ein Duft«, schwärmte Tannenberg, ohne auf die Frage einzugehen. In einem tiefen Zug sog er den herbwürzigen, harzigen Nadelholzgeruch in seine Lungen ein.
    Inzwischen hatte sich ein weiterer, allerdings bedeutend jüngerer Forstwirt zu ihnen gesellt. Er schaltete seine tuckernde Motorsäge aus und stellte sie am Wegesrand auf einem flachen Sandstein ab. Mit schlotternden Knie verließ nun auch der Kriminaltechniker das feuerrote Cabrio.
    »Wer ist denn eigentlich der Chef hier?«, fragte Tannenberg in scharfem Ton.
    »Ich bin der Rottenführer«, antwortete der Ältere.
    Erheitert über diesen Begriff, der ihm nur in Zusammenhang mit Wildschweinen geläufig war, konnte sich Tannenberg eines Grinsens nicht erwehren. »Schön für Sie, Herr Rottenführer. Und wie heißen Sie?«
    »Cambeis. Konrad Cambeis.«
    »Gut, Herr Cambeis. Dann gehen wir doch am besten gleich mal zu Ihren Kollegen und befragen alle gemeinsam. Ist schließlich weitaus ökonomischer als mehrere Einzelbefragungen durchzuführen, nicht wahr, Herr Rottenführer?«
    Der Forstwirt nickte und geleitete die beiden Kriminalbeamten zu einem Bauwagen, vor dem sich drei weitere Waldarbeiter aufhielten. Zwei von ihnen lehnten auf der schattigen Seite an dem kühlen Metallaufbau und steckten sich gerade eine Zigarette an, während der dritte neben ihnen am Boden kniete und eine Motorsäge mit Benzin befüllte.
    Wolfram Tannenberg stellte Mertel und sich selbst kurz vor. Danach wandte er den Waldarbeitern den Rücken zu und ließ seinen Blick durch den sonnendurchfluteten Mischwald wandern. »Wir leben schon in einer herrlichen Gegend, finden Sie nicht auch, meine Herren?«
    Die Männer reagierten nicht. Sie wussten offensichtlich nichts Rechtes mit dieser abschweifenden Bemerkung anzufangen.
    »Dieser wunderbar harmonische Einklang, der in der Natur herrscht«, schob der Leiter des K 1 nach. »Wir Menschen sollten es ihr doch am besten gleichtun. Oder sehen Sie das etwa anders, meine Herren?« Die wettergegerbten Gesellen schwiegen weiter. Tannenberg fuhr mit seinen nebulösen Äußerungen fort: »Vor allem sollten wir nett und höflich miteinander

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