Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Titel: Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
Vom Netzwerk:
Landesforstbehörde, den Träger des hier angesiedelten ›Hauses der Nachhaltigkeit‹, ergänzte er grinsend: »Obwohl: Ab und an findet man hier auch mal einen betrunkenen Forstbeamten im Gebüsch.« Das letzte Wort blieb ihm fast im Halse stecken, denn diesen Begriff koppelte sein Gehirn unweigerlich mit der Assoziation ›Kreilinger‹.
    Hanne überhörte diesen vermeintlich humoristischen Einwurf. »Das würde ich auch liebend gerne wissen«, pflichtete sie ihm bei. »Aber hab ich’s Ihnen denn nicht gleich gesagt: Diese Überraschungsevents haben es wirklich in sich. Ist das nicht Spannung pur?«
    Tannenberg ließ ein undefinierbares Grunzgeräusch verlauten. Er erinnerte sich daran, dass in Johanniskreuz ab und an Kirchentage abgehalten wurden. Auch von Wald-Gottesdiensten für Motorradfahrer, die im Sommer Johanniskreuz als ihr Mekka betrachteten, hatte er schon gehört. Aber ein Konzert oder eine Oper – hier oben? Und dann auch noch mitten in der Nacht. Neugierig erhob er sich von seinem Sitz.
    Der Bus ruckelte in langsamer Fahrt über den mit Schlaglöchern übersäten Waldweg.
    »Ein Lagerfeuer?«, stieß der Kriminalbeamte verblüfft aus, als er durch die Frontscheibe den riesigen Feuerschein entdeckte.
    Soll das etwa ein richtig uriger Germanen-Event werden? Mit viel Met und Klampfenmusik am Lagerfeuer? Wäre schließlich auch so etwas ähnliches wie Kultur. Quatsch, die hatten ja noch gar keine Klampfen, korrigierte er sich in Gedanken. Aber vielleicht wird das ja auch ein neues Woodstock. Jetzt ein richtig gutes Hardrockkonzert, am besten mit Deep Purple – das wär’s!
    »Woodstock«, brummelte er in ein mühevoll unterdrücktes Lachen hinein.
    »Bitte?«, fragte Hanne.
    »Ach, nichts weiter«, entgegnete Tannenberg. »Ich hab nur gerade an ein lustiges Wortspiel denken müssen.«
    »An welches denn?«, bohrte die attraktive Historikerin weiter.
    Tannenberg hatte Glück, denn unverhofft sprang ihm der Intendant des Pfalztheaters zur Seite. »Meine sehr verehrten Damen und Herren«, begann der großgewachsene, ausgesprochen edel gekleidete Endvierziger, »ich freue mich sehr, Ihnen heute Abend etwas ganz Besonderes präsentieren zu dürfen.«
    Der Bus kam knirschend auf einem geschotterten Parkplatz zum Stillstand. In der Zwischenzeit hatten alle Insassen wieder Platz genommen und lauschten nun erwartungsvoll den wohlgeformten Worten des Intendanten.
    »Wie Sie sehen, haben wir Sie heute Abend nach Johanniskreuz entführt.« Er ließ seinen ausgestreckten Arm eine ausladende Bewegung durchführen und sagte dabei: »Wir befinden uns hier im Zentrum des deutschen Teils des Bio-sphärenreservats Pfälzerwald-Nordvogesen. Und zwar auf dem Gelände des sogenannten ›Hauses der Nachhaltigkeit‹. Viele von Ihnen werden sich jetzt sicherlich fragen: Schön, aber was hat das denn mit Kul-tur zu tun? Das ist doch wohl Na-tur.«
    Damit hatte der Intendant exakt Tannenbergs aktuellen Gedankengang ausgesprochen.
    »Natur und Kultur. Zwei dichotome Begriffe?«, dozierte der Intendant weiter.
    An dieser Stelle klinkte sich Wolfram Tannenberg aus dem Vortrag aus. Er lehnte sich gelangweilt in seinem Sitz zurück, drehte den Kopf zur Seite und schloss die Augen. Angestrengt versuchte er, Hannes bildhübsches Gesicht auf seine innere Leinwand zu projizieren.
    »Der Leiter der Kaiserslauterer Mordkommission wird hier gleich erscheinen«, vernahm er urplötzlich die anschwellende Stimme des Pfalztheater-Intendanten.
    Tannenberg fuhr der Schreck in alle Glieder. Sein Herz raste wie ein wildgewordener Elektromotor. Er krallte sich an der Sitzfläche fest. Völlig perplex starrte er zu Hanne, die ihm mit gleichsam verdutzter Miene entgegenblickte.
    Unterdessen fuhr der redegewandte Intendant fort: »Sie werden heute Abend etwas wirklich Einzigartiges erleben. Sie werden Zeuge eines spektakulären Kulturevents.« Aus dramaturgischen Gründen legte er nun eine kleine Pause ein, während der er theatralisch den Zeigefinger in die Höhe reckte. »Aber Sie werden nicht nur Zeuge eines solchen Megaevents werden.«
    Nun stach er mit seinem Finger wie ein Florettfechter auf die vor ihm sitzenden, gebannt seinen Worten lauschenden Menschen ein. »Nein, Sie alle werden in den nächsten Stunden Teil einer Performance, einer künstlerischen Inszenierung werden, wie sie es meines Wissens noch niemals zuvor gegeben hat.«
    Er hielt abermals inne, um sich wohl der Wirkung seines Überraschungscoups zu vergewissern. Selbstzufrieden

Weitere Kostenlose Bücher