Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Titel: Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
Vom Netzwerk:
ihn der Pathologe. Allerdings eher pro forma, denn insgeheim hegte er nicht den geringsten Zweifel daran, dass sein Freund sich schon längst gegen einen weiteren Klinikaufenthalt entschieden hatte, zumal er Krankenhäuser hasste.
    Selbstverständlich lag er mit dieser Einschätzung wieder einmal goldrichtig. Denn obwohl sich Tannenberg sehr niedergeschlagen fühlte, kratzte er alle verfügbare Restenergie zusammen und bündelte sie zu einem polternden Auswurf.: »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich mich jetzt hier brav ins Bett lege. In dieser Situation? Bist du bescheuert, oder was?«
    Der Gerichtsmediziner stellte sich neben ihn, wobei er sich bemühte, sein Grinsen nicht allzu plakativ ausfallen zu lassen. »Komm, wir gehen mal rüber in dein Zimmer«, schlug er vor.
    »Nein«, protestierte Tannenberg. »Wir haben jetzt keine Zeit, wir müssen sofort los.«
    »Doch, wir haben Zeit, und zwar genügend. Denn wenn dort tatsächlich ein neuer Toter liegt, läuft der uns nicht weg. Und außerdem sollten wir erstmal abwarten, ob dein Vater nicht noch andere Hinweise im Internet findet.«
    Als der Kriminalbeamte sich auch weiterhin wie ein störrischer Esel gebärdete, fauchte ihn Dr. Schönthaler an: »Mann, willst du etwa im Bademantel zur Jammerhalde fahren?«
    Dieser Appell fruchtete. Gemeinsam verschwanden die beiden Männer aus dem Arztzimmer.
    »Der hat uns tatsächlich den nächsten Mord angekündigt«, konstatierte Wolfram Tannenberg und begann sich anzukleiden.
    »Wieso denn er , wohl eher sie «, korrigierte der Rechtsmediziner und rammte damit seinem besten Freund den rotglühenden Nagel noch tiefer in dessen verwundete Seele: »Wo ist denn deine Johanna abgeblieben?«
    »Meine Johanna«, schnaubte der Kriminalbeamte verächtlich zurück.
    »Genau. Du eitler Gockel hast dich doch mal wieder total verrannt.« Er spitzte den Mund. »Darf ich vorstellen: Johanna von Hoheneck«, äffte er Tannenberg nach. »Das hast du nun davon! Ich sag nur eins: Johanna – Mission 370 .«
    Dem Leiter des K 1 fiel nach diesen schonungslosen Worten die Kinnlade herunter. Er hielt kurz inne und stierte den Pathologen fassungslos an. »Glaubst du wirklich, dass Hanne dahintersteckt?«
    »Ja, wer denn sonst? Warum ist deine Herzdame vorhin so panikartig verschwunden, als wir ihre Signatur entdeckt haben, wenn sie nichts damit zu tun hat? Was hat diese Frau zu verbergen?«
    »Ach, was weiß denn ich«, seufzte Tannenberg. Den Oberkörper nach vorne gebeugt nestelte er an den Hemdknöpfen herum. Er stand da wie ein Häuflein Elend.
    Tröstend legte Dr. Schönthaler seinem Freund eine Hand auf die Schulter. »Tut mir ja leid für dich, alter Junge, aber ihr überhasteter Abgang eben war der beste Beweis dafür, dass sie offenkundig ganz tief in dieser Sache drinsteckt.«
    Mit einer abrupten Bewegung richtete sich Tannenberg auf. »Aber das ist doch völliger Schwachsinn!«, protestierte er. »Traust du dieser Frau so etwas ernsthaft zu?«
    »Wie du weißt, traue ich grundsätzlich jedem Menschen so ziemlich jede Schandtat zu.«
    »Aber Hanne doch nicht. Sie ist so ein …«
    »Jetzt hör endlich mal auf mit diesem schmalzigen Gesülze«, fuhr ihm der Pathologe in die Parade. »Ich kann’s einfach nicht mehr hören! Ich habe den Eindruck, dass dir eine unbedeutende, winzige Kleinigkeit bislang völlig entgangen ist.«
    »Welche?«, hauchte der Kriminalbeamte.
    »Ach, was heißt entgangen, verdrängt ist sicherlich der angemessenere Ausdruck«, echauffierte sich Dr. Schönthaler. Seine Stimme gewann noch mehr an Schärfe: »Du bist zur Zeit nämlich alles andere als objektiv, du bist befangen, sogar extrem befangen. Du willst die Realität doch gar nicht wahrhaben! Und warum? Weil du in diese attraktive Dame verknallt bist – und zwar bis über beide Ohren.«
    Nun reagierte Tannenberg ebenfalls aggressiv, wie ein in die Enge getriebenes Tier: »Du spinnst doch. Du bist doch krank im Hirn!«, brüllte er mit hochrotem Kopf. Dabei zeigte er seinem betont gelassen dreinblickenden Freund den Vogel. »So ein verdammter Schwachsinn.«
    Der Rechtsmediziner wartete, bis die Erregung seines Kumpels wieder ein wenig abgeklungen war. »Ja, ja, wenn eine alte Scheuer erst einmal richtig brennt«, bemerkte er trocken.
    »Was? Mach du dir mal lieber Gedanken darüber, warum du dich gerade so extrem auf Hanne einschießt.«
    »Ja, warum denn?«
    »Weil du eifersüchtig bist.«
    Der Rechtsmediziner lachte schallend. »Ich und eifersüchtig? Auf

Weitere Kostenlose Bücher