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Jan Fabel 01 - Blutadler

Titel: Jan Fabel 01 - Blutadler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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ukrainischen Banden in Panik zu versetzen. Niemand ist sich sicher, dass Witrenko überhaupt hier ist, aber man weiß, dass sich das Top-Team aus Offizieren zusammensetzt, die unter ihm gedient haben. Was der Kerl getan hat, ist mir schleierhaft, aber seine berüchtigte Grausamkeit hat zur Folge, dass niemand so tun mag, als sei er nicht hier.« 
    »Könnte dieser Witrenko hinter den Blutadler-Morden stecken?«, fragte Maria.
    »Das bezweifle ich. ›Son of Sven‹ sieht sich selbst als eine Art germanischen Kreuzritter. Witrenko dagegen ist Ausländer. Ich glaube aber, dass er - oder die Gruppe, die seinen Ruf als Instrument des Terrors benutzt - das wirkliche Ziel von Klugmanns und Kramers Operation war. Ihre Sicherheits- und Tarnungsmaßnahmen lassen vermuten, dass sie es mit einem bestens organisierten, hoch professionellen Gegner zu tun hatten. Normalerweise könnten wir die Abteilung Organisierte Kriminalität zu unserer Unterstützung hinzuziehen, aber Volker behauptet, dass die Bande Kontakte zur Polizei Hamburg hat. Deshalb beschränke ich diese Informationen auf uns fünf.«
    »Herrgott, Jan.« Werner schüttelte den Kopf. »Diesen Blödsinn kannst du doch nicht ernstlich glauben.«
    »Ich bin nicht bereit, irgendein Risiko einzugehen. Nach Volkers Aussage haben diese Leute eine Vorgeschichte als Sonderpolizisten in der Ukraine. Und schließlich gibt es auch bei uns manchen, der nicht entscheiden kann, ob er Soldat oder Polizist ist. Nicht einmal Volker kann ich um Hilfe bitten. Er hat sich freimütig über das Top-Team geäußert, doch der Anführer ist, wie er sich ausdrückt, gesichts- und namenlos. Aber wenn mein Gewährsmann seinen Namen herausgefunden hat, dann bin ich verdammt sicher, dass der BND es auch kann. Wie auch immer, in dem Ordner, den Volker mir gegeben hat, wird jedenfalls die Bedeutung des Top-Teams heruntergespielt. Ich möchte, dass wir herausfinden, wer alles innerhalb der Polizei Hamburg offizielle, halb offizielle oder inoffizielle Kontakte zum ukrainischen Geheimdienst unterhält. Maria, kannst du dich zusammen mit Werner darum kümmern? Ich weiß, ihr seid beide auch jetzt schon ausgelastet, also macht die Sache nicht zur Priorität. Aber sie muss unbedingt erledigt werden. Und geht um Gottes willen diskret vor.«
    Maria nickte, und Werner sagte: »Für meine Diskretion bin ich berühmt.« Alle fünf lachten laut.
     

 
    Hamburg-Blankenese,
    Mittwoch, den 18. Juni, 19.00 Uhr
      Blankenese liegt im Westen Hamburgs am Nordufer der Elbe. Der Eibhang erhebt sich in steilen Terrassen vom Fluss und ist mit Flächen grünen Laubwaldes durchsetzt. In dieser Gegend findet man eine Mischung aus älteren Fischerhäuschen und großen Villen aus dem neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhundert. Während die Häuschen behaglich nebeneinander stehen, bewahren die Villen ihre norddeutsche Distanz und schirmen sich mit riesigen, baumbestandenen Gärten gegen zudringliche Blicke ab. Zeitgenössische Architektur ist nur in Maßen und auf sehr geschmackvolle Weise nach Blankenese vorgedrungen. Aus all diesen Gründen ist es zu dem wohl begehrtesten Hamburger Vorort geworden. Die Fischer und Handwerker, die Blankenese seinen Charakter und seinen Charme verliehen, sind längst von Unternehmern, Medienvertretern und leitenden Angestellten der multinationalen Konzerne von Hamburg verdrängt worden.
    Werner hatte Erika Kessler in ihrem NDR-Büro an der Rothenbaumchaussee angerufen, und sie hatte um ein Gespräch in ihrem Haus in Blankenese gebeten. Obwohl weiterhin Dampfhämmer an Fabels Schläfen pochten, hatte er beschlossen, Werner zu begleiten, weil er sich ein möglichst vollständiges Bild von Angelika Blüm machen wollte. Alle Redaktionen, die ihr regelmäßig Aufträge erteilten, hatten Angelika Blüms große Verschwiegenheit während ihrer Recherchen betont. Damit blieb als mögliche Quelle nur Erika Kessler, die Angelika Blüm seit dem Studium kannte und am ehesten als ihre Freundin zu bezeichnen war.
    Erika Kessler arbeitete als Produktionsleiterin beim NDR. Ihr Mann war Partner einer auf Fernsehspots spezialisierten Werbeagentur. Das dreistöckige moderne Haus, das sie sich teilten, ließ ihr solides gemeinsames Einkommen und ihre Aufgeschlossenheit erkennen. Kesslers Ehemann, ein kleiner, gepflegter Glatzkopf in Armani-Hosen, einem Kaschmirpullover mit V-Ausschnitt und Sandalen, die laut auf die Terrakottafliesen des Atriums klatschten, führte sie auf einen Sonnenbalkon mit

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