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Jan Fabel 01 - Blutadler

Titel: Jan Fabel 01 - Blutadler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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gewählt, damit sie unvermittelt und in jedem Zusammenhang ausgesprochen werden konnten. Im Raum machten sich Erwartung, Nervosität und Spannung breit. »Bist du sicher, dass du nicht mitkommen willst, Chef?«
    »Ja, Anna, dies ist dein Einsatz. Aber ich werde hin und wieder mit dem Team Verbindung aufnehmen, um sicher zu sein, dass alles seinen Gang geht. Viel Glück.«
    »Danke.«
    Das Team folgte Anna hinaus in den Fuhrpark. Fabel und Werner blieben allein in der Mordkommission zurück. Der Raum wirkte leer und trübe, nachdem er die hier noch vor ein paar Sekunden herrschende Spannung verloren hatte.
    Die beiden standen eine Minute lang schweigend da, dann fragte Werner: »Jetzt?«
    Fabel nickte. »Aber bleib dem Operationsbereich fern. Fahr einfach hinterher und hör den Funk ab. Anna und Paul sollen nicht denken, dass ich ihnen kein Vertrauen schenke. Für den Fall, dass es irgendwelche Probleme gibt, werde ich mein Handy die ganze Nacht anlassen.«
    »Alles klar, Jan.«
    »Und, Werner«, sagte Fabel, »ich bin dir dankbar für deine Hilfe. Es beruhigt mich, dass ihnen deine Kenntnisse und Erfahrung jederzeit zur Verfügung stehen.«
    Werner hob die stämmigen Schultern und grinste. »Die Sache geht schon glatt.« Er schüttelte seine Autoschlüssel leicht hin und her, drehte sich um und verließ das Büro.
     

 
    Hamburg-St. Pauli,
    Freitag, den 20. Juni, 20.00 Uhr
       Ein großer dunkelblauer Mercedes-Lieferwagen, an dessen Seiten der Schriftzug »Ernst Thoms Elektriker« aufgebracht war, parkte gegenüber dem Eingang des Nachtclubs. Die Passanten nahmen ihn kaum wahr, denn Fahrer- und Beifahrersitz waren leer, und der sich leise und stetig drehende Dachentlüfter schien das einzige Lebenszeichen darzustellen. Die meisten Menschen hätten ebenfalls nicht bemerkt, dass sich der zweite Dachentlüfter nicht drehte und seine geöffnete Seite in Richtung des Clubs gewandt war.
    Anna Wolff lächelte, als ihr einer der beiden Rausschmeißer die Tür öffnete, denn offensichtlich erkannte er sie nicht als die Frau wieder, die ihm die Flexibilität seines Daumengelenks so eindrucksvoll vorgeführt hatte. Sie wandte sich in der Tür halb um und warf dem Mercedes-Lieferwagen einen langsamen Blick zu. Wie geistesabwesend pochte sie sich mit den Fingern an die Brust, wandte sich um und betrat den Club. Sie nahm an, dass Paul und Maria, die sich im geräumigen hinteren Teil des Lieferwagens aufhielten und das Bild von der Dachentlüftungs-Kamera auf einem Monitor beobachteten, ihr Pochen gesehen und gehört hatten. Wenn nicht, würde man Anna sofort rausholen.
    Es war ein verwirrendes Gefühl, taub, aber nicht stumm zu sein. Ihre Beobachter im Lieferwagen konnten alles hören, was sich um sie herum abspielte, dazu jedes Wort, das sie sagte oder das an sie gerichtet wurde, doch Anna konnte sie ihrerseits nicht hören. Eine Ohrkapsel wäre zu leicht entdeckt worden. Anna wusste jedoch, dass sich bereits zwei Team-Mitglieder im Club aufhielten. Beide waren mit Mobilfunkgeräten ausgerüstet und würden jeden ihrer Schritte verfolgen.
    Anna atmete tief durch und riss die Tür zur Haupttanzfläche des Clubs auf. Der pulsierende Beat schwemmte über sie hinweg, konnte das Unbehagen tief in ihrem Innern jedoch nicht beseitigen.
     

 
    Alsterpark, Hamburg,
    Freitag, den 20. Juni, 20.00 Uhr
      Fabel hatte sich auch an diesem Abend mit Susanne in Pöseldorf getroffen, um etwas zu essen und zu trinken. Während der Mahlzeit war er so geistesabwesend gewesen, dass er sich nun bei ihr entschuldigte.
    »Eine meiner Beamtinnen ist da draußen«, erklärte er. »Und ich kann nicht behaupten, dass ich die Situation allzu beruhigend finde.«
    »Hat es mit dem Son-of-Sven-Fall zu tun?«
    Fabel nickte. »Es könnte damit zu tun haben. Ich habe zugelassen, dass sich eine junge Beamtin selbst zum Köder macht.«
    »Für Son of Sven?« Susanne war aufrichtig schockiert. »Wir haben es mit einem äußerst gefährlichen, unberechenbaren und intelligenten Psychopathen zu tun. Du machst dir zu Recht Sorgen, Jan. Ich meine, die Sache grenzt an Verantwortungslosigkeit.«
    »Vielen Dank für deine Einschätzung«, sagte Fabel finster. »Dadurch fühle ich mich viel besser. Aber ich bin mir durchaus nicht sicher, dass es unser Mann ist. Vielleicht hat er etwas mit den Vergewaltigungen zu tun.«
    »Ich kann nur hoffen, dass sich deine Beamtin zu verteidigen weiß.«
    »Es ist Anna Wolff. Sie ist viel zäher, als sie aussieht. Nein, sogar viel

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