Jan Fabel 01 - Blutadler
Namen der beiden anderen. Der Anwalt und Eitel senior nahmen Platz. »Wir würden Ihnen gern ein paar Fragen nach Angelika Blüm stellen. Welche Beziehung hatten Sie zu ihr - in persönlicher ebenso wie in beruflicher Hinsicht?«
»In persönlicher Hinsicht hatte ich wenig mit ihr zu tun und in beruflicher überhaupt nichts«, antwortete Norbert Eitel. »Ehrlich gesagt, Frau Blüm rümpfte die Nase über unsere Publikationen. Sie glaubte, einer ganz anderen Kategorie anzugehören.«
»Und Sie stimmten ihrer Einschätzung nicht zu?«
Norbert Eitel lachte. »Ich hatte großen Respekt vor Frau Blüms Fähigkeiten, aber ich finde, dass unsere Titel ebenfalls eine hohe Qualität aufweisen. Ich kannte Frau Blüm hauptsächlich durch Branchenereignisse und gemeinsame Freunde.«
»Und Sie, Herr Eitel?« Maria wandte sich dem Älteren zu. »Welche Kontakte hatten Sie zu Frau Blüm?«
Wolfgang Eitel warf den Kopf zurück und schaute Maria über seine Adlernase hinweg an. »Überhaupt keine. Wir sind uns nur einmal begegnet, im Hotel Krone. Vor ungefähr zwei Wochen.«
»Aber ich darf wohl vermuten, dass sie sich bei Ihnen beiden nicht sehr beliebt gemacht hat ...« Maria führte den Gedanken nicht weiter.
»Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen.« Norbert Eitels leutseliges Gesicht verzog sich zu einem verwirrten Lächeln, während die Miene seines Vaters ausdruckslos blieb.
»Frau Blüm stand kurz davor, einen Artikel zu veröffentlichen, in dem Ihnen Grundstücksspekulationen mit ausländischer Beteiligung vorgeworfen werden.« Maria sprach mit gleichmäßigem, sicherem Tonfall. Fabel wandte den Blick nicht von Norbert Eitel ab. Er war entschlossen, seine Überraschung über Marias Bluff nicht zu zeigen. Eitels Lächeln blieb unverändert, doch seine Dauer ließ es gekünstelt wirken. Maria hatte ins Ziel getroffen.
Norberts Vater ergriff das Wort. »Herr Hauptkommissar Fabel, wir wussten nicht, dass Frau Blüm beabsichtigte, einen Artikel über meinen Sohn oder mich selbst zu veröffentlichen. Natürlich haben wir Immobilien, und natürlich machen wir Geschäfte mit anderen Nationen. Meine Karriere gründete sich schließlich auf Import und Export. Wenn Frau Blüm wirklich etwas über uns geschrieben hat, dann ist das für uns neu, aber wir dürfen Ihnen versichern, dass es uns in keiner Weise interessiert.«
Fabel wechselte das Thema. »Nach unseren Informationen haben Sie während des Krieges an der Ostfront gedient. Waren es nicht Ukrainer, die Ihrem Befehl unterstanden?«
Das Funkeln in Wolfgang Eitels Augen schien zu einem wütenden Feuer zu werden, doch nichts davon griff auf seine Stimme, seine Miene oder seine Bewegungen über. »Ich weiß wirklich nicht, was das mit unserem Gespräch zu tun hat, Herr Hauptkommissar.«
Fabel hatte das Gefühl, in einen Reaktorkern zu blicken - als sähe er etwas Tödliches vor sich, das jedoch im Zaum gehalten wurde. »Der Zusammenhang besteht darin, dass die Ukraine in unserer Ermittlung eine äußerst wichtige Rolle spielt.«
Wolfgang Eitel strich sich das weiße Haar an den Schläfen mit beiden Handballen zurück, doch nun mischte sich sein Sohn ein. »Wir haben überall in Europa und auch auf anderen Kontinenten geschäftliche Verbindungen. Uns gehören Presseorgane in den Niederlanden, in Polen und Ungarn, und an unserem Immobiliengeschäft sind nicht nur Partner aus der Ukraine, sondern auch aus den Vereinigten Staaten beteiligt. Ich kann nicht einsehen, was daran besonders bemerkenswert sein soll.«
Volltreffer. Fabel und Maria tauschten einen verstohlenen Blick aus, und er hatte Mühe, sich seine Freude nicht anmerken zu lassen. Er wandte sich wieder an Wolfgang Eitel. »Ich glaube, uns allen ist bekannt, dass sich Frau Blüms Recherchen nicht nur auf ein ganz gewöhnliches Geschäft mit östlichen Partnern bezogen, oder?«
»Dann wissen Sie mehr als ich, Herr Fabel.«
Nun ergriff Waalkes das Wort. »Das reicht jetzt wirklich, Herr Hauptkommissar. Wir haben uns zu diesem Gespräch bereit erklärt, weil wir alle entsetzt über Frau Blüms Ermordung sind und nach Kräften helfen wollen, dieses Ungeheuer zu fassen. Aber das berechtigt Sie nicht, meine Mandanten nach geschäftlichen Interna zu befragen und ihnen dubiose Geschäfte zu unterstellen.«
»Ich wüsste nicht, dass wir irgendwelche Vorwürfe erhoben hätten«, warf Maria ein. »Es geht uns lediglich darum herauszufinden, welche Verbindung zwischen der Eitel-Gruppe und Frau Blüm bestanden
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